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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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sagen. »Vor allem du, Hannah. Du weißt, wie früh Chase aufbricht, wenn er in die Dirty Feet geht.«
    Hannah presste die Lippen zusammen. »Ja, sicher.«
    Kris zwang ein Lächeln auf sein Gesicht und hoffte, dass sie die Entschuldigung annehmen würde. Denn zumindest sie war ehrlich gemeint.
    »Wir sehen uns später. Viel Glück für heute Nacht.«
    Er nickte auch Tony noch einmal zu – ihm allerdings ohne stumme Bitte um Verzeihung.
    Denn von dem riesigen Vampir konnte Kris keine Verzeihung erwarten. Das wusste er.
    Sie trennten sich ohne ein weiteres Wort.
    Vermutlich würden sie noch über ihn sprechen, dachte Kris, während er das Dach verließ und in den Schatten der nächtlichen Stadt verschwand. Vermutlich hatte er sich mindestens Tonys Vertrauen nun wieder verspielt.
    Aber ob sein Plan nun funktionierte oder nicht – wenn es vorbei war, würde es ohnehin keinen Unterschied mehr machen.
    Und bis dahin würde er weiter seine Arbeit tun.
    Ganz normal.
    Ganz wie immer.
    Gedankenverloren ließ Kris sich von der Menge erfassen und folgte dem Sog der Masse bis ins Herz der Stadt, wo in einer dunklen Seitengasse bald Claire und Will aus der Kanalisation steigen mussten. Wie jeden Freitag würde Kris ihr Schatten werden, ohne dass sie es merkten. Er würde über sie wachen, während sie in Nebenstraßen und Parkhäusern auf die Jagd nach jungen Blutern gingen und – ohne dass sie es ahnten – nach neuen menschlichen Anwärtern für die
Bloodstalkers
suchten. Menschen ließen sich in diesen Zeiten nur noch von Menschen finden – oder mit einem Kraftaufwand seiner Blutgabe, den Kris sich nicht leisten konnte.Doch wenn die Jäger sie aus ihrem Versteck lockten, würde er da sein, um herauszufinden, ob sie Wahres Blut in sich hatten. Und natürlich würde er dafür sorgen, dass Will und Claire heil und gesund nach Hause zurückkehrten. Ganz so, wie Hannah und Tony es bei den anderen Jägern taten.
    Bald würde auch Red bei ihnen sein, selbst wenn Kris ihn am liebsten für alle Ewigkeit sicher verwahrt auf Insomniac Mansion eingesperrt hätte. Aber das ging nicht. Reds Stärke war sein Wille, seine Freundin zu finden. Man konnte ihn nicht einsperren, ohne ihn zu verderben. Also musste er stärker werden.
    Kris lächelte.
    Nein, nicht nur stärker. Red würde der stärkste Jäger werden, den die
Bloodstalkers
je gehabt hatten.
    Dafür würde er schon sorgen.

Kapitel Vierzehn
    Insomniac Mansion, Kenneth, Missouri
    »Es tut mir leid, Red. Ich wollte nicht so spät sein. Aber ich musste ihm einfach zuhören …«
    Das Krachen von Schüssen zerriss die drückende Luft.
    Nicht weit von Red entfernt klatschten ein paar Blutstropfen auf die staubige Erde, während er mit hastigen Fingern neue Patronen in die Trommel des Übungsrevolvers lud.
    Getroffen.
    Nah dran. Aber nicht nah genug.
    Er rannte über den Platz und versuchte, sich zu orientieren. Er konnte Kris nicht sehen, und Red rechnete jeden Moment damit, dass er von hinten über ihn herfiel – oder von oben. Theoretisch konnte er von jeder Seite aus angreifen.
    Mit gehetzten Blicken sah er sich um. Dann – ein Zischen in der Luft über ihm. Red riss die Waffe hoch und feuerte, noch bevor er erfasst hatte, was dort oben vorging.
    Ein Schwall warmen Blutes klatschte direkt in sein Gesicht. Erschreckt kniff Red die Augen zusammen und versuchte hastig, es mit dem Ärmel abzuwischen. Ein Schatten fiel über ihn. Blind und nur mit einer Hand schoss Red erneut und bemühte sich verzweifelt, die verklebten Lider frei zu bekommen. Sein Arm wurde taub von dem Rückstoß, und er war kurz davor, die Waffe fallen zu lassen.
    Ein weiterer Schuss, der Klang rasend schneller Schritte – dann prallte ein Körper mit Gewalt gegen ihn und warf ihn einfach um.
    Nadelspitze Zähne kitzelten seinen Hals.
    Red atmete schwer und spürte, wie Kris’ Blut seine Kleider durchtränkte. So viele Treffer. Und keiner davon tödlich.
    »Schon wieder tot«, murmelte er.
    Langsam richtete Kris sich auf und streckte Red eine Hand entgegen, an der sich gerade die Finger wieder richteten und zusammenwuchsen.
    Dankbar nahm Red die Hilfe an. Er war mittlerweile doch außer Atem – an diesem Tag war es bereits das zehnte Mal, dass sie die Übung wiederholten. Und das, nachdem Red sich bereits am Vormittag völlig verausgabt hatte – wie jeden Vormittag, seit inzwischen immerhin fünf Wochen, die er nun schon bei den
Bloodstalkers
war.
    Langsam wurde er besser. Er schaffte nun den gesamten Parcours

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