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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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geschützt.
    Als sie es durchquerten, war Roberts Kehle wie zugeschnürt.
    Jetzt waren sie unweigerlich gefangen.
    Robert war wütend auf sich selbst und machte sich schwere Vorwürfe, während er hinter den Pferden herlief und Schritt mit ihnen zu halten versuchte. Durch seinen Leichtsinn hatte er Marie und sich in Gefahr gebracht, denn er hätte einfach wissen müssen, dass die Fische irgendjemandem gehörten, auch wenn die Gegend noch so einsam gewesen war.
    Im Innenhof vor dem Hauptturm stieg der Raubärtige vom Pferd und übergab seine Zügel an einen eilig herbeilaufenden Knecht.
    „Gebt dem Herrn von Coucy Bescheid, dass sein Jagdaufseher zwei Diebe erwischt hat, die sich an seinen Fischen vergriffen haben“, befahl er ihm mit lauter Stimme.
    Robert richtete sich entschlossen auf.
    „Ich bin Robert de Forez, der Sohn des Grafen Guido de Forez und kein Dieb, richtet das Eurem Herrn aus.“
    Der Jagdaufseher warf ihm jedoch nur einen hämischen Blick zu und versetzte ihm dann zur Antwort mit der Faust einen heftigen Hieb in die Magengegend.
    „Und wenn Ihr der König persönlich wäret, würde es hier niemanden interessieren. Mein Herr duldet es nicht, dass man ihn bestiehlt.“
    Robert glaubte ihm kein Wort. Sein Magen schmerzte, und seine Füße brannten ihm vom langen Laufen. Er war der Sohn eines Grafen, und seine Familie befand sich, soweit ihm bekannt war, in keiner Fehde mit den Coucys.
    Allerdings war er schon seit Jahren von zu Hause fort und hatte sich mehr mit seinem Studium beschäftigt als mit den Dingen, die sich um ihn herum zugetragen hatten. Vor allem aber war es schlicht unmöglich, ein vernünftiges Gespräch mit dem grobschlächtigen Jagdtaufseher zu führen, und so setzte Robert seine ganze Hoffnung auf den Burgherrn, dem er früher oder später begegnen würde.
    Marie schenkte ihm einen vertrauensvollen Blick, der für Robert allerdings alles nur noch schlimmer machte.
    Auf einen Wink des Jagdaufsehers erschienen zwei Bewaffnete und nahmen Robert und Marie in ihre Mitte.
    „Wir werden bald hier raus sein“, flüsterte Robert Marie zu.
    Doch er wurde enttäuscht. Anstatt in die Empfangshalle gebracht zu werden, führten die Wachen sie zu einem der kleineren Türme.
    Im Inneren der zwölf bis achtzehn Ellen dicken Mauern war es dunkel und feucht, und Marie begann zu frösteln.
    Einer der Wachen entzündete eine Fackel, in deren Schein sie vier schwere, von außen je durch einen Querbalken verriegelte Türen erkennen konnten. Sie befanden sich in einem Kerker.
    Robert schluckte.
    „Bitte richtet dem Herrn von Coucy aus, dass Robert de Forez ihn zu sprechen wünscht“, wandte er sich an den Mann zu seiner Rechten, einen jungen Kerl mit streitbarem Gesichtsausdruck.
    „Der hält sich wohl für was Besseres“, grinste der Wachmann seinem Freund zu. „Anscheinend hat er noch immer nicht begriffen, wo er gelandet ist.“ Er rülpste laut und vernehmlich. „Wir könnten ihn ja aufklären, was meinst du?“
    „Warum sollten wir das tun?“
    „Vielleicht hat er ja etwas, mit dem er uns für unsere Auskünfte entlohnen kann?“ Die beiden Wachleute unterhielten sich, als wäre Robert gar nicht vorhanden, doch er durchschaute sie.
    „Ich gebe Euch einen Sous, wenn Ihr Eurem Herrn meine Nachricht überbringt“, bot er ihnen an.
    Ein gieriger Glanz trat in die Augen des Älteren, der seinem Aussehen und seiner ganzen Statur nach ein Bruder des Jagdaufsehers sein musste.
    „Zehn Sous“, forderte er.
    Robert überlegte nur einen Moment lang. Er durfte einfach nicht zulassen, dass Marie wieder in einen Kerker geworfen wurde, nachdem sie dem des Bischofs eben erst entkommen war.
    „Ich gebe Euch fünf Sous, mehr habe ich nicht.“
    „Fünf Sous und Eure Stiefel“, forderte der Grobschlächtige.
    Robert wurde wütend.
    „Fünf Sous, oder ich werde Eurem Herrn von Euren unverschämten Forderungen berichten.“
    Die beiden Wachmänner sahen sich an.
    „Habe ich eben richtig gehört, dass dieses Bürschchen gerade versucht hat, uns zu drohen?“ Ein grausamer Zug trat in sein Gesicht.
    „Ich glaube, du hast richtig gehört“, grinste der Jüngere bestätigend.
    Der Grobschlächtige packte Robert daraufhin von hinten und drückte seine beiden Arme so schmerzhaft zusammen, dass Robert unwillkürlich aufschrie.
    Der Jüngere rieb sich voller Vorfreude die Hände. Dann holte er aus und hieb Robert seine Faust mitten ins Gesicht.
    „Und jetzt wirst du uns die fünf Sous geben oder du wirst

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