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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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eine Mischung aus beidem?
    Red wusste es nicht. Und seinem Ziel, Blue zu finden, war er im Grunde auch nicht einen Fingerbreit näher gekommen.
    Doch zumindest ein Wunsch war nun wieder blasser geworden: der Wunsch, auf die Farm zurückzukehren. Wegzulaufen. Die Erinnerung auslöschen zu lassen. Red wollte sich von niemandem mehr in seinem Kopf herumpfuschen lassen.
    Lange saß er noch allein in der Küche und dachte über das nach, was er gerade gehört hatte. Schließlich kam er nach einer quälenden Stunde angestrengten Grübelns zu einem Entschluss. Er würde von jetzt an Augen und Ohren weit offen halten. Vor allem, wenn er mit Kris sprach. Er würde die Warnung ernst nehmen. Vielleicht fiel es ihm dann leichter, zu sagen, ob er ihm vertrauen konnte oder nicht.
    Mit dem Kopf noch immer voller wirrer Gedanken machte Red sich auf den Weg nach draußen, um – trotz Freitag und trotz schmerzender Knochen – auf dem Parcours zu trainieren.
    Wem auch immer er sich am Ende entscheiden würde zu glauben, es war besser, wenn er dann bereit war. Bereit, um sich auf die Suche zu machen.

Kapitel Fünfzehn
    Insomniac Mansion, Kenneth, Missouri
    »Sei nicht traurig. Du wirst sehen, wie schnell die Zeit vergeht. Und dann wird alles so viel besser sein als jetzt …«
    »Bruce mit Michael, Claire mit Will. Red und Chase – Sarah solo! Auf, auf, kommt in die Gänge, aber ein bisschen plötzlich!«
    Regen prasselte auf den Platz und wühlte den Sand auf. Unter Reds Füßen gab der Matsch mit einem schmatzenden Geräusch nach, als er auf die Bahn lief wie so viele Male zuvor. Dicke Tropfen klatschten auf seinen Kopf und seine Schultern und rannen in seine Augen. Neben sich konnte er Chase kaum sehen, obwohl er nicht mehr als eine Armeslänge Abstand von ihm hatte. Hinter sich hörte er Sarahs rhythmischen Atem. Vor ihm war niemand.
    Reds Herz hämmerte vor Aufregung. Tonys Aufruf hatte ihn unerwartet getroffen. Er hatte noch nie mit Chase ein Team gebildet. Und Red war auch noch nie vorn gelaufen. Leer und grau lag der Parcours vor ihm, und er hatte das Gefühl, dass die weite Fläche vor seinen Augen auch seine Schritte raumgreifender werden ließ, während die Geräusche der anderen Menschen hinter ihm ihn wie Trommelschläge antrieben und den Takt seiner Schritte vorgaben.
    Gleich zu Anfang der beiden Eingangsrunden zog Chase das Tempo scharf an. Nasser Sand spritzte unter ihren Füßen. Mit zusammengebissenen Zähnen bemühte sich Red, auf dem rutschigen Untergrund mit Chase Schritt zu halten. Sarahs Atem verlor sich im Rauschen des Regens, als sie einStück hinter ihnen zurückblieb. Ein euphorisches Kribbeln zog durch seinen Körper, und Red wurde klar, diesmal wollte er vorn bleiben. Er durfte jetzt unter keinen Umständen zurückfallen – dieses Gefühl wollte er nicht verloren geben.
    Er war sich sicher, die Eingangsrunden nie so schnell gelaufen zu sein wie heute, als sie sich der letzten Kurve näherten. Red wagte nicht, sich umzusehen, aus Angst, aus dem Takt zu kommen.
    Schweiß mischte sich mit dem Regen.
    »Du vor!«, hörte er plötzlich Chase’ Stimme neben sich zischen. Reds Blick zuckte unwillkürlich zu ihm hinüber, und fast wäre er stehen geblieben vor Überraschung.
    Auf Chase’ Gesicht lag ein verbissenes, triumphierendes Grinsen. »Ich mach dich fertig, wenn du meine Zeit versaust.«
    Red keuchte fassungslos.
    Chase stieß ein kurzes, tonloses Lachen aus.
    »Lauf!«
    Und Red lief. Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass er in der Lage sein könnte, das Tempo noch zu erhöhen – aber er konnte. Chase war nur einen Schritt hinter ihm, auch er atmete schwer, und Red hatte das Gefühl, vor ihm fliehen zu müssen. Schneller lief er. Und noch schneller.
    Der Graben kam in Sicht. Reds Herz begann zu flattern. Egal, wie viel er geübt hatte, diese Stelle bereitete ihm immer noch Schwierigkeiten.
Nur nicht fallen
, dachte er,
jetzt nur nicht fallen!
Denn Chase, das wusste er, meinte es ernst.
    »Denk nicht!«, fauchte Chase hinter ihm. »Lauf!«
    Red lief.
    Erreichte den Graben.
    Der erste Schritt auf dem Steg, der zweite …
    Dann vibrierte die schmale Planke, als Chase ihm folgte. Red schwankte, und für einen schrecklichen Moment verlor er das Gleichgewicht – als eine Hand ihn grob in den Rücken stieß und nach vorn schleuderte.
    Strauchelnd kam er auf dem gegenüberliegenden Ufer auf und sah Chase an sich vorbeispringen. Vorlaufen. Ihn zurücklassen. Red kniff die Lippen zusammen und rannte

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