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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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in ihm auf. Für ihn hatte stets festgestanden, dass sie zusammenbleiben würden, weil er sich ein Leben ohne Marie einfach nicht vorstellen konnte. Doch woher wusste er, dass es ihr genauso erging? War es möglich, dass sie ihm ihr Versprechen, ihn zu heiraten, nur gegeben hatte, um ihn zu beruhigen?
    Er sah wieder ihr Gesicht vor sich, nachdem sie die Nacht gemeinsam im Stall verbracht hatten.
    „Es ist so schön, dass ich mir wünsche, Ihr würdet niemals damit aufhören, mich zu küssen“, hatte sie mit glänzenden Augen und voller Unschuld gesagt und dann über den Tod Ottos getrauert, obwohl diese Ratte es mehr als verdient hatte, gehängt zu werden.
    Marie war so sanft und zart, trotzdem besaß sie eine erstaunliche Stärke. Nicht einmal Enguerrand war es gelungen, sie zu bezwingen.
    Nein, das Schicksal konnte es nicht so grausam mit ihm meinen und ihm das nehmen, was er im Leben am meisten liebte.
    Robert erhob sich und entschuldigte sich damit, seine Mutter begrüßen zu müssen. Doch das war nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich brauchte er jetzt jemanden, mit dem er über Marie reden konnte, und dazu war niemand besser geeignet als seine Mutter, zu der er schon immer mit all seinen Sorgen und Nöten gekommen war. Ob sie ihn auch dieses Mal verstehen würde? Ein Duft nach Blumen und feinem Kerzenwachs schlug Robert entgegen, als er die Kemenate seiner Mutter betrat, und erinnerte ihn an seine Kindheit. Die Gräfin saß in ihrem Lehnstuhl und stickte gerade an einem neuen Altartuch für die kleine Burgkapelle.
    Als sie Robert in der Tür stehen sah, legte sie ihre Näharbeit sofort beiseite und streckte ihm auffordernd die Arme entgegen.
    Robert stürzte auf sie zu und umarmte sie heftig. Wie lange war es her, dass ihre weichen Arme ihn zuletzt umfangen und ihre liebevolle Zärtlichkeit ihn getröstet hatte?
    Verstohlen wischte er sich die Tränen fort, die ihm vor lauter Rührung in die Augen gestiegen waren.
    Seine Mutter war noch immer eine schöne und stolze Frau. Die silbernen Strähnen in ihrem dunkelblonden Haar taten ihrer Schönheit ebenso wenig Abbruch wie die vielen kleinen Fältchen, die sich in einem feinen Geflecht um ihre Augen zogen.
    Beglückt strahlte sie ihren Sohn an und drückte ihn mehrmals innig an ihre Brust.
    „Es ist schön, dich gesund wiederzusehen, Robert“, meinte sie schließlich. „Ich konnte den Gedanken, dich auch noch zu verlieren, einfach nicht ertragen und habe Gott jeden Tag angefleht, dich zu beschützen.“
    Ihre hohe Stirn umwölkte sich, und Robert wusste, dass sie an seine jüngste Schwester Sophie dachte, die das Fieber vor vier Jahren unverhofft aus ihrer Mitte gerissen hatte. Sie alle hatten das temperamentvolle kleine Mädchen geliebt, das wie ein Wirbelwind durchs Leben gefegt und jeden mit ihrer überschäumenden Lebensfreude und Neugier angesteckt hatte.
    Wäre Marie damals hier gewesen, würde sie heute noch leben, dachte Robert wehmütig.
    Als würde sie genau wissen, was in diesem Moment in ihm vorging, nahm Mathilde nunmehr Roberts Hände in die ihren und drückte sie fest. Tatsächlich spürte sie jedoch, dass neben dem Tod seiner Schwester auch noch etwas anderes auf Roberts Seele lastete.
    „Erzähle mir, was geschehen ist“, forderte sie ihn sanft auf.
    Und Robert erzählte ihr von Marie, wie er sie in der Kathedrale kennengelernt hatte, von der Begegnung mit König Ludwig und auch von Radulfus.
    Er ließ nichts aus und wartete, nachdem er geendet hatte, stumm auf das Urteil seiner Mutter. Als diese jedoch schwieg, brach sein ganzes Elend in einem einzigen, bittenden Satz aus ihm heraus:
    „Ich liebe Marie mehr als mein Leben und würde alles dafür geben, Philippa nicht heiraten zu müssen.“
    Mathilda wurde ernst.
    „Das Leben ist manchmal grausam, und es ist oftmals nicht möglich, seinem vorgesehenen Schicksal zu entgehen. Ich weiß, dass du lieber etwas anderes von mir hören möchtest, aber so gern ich dich auch glücklich sehen würde, sehe ich doch keine Möglichkeit, dir zu helfen.“
    Sie zog ihn näher zu sich heran und streichelte ihm zärtlich über die Haare.
    „Aber wenn ich dir schon nicht helfen kann, möchte ich dir wenigstens einen Rat geben. Geh in die Kapelle und bete zu Gott. Er ist der Einzige, der etwas für dich tun kann, und ich bin sicher, dass Er deine Gebete erhören wird.“
    Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
    „Das Schicksal ist kein Feind, gegen den man ankämpfen kann. Hadere also nicht mit ihm,

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