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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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sich seine Erinnerung an all das hier löschen lassen. Die Ärzte auf der Farm taten das mit den Menschen, die sie manchmal von draußen hereinbrachten. Sie würden es auch für ihn tun, wenn er darum bat …
    Selbst die Erinnerung an Blue.
    Hilflos ballte Red die Hände zu Fäusten und starrte auf die Tischplatte. Mit einem Mal war ihm schlecht, und er stand mit einem Ruck auf, um die Kaffeemaschine wieder auszuschalten. Der Geruch weckte in ihm den Drang, sich zu übergeben.
    Als sich hinter ihm die Tür öffnete, drehte Red sich erschreckt um.
    Will betrat mit schlurfenden Schritten die Küche. SeineHaare waren zerwühlt und seine Augen vom Schlaf verquollen, und er trug noch seine gestreifte Schlafanzughose.
    »Morgen«, murmelte Red. Er fühlte sich ertappt, auch wenn er nicht wusste, wobei.
    Will gähnte mit weit aufgerissenem Mund. »Morgen … So früh schon auf?«
    Red hob die Schultern. »Du auch.«
    Will schlurfte zur Kaffeemaschine und goss sich aus der halbvollen Kanne eine Tasse voll. Dann ließ er sich schwer auf einen der Stühle am Küchentisch sinken.
    Zögernd ließ auch Red sich wieder am Tisch nieder. Eigentlich hatte er keine Lust auf Gesellschaft. Aber jetzt einfach wieder zu gehen, hätte ihm nur wieder Misstrauen eingebracht.
    Eine ganze Weile saßen sie sich schweigend gegenüber. Nur gelegentlich war ein Schlürfen zu hören, wenn Will an seinem Kaffee nippte.
    »Du bist ganz schön blass heute«, sagte Will plötzlich. Seine Stimme klang in der stillen Küche erschreckend laut. »Geht es dir nicht gut?«
    Red hob überrascht den Kopf. In der ganzen Zeit, in der er hier war, hatte ihn noch nie jemand gefragt, wie es ihm ging. Andererseits war Will aber auch noch nie wirklich unfreundlich zu ihm gewesen. Er sagte ja grundsätzlich nicht viel. Meistens war er mit Claire zusammen und hielt sich in ihrem Hintergrund – obwohl nicht einmal Claire selbst ein Mensch war, der sich gern in den Mittelpunkt stellte. Die beiden waren ein Paar, soviel hatte Red schon mitbekommen. Sonst wusste er eigentlich nichts über sie. Aber er fühlte sich in gewisser Weise mit Will verbunden, weil auch er eine Quelle von Kris war. Mit ihm konnte er vermutlichoffener reden als mit jedem anderen Menschen hier in Insomniac Mansion.
    Red kaute ein wenig unschlüssig auf seiner Unterlippe. Sollte er Will von Blue erzählen? Etwas in ihm sträubte sich dagegen.
    »Also … es ist so … nein, eigentlich nicht.« Er starrte auf seine Hände. Seine Haut war wirklich fast weiß. Wenn er im Gesicht genau so aussah, war es kein Wunder, dass es Will aufgefallen war.
    »Willst du darüber reden?«
    Reden. Fast hätte Red gelacht. Wieso wollten plötzlich alle mit ihm
reden
? Gestern Kris, heute Will … Als ob ihm das hätte helfen können.
    Reds Gedanken stockten für einen Augenblick.
    Wieso denn eigentlich nicht? Will war doch schon oft in der Stadt gewesen. Vielleicht konnte er ihm
doch
helfen.
    Reds Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Natürlich! Warum war er nicht früher darauf gekommen?
    »Ich …« Er holte tief Luft. »Wenn du in Kenneth nach einem Menschen suchen wolltest, wo würdest du dann anfangen?«
    Will hob verwundert die Brauen. Dann wurden seine Augen schmal.
    »Es war nicht Kris, der dich gebeten hat, danach zu fragen, oder?« Seine Stimme klang plötzlich wieder misstrauisch.
    Red schüttelte hastig den Kopf. »Nein, nein«, beeilte er sich zu versichern, obwohl er nicht ganz verstand, was so schlimm daran gewesen wäre. »Ich … also, ich muss dringend jemanden finden. Kris hat mir nur erzählt, dass in der Stadt Menschen leben. Sonst hat er damit nichts zu tun.«
    Will nickte langsam. Doch Red sah, dass er nicht überzeugt war. »Verstehe. Aber ich glaube nicht, dass ich dir dabei helfen kann.«
    Red atmete tief durch. Will machte nicht den Eindruck, als hätte er die Absicht, irgendetwas von seinem Wissen preiszugeben – falls er überhaupt welches hatte. Der unverhohlene Argwohn in seinen Augen machte Red wütend. Er hatte ganz vergessen, wie schwer es war, auf Insomniac Mansion Antworten zu bekommen – wenn er nicht gerade mit Kris sprach. Der Vampir war niemals ausweichend, wenn Red ihn etwas fragte. Aber da war er auch der Einzige. Red war nun froh, dass er Blue noch nicht erwähnt hatte. Ihm war auch sämtliche Lust vergangen, Will noch weitere Fragen zu stellen.
    Will sah ihn derweil noch immer unverwandt an. Schließlich seufzte er schwer – und Red hatte den seltsamen

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