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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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kleine Alix früher ganz gut gekannt, zu der Zeit, als ihr Mann noch lebte, der Sohn einer schönen Frau, die ich beinahe verführt hätte. Leider gehörte ihr Herz einem …«
    Einem schönen jungen Mönch, hätte er jetzt sagen müssen, unterließ es aber.
    »Wie lange das alles her ist! Also gut, einverstanden! Empfangen wir die junge Frau, und schwelgen ein wenig in alten Zeiten. Sie hat gute Arbeit geleistet, die junge Alix. Ja, verdammt, und ist damit sehr erfolgreich, die raffinierte Person!«
    Nachdem der König mit einem Mal wieder sehr gesprächig geworden war, kam Charles näher und hörte ihm interessiert zu.
    »Außerdem ist sie sehr hübsch und klug und hat es, soweit ich weiß, verstanden, die Freundschaft meiner Cousine Louise d’Angoulême zu gewinnen, ja, sogar mit den Valois-Kindern ist sie befreundet! François hat mir bereits das eine oder andere Mal begeistert von ihr erzählt.«
    Als der Diener das verlangte Kissen gebracht hatte, nahm der König wieder seine gewohnt würdevolle Haltung ein.
    »Wen von Euch beiden soll ich denn nun zuerst empfangen, Charles? Die Höflichkeit gebietet wohl, unserer Weberin den Vortritt zu lassen.«
    »Was haltet Ihr davon, uns gemeinsam zu empfangen, Sire?«, meinte Charles d’Amboise höflich. »Ich wollte ohnehin mit Euch über die Tapisserien von Chaumont reden, und nachdem sie vermutlich über ihre reden will, ließe sich das doch hervorragend vereinbaren.«
    »Sehr gut, Charles, sehr gut! Ich wusste schon immer, dass Ihr ein Künstler seid. Ein äußerst aufmerksamer Künstler. Solltet Ihr etwa in die junge Frau verliebt sein, bei der ich mich für die Teppiche bedanken will, die sie für mich gemacht hat?«
    Charles lächelte nur geheimnisvoll, wollte sich dazu aber nicht äußern.
    »Ein verliebter Künstler also! Ach, mein lieber Charles, dem Himmel sei Dank, dass Ihr nicht an der Seite Eures Onkels kämpfen musstet, als er aus dem Leben gerissen wurde. Sicher
wäret Ihr ihm im Kanonenhagel furchtlos zu Hilfe geeilt. Es ist wie verhext, mein Lieber, Italien reizt mich stets aufs Neue, ich kann’s nicht ändern. Aber es vernichtet mich auch.«
    »Nicht doch, Sire, seid unbesorgt! Eure Herrschaft ist noch längst nicht zu Ende. Ich bin sicher, Ihr habt noch viele schöne Siege vor Euch.«
    »Danke, Charles, Ihr seid mir ein wahrer Trost. Euer Onkel Georges verstand es auch immer ausgezeichnet, mir meine düsteren Gedanken zu vertreiben. Ihr habt viel Ähnlichkeit mit ihm. Deshalb wart Ihr wohl auch sein Lieblingsneffe.«
    Er richtete sich auf, um Haltung zu zeigen.
    »Verdammt!«, fluchte Louis, »mein Freund Georges fehlt mir wirklich sehr. Er musste viel zu früh sterben und durfte nicht einmal mehr erleben, dass man ihn als nächsten Papst zur Wahl gestellt hätte.«
    »Ich vermisse ihn auch sehr. Er fehlt mir schrecklich«, gestand Charles leise. »Es stimmt, wir waren uns sehr ähnlich. Wie ich war er ein Freund der Künste, der Literatur und der Teppichweberei. Zusammen mit seinem Bruder, meinem Vater Jean d’Amboise, wollte er Chaumont zu einem der schönsten Schlösser weit und breit machen.«
    »Ich dachte, Ihr wolltet sein Werk fortsetzen?«
    »Ja, das stimmt, und das tue ich auch.«
    Es klopfte leise, und der Majordomus steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Unsere Weberin soll vortreten.«
    In einem dunkelblauen Kleid mit Schleppe und silberglänzenden Verzierungen, einem tief ausgeschnittenen, eckigen Dekolleté, das ihren weißen Busen sehr schön zur Geltung brachte, und überaus eleganten bodenlangen Ärmeln betrat Alix den
Raum und machte eine tiefe Verbeugung vor dem König, wobei sie so tat, als würde sie Charles d’Amboise nicht kennen. Mit seiner Anwesenheit hatte sie nicht gerechnet und nahm an, er hätte zu irgendeiner List gegriffen, um sie wiederzusehen.
    »Da seid Ihr ja, meine liebe Alix!«, rief der König und reichte ihr die Hände. »Könnt Ihr mir verzeihen, dass ich Euch ganz traulich in meinem Schlafzimmer empfange? Wie Ihr seht, befinde ich mich in Gesellschaft einer dritten Person, die dafür garantiert, dass ich mich tadellos aufführe.«
    Er lachte vergnügt. Alle Sorgen schienen mit einem Mal wie weggeblasen, und er nahm sich vor, die kurze Zeit in Gesellschaft dieser verführerischen Person in vollen Zügen zu genießen.
    »Eure Anmut und Eure Schönheit muntern mich auf und verleihen mir neue Kräfte, Alix. Wann hatte ich zuletzt das Vergnügen mit Euch? Doch nein, reden wir nicht davon, das erinnert mich nur an

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