Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
Müdigkeit kümmert Euch wenig.«
»Aber mein Herz, verderbt mir doch bitte nicht den gelungenen Abschluss der Feierlichkeiten!«, entgegnete der König, nun seinerseits leicht gereizt. »Abgesehen von unserer eigenen ist das die schönste Hochzeit, die ich je erlebt habe.«
Anne ließ sich zu keiner Antwort herab, sondern beobachtete nur misstrauisch und mit grimmiger Miene, wie sich der König am Arm der jungen Charlotte entfernte.
Nach ein paar wilden Gaillarden hatten die Musiker Sarabanden gespielt, und Marguerite fand sich plötzlich Hand in Hand mit ihrem Bruder.
Ach, wie gut das tat, sich einen Moment auf seinen starken Arm zu stützen! Sie drückte seine Hand, und François erwiderte die Geste liebevoll.
Marguerite und ihr Bruder hatten keinen Tanz ausgelassen, und wenn die junge Braut gerade nicht von einem Chabot oder La Marck herumgewirbelt wurde, führte sie ein Montmorency im Kreis, oder ein leidenschaftlicher Bonnivet nahm sie an der Hand, weil er sich natürlich die wunderbare Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte, beim Tanz zärtlich ihren Arm, ihre Schulter oder ihre Taille zu berühren.
Erstaunt bemerkte Marguerite, dass Françoise de Foix der verführerischen Charlotte einen finsteren Blick zuwarf, weil es der endlich gelungen war, Ludwig XII. gegen ihren Bruder einzutauschen.
Als Marguerite einige Schritte mit ihrem Bräutigam tanzte, überraschte sie die Musik mit einem burgundischen Reigen, der sie von Charles d’Alençon trennte und überraschend Bonnivet in die Arme spielte.
Sehr erfreut über diesen Glücksfall nahm der junge Mann Marguerite um die Taille und drückte sie an sich, während er ihr ein strahlendes Lächeln schenkte.
»Bitte, Guillaume, nicht so fest! Ich kriege gleich keine Luft mehr«, prustete sie, was ihr Mann mit Missfallen beobachtete. Bonnivets unhöfliche Art im Umgang mit seiner Frau schien ihm gar nicht zuzusagen. Er mochte diesen Guillaume nicht. Aber Marguerite lachte und wirbelte im Kreis herum und beschwerte sich nur der Form halber über das gewagte Benehmen ihres Kavaliers.
Der Ball erreichte seinen Höhepunkt, und die Musik wurde immer kühner. Bratschen, Cembalos, Oboen und Blockflöten stürzten sich in einen neuen Reigen, den François wieder mit Charlotte von Neapel tanzte.
Doch als die ersten Töne eines Hirtenlieds erklangen, hielt es Charles nicht länger aus und trat zu seiner Frau. François war sofort an ihrer Seite.
»Meine Frau scheint ein wenig müde zu sein, lieber Schwager. Mit Eurer Erlaubnis werde ich sie Euch jetzt entführen.«
»Nicht doch, mein Guter, nicht so eilig! Ich kann keine Anzeichen von Müdigkeit bei meinem Herzchen erkennen«, entgegnete François d’Angoulême lachend, machte eine tiefe Verbeugung und zog seine Schwester schnell auf die Tanzfläche zurück. Und Marguerite hatte nichts anderes im Sinn, als zu lachen und sich zu amüsieren. Wusste sie doch, dass sie in wenigen Minuten von den Zofen ihrer Mutter mit Blanche an der Spitze durch den Ehrensaal zum ehelichen Schlafgemach geleitet werden würde – wehrlos und stumm wie eine Blume, bevor sie gepflückt wird.
Endlich hatte sich der König, müde und erschöpft von den schier endlosen Festlichkeiten und sichtlich gezeichnet, mit Charles d’Amboise zurückgezogen. Der hatte sich zwar im Schloss aufgehalten, sich aber genauso wenig auf den Bällen zum feierlichen Abschluss von Marguerites Hochzeit gezeigt wie Alix, von deren Ankunft am Morgen nur Louise und Antoinette erfahren hatten.
Ganz ungeniert ließ sich der König auf sein Bett fallen. Zwei Diener entfachten die weiße Glut unter zwei riesengroßen Feuerböcken mit einem mächtigen Holzscheit zu neuem Feuer.
Der Kammerherr trat vor, verneigte sich vor dem König und meldete Alix.
»Die junge Dame wünscht Euch zu sehen, ehe sie sich auf den Rückweg nach Tours macht.«
»Kann das nicht warten? Die Bälle haben mich sehr ermüdet.«
»Ich fürchte, sie besteht darauf, Sire, natürlich mit dem gebotenen Respekt Euch gegenüber.«
Der König richtete sich ein wenig auf und verlangte nach einem weiteren Kissen im Rücken, um nicht ganz so müde auszusehen.
»Ach, warum müssen mir diese hübschen Frauen auch immer so den Kopf verdrehen!«, rief er lachend. »Eben deshalb fällt es mir wirklich schwer, sie jetzt nicht zu empfangen.«
Als er feststellte, dass sich Charles d’Amboise für die Geschichte zu interessieren schien, fuhr er mit einem verschmitzten Lächeln fort.
»Ich habe die
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