Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
und
mit großem Beifall bedacht, ehe man sich den mit Cremes und Konfitüren gefüllten Torten widmete.
Der König musste feststellen, dass sich die Königin äußerst schlecht gelaunt mit ihrem Schildknappen unterhielt. Das schien sie jedoch nicht daran zu hindern, die Comtesse d’Angoulême mit abschätzigen Blicken zu bedenken, weil diese sich die Speisen genauso schmecken ließ wie das Lächeln ihres Geliebten.
Der Königin missfiel nämlich die Liaison zwischen der Comtesse und Charles de Bourbon. Da Louise die Beziehung aber überaus diskret führte, konnte sie ihr deshalb kaum Vorwürfe machen. Außerdem gäbe es gewiss Probleme, müsste man die junge Witwe wiederverheiraten. Die Interessen Frankreichs durften jedenfalls nicht darunter leiden.
Warum sah Louise ausgerechnet jetzt zu ihr? Plötzlich drängte sich Anne der Verdacht auf, dass Louise eine unklare Situation ausnutzen wollte. Die Königin tröstete sich aber mit dem Gedanken, dass Louise auf keinen Fall wieder heiraten wollte. Allerdings blieb ihr keine Zeit, über den Grund dafür nachzudenken, weil von links zu anzüglichen Bemerkungen schmutzig und laut gelacht wurde.
Der König wirkte heiter und entspannt. Wieder warf er seiner Frau einen Blick zu und sah, wie ihre Hofdamen Anne de Rohan und Anne de Graville um ihre Aufmerksamkeit buhlten.
Germaine de Foix unterhielt sich mit ihrer angeheirateten Cousine Anne de Candale, der hinreißenden Brünetten, die gerade François zu bezirzen versuchte.
Die Königin hatte bereits mehrfach angesetzt, wusste aber nicht genau, wie sie es anstellen sollte, weil es ja um den Dauphin ging.
»Eure Cousine scheint mir sehr an diesem fidelen Kerl interessiert, den man auch Duc de Valois nennt«, wandte sie sich mit säuerlicher Miene an Germaine de Foix.
Die Comtesse ließ sich mit der Antwort Zeit.
»Soll das heißen, dass ich für ihr Verhalten verantwortlich bin, Hoheit?«, entgegnete sie vorsichtig.
»Nein, nein, nicht doch!«, beteuerte Anne sofort und tätschelte ihrer Zofe liebevoll den Arm. »Lieber Gott! Wie könntet Ihr für das leichtfertige Verhalten verantwortlich sein, dass Eure Cousine François d’Angoulême gegenüber an den Tag legt?«
»Bedenkt doch bitte, dass meine Cousine noch sehr jung ist, Hoheit. Außerdem ist sie Waise und hat nicht die strenge Erziehung genossen, die Ihr so sehr schätzt.«
»Auch wenn ihre baskischen Brüder Rüpel sind, kann ich nicht einsehen, wie sie sich über die vornehmen Sitten eines Hofes hinwegsetzen kann, dem ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit gelten sollte? Ich werde ihr schon noch beibringen, was sie zu tun und zu lassen hat.«
»Leider ist sie von Natur aus ein wenig streitlustig«, warf Germaine de Foix vorsichtig ein.
Die Königin wirkte verärgert.
»Ich muss doch bitten! Oder ist sie etwa nicht freiwillig zu uns gekommen?«
»Nicht ganz, Eure Hoheit, schließlich wünschten vor allem meine Cousins, dass sie den Hof mit ihrer Schönheit zieren sollte.«
Mit zusammengekniffenen Lippen musterte die Königin ihren Schildknappen, den die hinreißende Françoise de Foix ebenfalls in ihren Bann geschlagen hatte.
»Sollte sie nicht bereit sein, sich den Gepflogenheiten am
Hofe anzupassen, werden wir sie einfach schleunigst verheiraten. Ich finde sicher eine gute Partie für sie, wodurch ihr jugendlicher Übermut schnell besänftigt werden dürfte.«
»Lieber Himmel! Denkt Ihr da womöglich an jemand Bestimmten, Hoheit?«, fragte die Zofe sofort nach.
Anne nickte vielsagend.
»Ist es vielleicht ein Bretone?«, fragte die arme Cousine, deren Neugier jetzt auch geweckt war.
»Ja, ich denke da an einen Bretonen«, bestätigte die Königin. »Aber noch ist es nur eine Idee«, flüsterte sie ihrer Hofdame ins Ohr.
Germaine de Foix fuhr sich mit der Hand über die Stirn, weil sie sich bei der Hitze allmählich sehr unbehaglich fühlte. Obwohl sie größte Lust dazu hatte, wagte sie nicht weiter nachzufragen, aber die Königin befriedigte ihre Neugier von ganz allein.
»Ich habe da die wichtigste Persönlichkeit in meinem Herzogtum im Sinn.«
Und als sie sah, wie Germaine de Foix ihre kleinen schwarzen Augen fragend zusammenkniff, beugte sie sich noch näher zu ihr und flüsterte: »Sehr wahrscheinlich wird es der Comte de Chateaubriand werden.«
Mit einem zufriedenen Lächeln lehnte sich die Königin zurück und beobachtete die Wirkung, die ihre Worte auf dem rundlichen Gesicht ihrer Zofe hinterließen.
Anne de Bretagne genoss diese
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