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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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als Teufel bezeichnet, der mich versuchen will.“
    „Er selbst ist es, der den Teufel in sich hat“, stieß Bernard voller Erregung hervor.
    Robert strich sich nachdenklich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Er hat also gewusst, dass wir uns auf dem Markt treffen. Daraus können wir schließen, dass er Euch beobachten lässt.“ Seine Augen trafen sich mit denen Bernards. „Und Bruder Gregor wusste es auch. Es war kein Zufall, dass er mich gestern aufgehalten hat. Radulfus wollte verhindern, dass ich Marie beschütze.“
    Langsam wurde die Sache spannend. Aufmerksam verfolgte Bernard das Gespräch.
    „Ich habe Euch schon einmal nach der jungen Frau gefragt, die Euch vor Eurem Haus entgegenkam, aber ich muss es noch einmal tun. Gab es irgendetwas, das Euch an ihr aufgefallen ist? Ihr müsst scharf nachdenken. Jede noch so unbedeutende Kleinigkeit kann sich als wichtig erweisen und uns weiterbringen.“ Erwartungsvoll blickte er sie an.
    „Sie war keine Bürgerin“, erwiderte Marie. „Und sie hatte große Schmerzen.“
    „Die hat sie jetzt nicht mehr“, entfuhr es Bernard.
    Robert sah ihn scharf an. Warum konnte Bernard nicht einmal seinen vorlauten Mund halten? Er wandte sich wieder an Marie, die ihn voller Entsetzen ansah.
    „Ich wollte es Euch nicht sagen, damit Ihr Euch nicht ängstigt, aber Bernard hat die Wahrheit gesprochen. Constance ist tot, sie wurde ermordet.“
    Marie warf ihm einen Blick zu, den er nicht deuten konnte.
    „Ich habe sie gestern in der Kathedrale wiedergesehen. Sie stand auf einmal neben mir und hat mich aufgefordert, für sie zu beten.“
    Bernard sprang erregt auf.
    „Ich habe recht gehabt“, sagte er bedeutungsvoll. „Radulfus ist ihr Mörder.“
    Die Worte hingen eine Weile in der lauwarmen Luft, und alle drei schwiegen bestürzt ob der Ungeheuerlichkeit und der Tragweite dieser Aussage. Robert fasste sich als Erster.
    „Wie könnt Ihr da so sicher sein?“
    „Die Beschreibung des Mörders passt genau auf Radulfus. Was uns bisher gefehlt hat, war eine Verbindung zwischen Constance und dem Bischof, und genau die hat Marie uns gerade geliefert.
    Ihr solltet gut auf Euch achtgeben“, wandte er sich dann an Marie, „denn ich glaube nicht, dass es möglich sein wird, Radulfus den Mord nachzuweisen. Auch wenn ihn der Wirt wiedererkennt, kann er nur aussagen, dass der Bischof in seiner Schenke war. Für den Mord gibt es keine Zeugen, und selbst wenn es einen geben würde, hätte das Wort eines Bischofs mehr Gewicht als das eines Schenkenwirts. Sie war nun einmal eine Hure, und kein Schöffe in der Stadt interessiert sich für einen Mord an Huren. Es gibt nichts, was wir tun können.“
    Seine letzten Worte klangen verzweifelt.
    Nach einem Blick in Bernards Gesicht sah Marie, dass auch er besorgt war. Ob sie Robert und Bernard wohl von ihrem Traum der letzten Nacht erzählen sollte? Er war verwirrend gewesen und hatte sie auf merkwürdige Weise berührt, und sie hätte nur zu gerne gewusst, ob er etwas zu bedeuten hatte. Vielleicht würde ihr einer der beiden mehr darüber sagen können? Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen.
    „Ich habe gestern Nacht einen merkwürdigen Traum gehabt“, begann sie zögernd. Robert sah sie gespannt an, und auch Bernard hörte ihr aufmerksam zu, als sie weitersprach:
    „Ich stand ganz allein auf dem Marktplatz neben dem Brunnen und verspürte plötzlich großen Durst. Doch es befand sich nirgendwo ein Schöpfeimer oder eine Kelle in der Nähe. Und genau in diesem Moment ist mir die junge Frau in einem strahlend weißen Gewand erschienen. Sie hielt eine Schöpfkelle in der Hand und hat damit Wasser für mich aus dem Brunnen geschöpft und mir zu trinken gegeben. Die ganze Zeit über hat sie gelächelt. Sie hat so glücklich ausgesehen.“
    Robert spürte, wie sehr der Traum Marie immer noch gefangen hielt.
    „Ein seltsamer Traum“, begann er und sah Bernard auffordernd an. „Findet Ihr es nicht auch merkwürdig, dass Marie ausgerechnet von Constance geträumt hat, nachdem sie ermordet worden ist?“
    Bernard nickte zustimmend.
    „Merkwürdig ist das schon, wenn ich auch nicht sagen kann, warum oder was der Traum bedeutet, falls er überhaupt eine Bedeutung besitzt.“
    Ein Sonnenstrahl bahnte sich seinen Weg durch die Äste des Apfelbaums und fiel warm auf Maries Gesicht. Es war so still und friedlich hier draußen an dieser Ruine. Das Schimpfen einiger Spatzen übertönte die Geräusche der Stadt, die aus weiter Ferne an ihr Ohr

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