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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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wurde das Fleisch auf einem großen Stück Brot serviert. Suppen und Gerichte mit Sauce wurden den Gästen, ihrem Rang entsprechend, in Keramik- oder Holzschüsseln vorgesetzt.
    François hatte die junge Prinzessin Claude neben sich, die vor lauter Schüchternheit kaum ein Wort sagte und sich sehr unauffällig verhielt. Wäre sie nicht die Tochter des Königs gewesen, hätte sie mit ihrem schmächtigen, unscheinbaren Äußeren dem Hof wohl kaum zur Ehre gereicht. Sobald sich ein königlicher Rat zu ihr beugte, wandte sie sich Hilfe suchend an François.
    Doch wer sie näher kannte, schätzte sie wegen ihrer natürlichen und bescheidenen Art.
    François hätte sich an der Seite dieses unsicheren kleinen Mädchens vermutlich zu Tode gelangweilt, hätte nicht auch die temperamentvolle Comtesse de Foix neben ihm gesessen, die den jungen Mann mit ihren fröhlichen Bemerkungen und feurigen Blicken umgarnte. Das üppige Essen, die lärmende Kulisse und der einfache Wein aus der Touraine trugen das ihre dazu bei, dass sich die beiden eher anzüglich als galant unterhielten.
    François’ Freunde feierten mit einer Verve, die bereits den
Übermut künftiger Freuden erahnen ließ. Montmorency brillierte mit seinem Esprit, und La Marck erzählte spannende Anekdoten, während sich Chabot damit begnügte, sich den Bauch vollzuschlagen und seinen Freunden Beifall zu spenden.
    Polyphone Gesänge wurden angekündigt, woraufhin einige lautstark protestierten, weil sie meinten, am Hofe Ludwigs XII. wäre kein Platz mehr für diese überholten französischen Troubadourlieder.
    Auch Marguerite und ihr Bruder hielten nicht viel von den altmodischen Gesängen. Stattdessen bevorzugten sie die kurzen Stücke mit galanten Versen, die sie mit ihrer Mutter gelernt hatten, die sogenannten Madrigale, in denen Gesang und Instrumente zu einem dramatischen Vortrag vereint wurden.
    Marguerite saß zwischen dem König und ihrem Gatten und plauderte, wobei ihr Blick immer wieder verstohlen den Mann streifte, mit dem man sie gerade verheiratete, Charles d’Alençon.
    Seit Beginn des Festmahls versuchte sie wenigstens kleinste Anzeichen von geheimem Einverständnis oder Harmonie zwischen ihnen zu entdecken. Doch mit jedem neuen Gang wurden die Hoffnungen der jungen Frau mehr und mehr enttäuscht, weil er mit dem König eine nicht enden wollende Debatte über militärische Fragen führte.
    Zwischen Pasteten und Schweinernem, Schinken und kalter Poularde war es ihr gerade mal gelungen, ihm einige, allerdings reichlich kühle Blicke zu entlocken.
    Beharrlich wie sie war, wagte sie einen neuen diskreten Blick, der jedoch bei Hecht in Sauce und gegrilltem Lamm mit Lauchzwiebeln lediglich von einem kaum wahrnehmbaren und eher argwöhnischen als wohlwollenden Augenzwinkern beantwortet wurde.
    Während die Diener zum nächsten Gang gebeiztes Wild und gefülltes Geflügel auftrugen, sah sie voller Verzweiflung zu François, der zwar bereits ziemlich angeheitert war, ihren Blick aber wenigstens wie immer liebevoll erwiderte.
    Als nach gegrilltem Schwein, mariniertem Rind und gefülltem Kalbsbraten Berge von Käse, Zuckerwaren und kandierten Früchten aufgefahren wurden, warf ihr Mann ihr einen kurzen Blick zu, der ihr aber fast gleichgültig vorkam. Ohne den Anflug eines Lächelns sah er sie mit seinen grauen Augen an.
    Marguerite schauderte. Er schien sie zu taxieren oder prüfend zu mustern, als müsste er gerade herausfinden, ob sie auch wirklich exakt seinen Vorstellungen entsprach.
    Und dabei spürte sie, dass sein kühles Wesen in keiner Weise dem Bild entsprach, das sie sich bisher von Charles d’Alençon gemacht hatte.
    Marguerite warf sich in die Brust und beschloss, ganz ohne vorwurfsvollen Ton das Gespräch zwischen dem König und ihrem Mann zu unterbrechen. Schließlich ging es darum, vor den versammelten Gästen einen guten Eindruck zu machen und dem König eine kultivierte Konversation anzubieten.
    Auch die Comtesse d’Angoulême hörte aufmerksam zu, was Marguerite zu sagen hatte, und stellte zufrieden fest, dass ihr die Tochter in Sachen Schlagfertigkeit alle Ehre machte.
    Marguerite unterhielt ihre Gesprächspartner brillant und abwechslungsreich und konterte klug und mit viel Taktgefühl.
    Louises Blick wanderte von ihrer Tochter zu François, um dann bei ihrem jungen Geliebten Charles de Bourbon zu verweilen, den man zu den hochrangigen Gästen an die Tafel des Königs gebeten hatte.
    Rondeaus, Balladen und Madrigale wurden vorgetragen

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