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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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vor«, entgegnete Marguerite mit einem Hauch von Ironie. »Mein Gott! Warum kann ein Soldat denn nicht ein bisschen höflich sein?«
    Ihrem Gatten stieg die Röte ins Gesicht, aber er fasste sich gleich wieder.
    »Hättet Ihr lieber gehört, dass Ihr wunderschön ausseht?«
    »Das wäre das Mindeste, was ich erwartet hätte«, gab Marguerite zurück.
    In seinem braunen Jagdwams und mit roten Hosen stand Charles vor ihr und sah sie ein wenig unsicher an, doch die peinliche Musterung wurde von dem stürmischen Auftritt der Hunde beendet; Prunelle und die beiden Windspiele Ulysse und Pénélope sprangen ungeduldig um sie herum.
    »Wenn Euer Hofstaat so weit ist, sollten wir uns endlich auf den Weg machen«, sagte Charles und streichelte die beiden Windspiele flüchtig. »Bellegarde wartet schon seit mehr als einer Stunde auf uns.«
    Seigneur de Bellegarde war etwa so alt wie Marguerites Gatte und mit seinem pockennarbigen Gesicht nicht gerade das, was man unter einem schönen Mann versteht.
    Er hatte nicht vor, die Privilegien, die er sich im Laufe der Jahre beim Herzog von Alençon erworben hatte, an Marguerite abzutreten. Unverfroren taxierte er die junge Frau ziemlich hochmütig, um irgendeinen Makel an ihr zu entdecken.
    Als entgegenkommend oder konziliant konnte man Bellegarde wirklich nicht bezeichnen, und die ohnehin wenige Zeit, die Charles d’Alençon seiner Frau widmete, schien ihn sehr gegen sie aufzubringen.
    Bellegarde war es von jung auf gewöhnt, seine Zeit an der Seite des Herzogs von Alençon zu verbringen und durchaus nicht bereit, sich auf Veränderungen einzulassen, die er als Angriff auf seine Person verstand.
    Obwohl Marguerite genug Gerechtigkeitssinn besaß, um die ritterlichen Qualitäten von Bellegarde und seine bravourösen kriegerischen Heldentaten zu würdigen, fand sie keine Lösung für diese schwierige Angelegenheit.
    Nun ging sie mit Charles in den Schlosshof, wo Philibert die Pferde gesattelt hatte und Hyppomène schon ungeduldig mit den Hufen scharrte.
    Als Charles d’Alençon die bewundernden Blicke bemerkte, mit denen sein Schildknappe seine anmutige Gattin bedachte, betrachtete er sie selbst noch einmal genauer und stellte überrascht fest, dass er mit ihrem Anblick wirklich sehr zufrieden sein konnte. Es fehlte nicht viel, und er hätte seine Begeisterung gezeigt.
    An diesem lauen Frühlingsmorgen, der die ersten Knospen hervorlockte, war Marguerite aber auch besonders schön. Ihr rosiger Teint erinnerte an zarte Blütenblätter, und in ihren grauen Augen spiegelte sich der Himmel über der Normandie in zarten Pastelltönen.
    Bellegarde wandte seinen arroganten Blick von Marguerite
und musterte Charles misstrauisch. Sein Gefährte bemühte sich zwar, keine Regungen zu zeigen, dennoch entdeckte er einen ungewohnten Glanz in seinen Augen. Träumte Charles vielleicht noch von den zärtlichen Stunden, die er gerade mit Marguerite verbracht hatte?
    Seit einiger Zeit erzählte der Herzog seinem Schildknappen jedenfalls nichts mehr von den Nächten mit der jungen Herzogin. Vielmehr schien er sich bei der kleinsten Anspielung zu verschließen, und sein Waffenbruder fragte sich, ob er die intimen Stunden inzwischen mehr zu schätzen wusste. Schließlich erholte sich jeder Soldat gern mit einer hübschen Dame, ehe er sich wieder sportlicheren Aufgaben widmete.
    Bellegarde täuschte sich nicht. Charles’ Ungeschicklichkeit war nicht mehr ganz so offensichtlich, und er hatte sich bewusst später als sonst in sein Zimmer zurückgezogen.
    Auf dem eben noch verschlafenen Schlosshof war es unruhig geworden. Philibert machte die Pferde fertig, und Jean-Baptiste spannte die Wagen an. Blanche und Catherine waren aufbruchbereit.
    Marguerite streichelte gedankenverloren ihre Hunde, während ihr Blick zum Horizont schweifte, der sich hinter hohen Kastanienbäumen versteckte.
    Was für eine sonderbare Landschaft! Im heimatlichen Angoulême wärmte die Sonne um diese Stunde schon, und die Loireufer waren in Nebel gehüllt. Hier in der Normandie war es so früh am Morgen noch empfindlich kalt, aber Marguerite freute sich auf das Grün, das sich bald in vielen zarten Schattierungen zeigen würde.
    Eines war jedenfalls sicher: Der Ausritt in die umliegenden Täler würde sie erst einmal für alles Heimweh entschädigen.
    Philibert hielt mit einer Hand Attalante, mit der anderen Brutus, Charles’ feuriges Pferd.
    Marguerites Zelterstute wurde immer nervöser. Der lange Ritt vom Vortag hatte sie kaum

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