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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Mittlerweile hatten die Tänzer zwei Reihen gebildet, die sich gegenüberstanden. Der Duc d’Alençon und Marguerite bildeten das Schlusspaar, das gleich durch die lange Allee schreiten musste.
    Marguerite sah, wie sich François sehr selbstbewusst vor Claude verneigte. Beide wussten, dass sie nur einen einzigen Tanz gemeinsam tanzen würden. Claude fürchtete sich viel zu sehr vor diesen Ausschweifungen, die sie verwirrten und ihr Schmerzen bereiteten. Dennoch gelang es ihr beim Tanzen, ihr Hinken perfekt zu kaschieren, und sie strahlte übers ganze Gesicht, sodass François nichts von ihren Ängsten mitbekam.
    Marguerite lächelte ihr von Weitem zu und hoffte, die nette Geste ihres Bruders würde der Kleinen Selbstvertrauen geben.
    Obwohl François seine zukünftige Gattin sehr respektvoll behandelte, beobachtete er sie doch amüsiert und zeigte sich eher aufmerksam, aber nicht verliebt.
    Er wusste, dass Reigen, Gaillardes und Volten ihn zu einigen gewagten Galanterien verführen dürften, während er Claude mit flinken Schritten führte.
    Anne wachte ohne Nachsicht über das tadellose Auftreten ihrer jungen Zofen und machte sich auch an diesem Abend ein Vergnügen daraus, nach passenden Ehemännern für die eine oder andere Ausschau zu halten, und nicht wenige zitterten vor Angst, es könnte diesmal sie treffen. 5)
    »Ach, Charlotte, da bist du ja, mein Kind! Ich habe Euch schon den ganzen Abend vermisst. Habt Ihr etwa über den Ball Eure guten Manieren vergessen?«
    »Ich wusste nicht, dass ich Euch Gesellschaft leisten sollte, Hoheit. Bitte verzeiht mir!«
    »Schon gut. Ich hoffe nur, dass Euch nicht irgendeiner der anwesenden Herren den Kopf verdreht hat.«
    Charlotte wurde rot, hielt aber dem Blick der Königin tapfer stand.
    »Der König hat Euch mir gegenüber viele Komplimente gemacht ; er findet Euch sehr charmant«, sagte Anne und tat so, als hätte sie das hochrote Gesicht ihrer Zofe nicht bemerkt. »Und doch ist kein wohlgeborener Herr aus dieser Runde für Euch bestimmt, mein Kind.«
    Sie nahm die Hand des jungen Mädchens und beendete den Dialog, den jemand anders vielleicht verderbt gefunden hätte.
    »Ihr dürft nicht vergessen, dass Ihr die Tochter von König Friedrich von Neapel und somit eine königliche Erbin seid, Charlotte«, fuhr sie etwas sanfter fort. »Ich möchte auf keinen Fall mit ansehen, dass Ihr hier mit irgendeinem Edelmann tanzt. Zugegeben – Ihr seid lebhaft, fröhlich und hübsch. Aber Ihr untersteht auch meiner besonderen Protektion. Das habe ich Eurem Vater versprochen.«
    »Aber mein Vater …«
    »Euer Vater wird noch lange nicht vergessen, dass Ihr Euch heftig geweigert habt, Cesare Borgia zu heiraten«, unterbrach sie Anne schroff. »Gewiss hattet Ihr meine volle Unterstützung und meinen uneingeschränkten Beistand. Cesare Borgia war ein schrecklicher Kerl, den ich nicht ausstehen konnte, weil er
nichts anderes zustande gebracht hat, als die französischen Prinzessinnen zu schwängern, denen er den Hof machte.«
    Die schöne Charlotte machte nicht den Eindruck, als wäre sie völlig ahnungslos.
    »Heißt das, ich darf heute Abend nicht tanzen?«, fragte sie vorsichtig.
    »Natürlich dürft Ihr das. Aber bitte nur mit dem König.«
    Wieder erwiderte Charlotte den düsteren Blick der Königin erhobenen Hauptes.
    »Und ich verbiete Euch, Seigneur de Grignaux schöne Augen zu machen. Er ist anmaßend und überheblich.«
    Mit forschendem Blick taxierte sie das junge Mädchen.
    »Hat er Euch nicht kürzlich den Hof gemacht?«
    »Nein, Madame.«
    »Ich hatte aber den Eindruck. Oder wollt Ihr etwa behaupten, Ihr hättet seine Farben bei den Turnieren ganz zufällig verteidigt ?«
    Die Königin hegte einen Groll auf Seigneur de Grignaux, seit er ihr bei der Vorbereitung einer spanischen Konversation übel mitgespielt hatte, indem er ihren Gesprächsbeitrag mit unpassenden und anzüglichen Wörtern gespickt hatte, die sie nicht verstand. Damit hatte sie sich zum Gespött des ganzen Hofstaates von Ferdinand von Spanien gemacht.
    »Nun denn«, sagte Anne gereizt, »wie ich sehe, kommt der König zu uns, und ich höre die ersten Klänge einer Gigue. Mein lieber Freund«, sagte sie zum König, als er sich zu ihnen gesellte, »wollt Ihr unsere schöne Charlotte nicht zu einem Tanz bitten?«
    Louis gab ihr einen Handkuss, Charlotte von Neapel zog sich unauffällig zurück, und die Königin bemerkte bissig: »Wie ich
sehe, seid Ihr heute Abend in Höchstform, und ich fürchte, meine

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