Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
Bellegarde über die Maßen, was den Herzog von Alençon aber wie so oft nicht zu
kümmern schien. Dazu war er offenbar viel zu verliebt in Marguerite.
Augenblicklich interessierte er sich für keine andere Frau auch nur annähernd so wie für seine eigene. Und auch wenn er vor seiner Hochzeit aus politischen Gründen lieber zu Dirnen als zu Schlossherrinnen gegangen war, musste das nicht bedeuten, dass es ihm vollends an guten Manieren mangelte.
Doch der Duc d’Alençon gehörte zu der Art Männer, die einer Frau nie Komplimente machen. Wie hätte man also von ihm erwarten sollen, dass er seiner eigenen Frau gestand, wie sehr er ihren Reitstil bewunderte?
Mit verhängten Zügeln ritten sie durch mehrere Weiler, passierten kleine Täler mit sanft geschwungenen Hängen und folgten dem Lauf einiger Flüsschen, die zum Tschilpen von Drosseln und Finken munter vor sich hinplätscherten.
Der Wagen mit Jean-Baptiste auf dem Kutschbock war weit zurückgefallen, während Bellegarde sichtlich schlecht gelaunt den Horizont absuchte.
Gegen Mittag hatte die Truppe bereits mehr als ein Dutzend Meilen zurückgelegt, als sie zu dem Wald von Mauves kamen.
Als sein Pferd scheute, überkam Charles eine ungute Ahnung. Attalante machte es Brutus nach, wieherte, schüttelte ihre Mähne und bäumte sich auf, ehe sie einfach stehen blieb.
»Was haben sie nur plötzlich?«, fragte Marguerite beunruhigt.
Sie saß ab und redete Attalante gut zu: »Ganz ruhig, meine Gute! Was ist denn los? Was machst du für alberne Sachen? Dein Freund ist auch schon ganz nervös.«
»Brutus benimmt sich sonst nicht so wunderlich, Marguerite.«
Die Zelterstute schnaubte unruhig, und auch Charles’ Fuchs schüttelte seine Mähne und scharrte ängstlich mit den Hufen.
Mit hochrotem Kopf und ganz außer Atem von dem wilden Ritt kam Bellegarde in gestrecktem Galopp auf sie zu.
»Ich habe Rauch gesehen, auf der Lichtung hinter den hohen Eschen!«
»Reitet zum Wagen, Marguerite«, forderte Charles sie schroff auf, gab seinem Pferd die Sporen und rief:
»Komm schon, Bellegarde, lass uns nachsehen, was da los ist und woher der Rauch kommt!«
Da kannte er Marguerite aber schlecht, wenn er dachte, sie würde gehorchen und zurückbleiben und warten.
»Los doch, Attalante, sei nicht albern! Oder willst du mich hier in Ungewissheit lassen?«, sagte Marguerite zu ihrem Pferd und sah den beiden Reitern nach.
»Bringt Euch bitte nicht unnötig in Gefahr«, bat Blanche und stieg aus der Kutsche.
»Keine Angst, Blanche. Ich komme sofort wieder, sollte es gefährlich werden.«
Da sich ihr Pferd einigermaßen beruhigt zu haben schien, trieb sie es in den Wald und auf die Lichtung zu, hinter der die Rauchwolke stand.
Und es dauerte nicht lange, bis sie den beißenden Geruch wahrnahm und die Rauchsäule dicht vor ihr in den gefährlich rötlichen Himmel aufstieg.
Hinter einem Dickicht traf sie auf eine weitere, kleine Lichtung und sah entsetzt, dass dort in einer Gluthitze alles laut prasselnd und knackend in Flammen stand. Der Brand wütete mit aller Macht, meterhohe Flammen stiegen in den Himmel, und die einsame Kate zwischen zwei gewaltigen Eichen, die wie riesige Fackeln brannten, fiel gerade in einer unbeschreiblichen Feuersglut in sich zusammen.
Furchterregende Geräusche drangen aus dem dichten Rauch. Marguerite hielt sich Mund und Nase zu. Dann sah sie Charles von seinem Pferd springen. Mit der Reitpeitsche versuchte er Brutus zu verscheuchen, was der sich nicht zweimal sagen ließ. Voller Angst schlug er aus, ehe er das Weite suchte.
»Ich erlaube nicht, dass Ihr näher kommt, Marguerite!«, rief der Herzog seiner Frau zu.
Als sie sich, wohl noch unentschlossen, nicht von der Stelle rührte, fluchte er: »Halt sie zurück, Bellegarde!«
»Pass auf, Charles! Die Glut ist überall!«, warnte ihn Marguerite, ohne auf seinen Befehl einzugehen.
Nun stand auch das Strohdach der Hütte in Flammen und sackte Funken sprühend und neue Brandherde erzeugend in sich zusammen.
»Verdammt noch mal, Bellegarde, bleib, wo du bist, und halte vor allem meine Frau zurück!«
Charles näherte sich in dem Funkenregen der brennenden Kate. Marguerite war abgestiegen, hielt sich die Nase zu und wagte nicht, näher zu kommen.
»Halt, Madame, Ihr dürft nicht weiter!«, befahl Bellegarde und packte sie am Arm. »Es gibt auch so schon genug Schwierigkeiten.«
»Lasst mich sofort los!«, verlangte Marguerite mit vom Rauch heiserer Stimme.
Doch Bellegarde drückte sie
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