Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
Vom Netzwerk:
unter diesen Verhältnissen nur nach Vendôme und weiter nach Blois kommen würden, anstatt unsere Reise in die Normandie fortzusetzen.
    Könnt Ihr Euch vorstellen, wie verzweifelt ich bin, Louise? Die Suche nach meiner Tochter entwickelt sich zu einem wahren Alptraum. Ohne Hilfe und Unterstützung wird es mir nie gelingen, sie zu finden. Das ist so gut wie ausgeschlossen. Überall wird man mich nur auslachen, verspotten und für verrückt erklären.
    Deshalb wollte ich Marguerite schreiben und sie fragen, ob sie vielleicht mit dieser Roxane de Romaincourt Kontakt aufnehmen könnte. Nachdem ich nun aber erfahren habe, dass sie Blois bereits verlassen hat, um Euch in Amboise einen Besuch abzustatten, habe ich es mir anders überlegt und wende mich mit meinem Brief direkt an Euch, damit Ihr Eure Tochter unterrichten könnt.
    Ich sollte noch erwähnen, dass es eine Zeugin gibt, die alles miterlebt hat, nämlich Tania, die mit mir in Italien in Gefangenschaft geraten war und mir bei der Geburt meiner Zwillinge zur Seite stand. Unfreiwillig wurde sie zur Komplizin an dem schrecklichen Kindsraub, hat mir aber nichts gesagt, weil ihr Bruder an dem Verbrechen beteiligt war und sie befürchtet hatte, ich würde sie sonst nach Genua und zurück auf den Sklavenmarkt schicken.
    Allerdings könnten wir wohl, wenn wir geschickt vorgehen, mit Hilfe meines Freundes Mathias die Frau, die an dem ganzen Unglück schuld ist, dazu bringen, alles zu gestehen, was sie weiß.
    Ich flehe Euch an, Louise, helft mir! Marguerite ist doch jetzt
Herrin über die Normandie, und eben dort muss ich nach meinem Kind suchen. Für Eure Hilfe wäre ich Euch unendlich dankbar. Eure Antwort schickt bitte an das Gasthaus »Zum roten Ochsen«, in dem ich abgestiegen bin.
     
    Herzliche Grüße von Eurer sehr ergebenen
Alix.
    Schnell las sie den Brief noch einmal durch, steckte ihn in einen Umschlag und gab ihn dem Gastwirt, der die ganze Zeit mit Mathias über das verfluchte Wetter geschimpft hatte.
    »Der Brief ist für die Comtesse d’Angoulême bestimmt. Ich wäre froh, wenn Euer Stallknecht mir eine schriftliche Antwort bringen könnte. Dafür zahle ich auch den doppelten Preis.«
    »Gott, wie müde ich bin!«, stöhnte sie dann und rieb sich die Augen.
    Mathias klopfte dem Wirt freundlich auf die Schulter und lächelte ihn an.
    »Jetzt würden wir uns gern ausruhen, meine Frau ist todmüde. Der Ritt war sehr anstrengend. Gebt uns Euer schönstes Zimmer.«
    Dann wandte er sich wieder zu Alix und sah ihren staunenden Blick. Die unwiderruflichen Worte waren gefallen. »Meine Frau«, Worte, die sie ihr Leben lang verbanden. Alix nahm Mathias’ Hand, und er erwiderte ihren zärtlichen Händedruck.
    »Mein schönstes Zimmer wollt Ihr?«, rief der Wirt. »Nichts einfacher als das, guter Mann! Bei dem elenden Wetter habe ich keine Gäste außer Euch. Im oberen Stockwerk gibt es Zimmer genug. Uns geht höchstens das Brot aus, weil keine Schiffe mehr mit Mehl in den Hafen kommen.«
    Dann verschwand er hinter seinem Schanktisch.
    »Nur keine Angst! Ich habe noch genug Vorräte, um Euch ein paar Wochen durchzufüttern.«
    »Euer Gasthaus ist ein Geschenk des Himmels«, sagte Mathias. »Die letzten Nächte mussten wir mitten in der Wildnis in einer einsamen Hütte aushalten, die von Wölfen umzingelt war. Und die Reise war sehr anstrengend. Eigentlich wollten wir in die Normandie, aber alle Städte sind abgeriegelt. Die Wölfe kommen aus dem Wald von Mans und sind auf dem Weg ins Val de Loire.«
    »Diese verfluchten Biester!«, knurrte der Wirt.
    Er zeigte auf die Treppe, die hinter dem Gastsaal nach oben führte.
    »Geht nach oben, und nehmt das erste Zimmer gleich rechts. Das ist das größte. Da fühlt Ihr Euch bestimmt wohl. Ach ja, wegen dem Wetter sitzen zwei meiner Dienstmädchen zu Hause fest. Ich habe deshalb nur eine Hilfe hier.«
    »Suzon!«, rief er. »Richte das große Zimmer für die Herrschaften her, und mach ein schönes Feuer.«
    Das Dienstmädchen, eine junge, hübsche Person, ließ nicht lange auf sich warten. Sie machte einen Knicks vor den Gästen und lächelte freundlich.
    Suzon führte sie in ein schönes großes Zimmer, wo sich Alix und Mathias sofort auf das bequeme, weiche Bett fallen ließen, das wie gemacht schien für das junge Liebesglück.
    Mathias stand aber erst noch einmal auf und half Suzon, und schon bald züngelte ein schönes Feuer im Kamin und verbreitete wohlige Wärme.
    Nachdem Suzon die Kopfkissen und das Federbett

Weitere Kostenlose Bücher