Die Blut-Loge
entgegen zu setzen. Sie wollte sich losreißen, aber da hatte Ruben schon seinen Mund auf ihre Lippen gepresst und seine Hände erforschten die zarte Silhouette ihres Körpers mit eindeutigen Berührungen.
Lauras ganzer Körper bebte. Da ließ Ruben sie los und blickte sie an. „Soweit ist er auch gegangen, oder?“, wollte er wissen und, ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er fort: „Wenn Sie mehr möchten, dann kommen Sie lieber zu mir.“ Mit diesen Worten ging er an ihr vorbei zur Eingangstür. Dort drehte er sich noch einmal um. „Warten Sie lieber nicht mehr auf den Richtigen, Laura, genießen Sie stattdessen den Augenblick“, gab er ihr als Rat und fügte noch hinzu: „Wenn Sie allerdings was für die Ewigkeit suchen, sind Sie bei uns beiden richtig.“ Lachend verließ er die Villa.
Laura fühlte sich wie nach dem Erwachen aus einem Alptraum. Sie brauchte dringend einen starken Kaffee. Aber nicht hier, nicht in diesem seltsamen Haus. Aber wie sollte sie von hier wegkommen? Sie kramte in ihrer Tasche nach dem Handy. Ihr Bruder Leon sollte sie schnellstens hier abholen, bevor Jerome oder wer auch immer da oben ausgeschlafen hatte!
* * *
In dem nahe gelegenen Restaurant einer Fastfoodkette saßen die Geschwister wenig später bei einem gemeinsamen Frühstück. Leon genoss nur einen Kaffee, während Laura sich Croissants und einen Latte Macchiato schmecken ließ. Als Laura ihm erzählte, was geschehen war, wuchs Leons Neugier und er stellte unablässig Fragen.
„Du scheinst dich ja mehr für Jerome zu interessieren als für mich“, gab Laura beleidigt zurück. Leon legte die Hand auf die ihre. „Tut mir leid, Schwesterchen, aber deine Geschichte hat mich neugierig gemacht. Das ist also Jeromes Erfolgsgeheimnis.“
Laura zog ihre Hand zurück. „Jerome, Jerome … Du tust ja gerade so, als wärst du eifersüchtig auf seine Fähigkeiten. Willst du etwa auch zu so einem Freak mutieren? Wer weiß, vielleicht hat man mit ihm Genversuche angestellt oder so was ähnliches“, schimpfte sie aufgebracht.
Ihr Bruder lachte laut auf. „Bestimmt nicht, der war schon früher so“, gab er zur Antwort.
„Was geht hier eigentlich vor?“, maulte Laura. „Erst dieser Ruben, jetzt du. Immer macht ihr nur so blöde Andeutungen. Was, zum Teufel, bedeutet das alles?“
Leon wurde ernst. „Glaubst du an übernatürliche Wesen?“, fragte er seine Schwester jetzt.
„Na ja, nach dem, was ich heute gesehen habe …“
„Nein, ich meine Engel, Dämonen, Werwölfe, Vampire und so was.“
Laura überlegte kurz.
„Hm, Engel schon, aber der Rest?“
„Wenn du an die himmlischen Mächte glaubst, warum nicht auch an die Geschöpfe der Dunkelheit?“, hakte Leon nach und seine Augen hatten dabei einen seltsamen Glanz wie von polierten Edelsteinen.
„Laura, es gibt sie, es gibt sie wirklich“, behauptete er jetzt eindringlich.
„Natürlich“, schnaubte Laura. Waren heute denn alle übergeschnappt?
Leon sah ein, dass er seine Schwester ohne Beweise nicht von seiner neuen Existenz überzeugen konnte und lenkte ein. Hier, in dem voll besetzten Restaurant, konnte er ihr wohl schlecht seine überlangen Eckzähne demonstrieren.
Nein, sollten doch Ruben oder Jerome sie mit der Macht der dunklen Engel vertraut machen. Andererseits … In Leons Gedanken war eine fixe Idee aufgetaucht … Was wäre denn, wenn er seine Fähigkeiten auf die gleiche Art und Weise wie Jerome verfeinern würde? Und dazu würde er Lauras Blut brauchen – oder das einer anderen, unberührten Frau. Innerlich bezweifelte er, dass seine Schwester sich ihm freiwillig für ein solches Experiment zur Verfügung stellen würde. Vielleicht sollte er es zunächst einmal anderweitig versuchen. Heute Abend würde er unter anderen Voraussetzungen auf die Jagd gehen!
Die Zuschauer im EXIT tobten. In dieser Nacht lieferte Leon als Shakira eine Show, die selbst dem bisherigen Star den Rang ablief. Trunken vom Applaus verabschiedete sich Leon vor dem großen Finale. Jetzt konnte er Jerome verstehen. Dieses Gefühl war ihm jedes Opfer wert. Schade, dass seine Schwester an diesem Abend nicht dabei war. Sie ruhte sich zu Hause von den heutigen Erlebnissen aus und wollte allein sein. Außerdem war es ihr unangenehm, Jerome mit dem Wissen um dessen kleines Geheimnis zu begegnen.
Und auf ihren Bruder Leon wäre sie bestimmt auch nicht stolz gewesen, hätte sie gewusst, was er für den heutigen Ruhm hatte tun müssen. Sein Opfer war ein erst
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