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Die blutige Arena

Titel: Die blutige Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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mir ganz anders vor. Doch freue ich mich, ihn gesehen zu haben. Wir werden ihm ein Almosen geben, wann er geht. Wie ist dieses Land so eigen. Welche Gestalten zeigt es! Und wie interessant ist seine Jagd durch ganz Spanien nach einem Polizisten ... Schon mit diesem Stoff könnte man ein spannendes Feuilleton schreiben.«
    Die Frauen zogen zwei Bratpfannen, welche einen angenehmen Geruch nach gebratenen Würsten verbreiteten, aus dem Ofen. »Zum Frühstück, Leute!« rief der National, welcher sich im Hause des Toreros die Würde des Majordomus angemaßt hatte.
    In der Mitte der Küche stand ein großer Tisch, der mit runden Broten und zahlreichen Weinflaschen bedeckt war. Auf den Ruf des National kamen Plumitas, Potaje und andere zahlreiche Bedienstete des Hauses herbei. Sie setzten sich alle auf die zwei Bänke, welche an der Längsseite desTisches standen, während Gallardo unentschlossen Donna Sol betrachtete, ob sie nicht lieber in ihrem Zimmer essen wolle. Doch sie lächelte über sein Zögern und setzte sich oben an den Tisch. Mit der Gebärde des Hausherrn lud sie den Torero ein, Platz zu nehmen, und ihre Nasenflügel sogen mit Behagen den verlockenden Bratenduft der dampfenden Würste ein. Es war ein reichliches Essen und sie hatte Hunger.
    »So ist es gut,« sagte Plumitas mit Nachdruck, als er den Tisch betrachtete, »Herr und Diener essen zusammen, wie es früher der Brauch war. Ich sehe dies seit langem wieder zum ersten Mal.« Und er setzte sich zum Torero, ohne den Karabiner wegzulegen, den er zwischen den Knien hielt. »Setz dich hierher«, sagte er zum Potaje und gab ihm dabei einen Stoß.
    Der Picador, der ihn mit rauher Kameradschaftlichkeit behandelte, erwiderte die Einladung mit einem ähnlichen Puff und die beiden Männer lachten, als sie sich so balgten, während die anderen Tischgenossen diesen Späßen belustigt zusahen.
    »Zum Kuckuck,« sagte der Potaje, »leg' doch deinen Schießprügel weg. Du stoßt ihn mir ja in den Bauch und es könnte dabei ein Unglück passieren.« Der Karabiner des Banditen neigte seine schwarze Mündung bedrohlich gegen den Picador.
    »Leg' ihn doch weg,« wiederholte der Bedrohte, »brauchst du ihn denn auch beim Essen?«
    »Er ist da recht gut aufgehoben, habe nur keine Angst«, erklärte kurz und mürrisch der Räuber, als wollte er an seinenVorsichtsmaßregeln keine Kritik üben lassen. Er nahm den Löffel in die Hand, erfaßte ein großes Stück Brot und sah auf die anderen, um sich zu überzeugen, ob der Augenblick gekommen wäre, das Mahl zu beginnen. »Guten Appetit, ihr Herren!«, und er griff nach der gewaltigen Schüssel, die man für ihn und die beiden Stierfechter hingestellt hatte. Ein gleich großer Napf dampfte am anderen Ende des Tisches für die Leute des Hauses.
    Seine Gefräßigkeit schien ihn aber gleich zu gereuen und nach einigen Löffeln hielt er inne und glaubte eine Erklärung geben zu müssen.
    »Seit gestern habe ich nur ein Stück Brot und etwas Milch zu mir genommen; guten Appetit!« Und er warf sich wieder auf das Essen, während er mit einem Augenzwinkern und fortwährendem Kauen die Spötteleien des Potaje über seinen Heißhunger einsteckte.
    Der Picador wollte ihn zum Trinken ermuntern. Eingeschüchtert durch die Gegenwart seines Herrn, betrachtete Potaje begehrlichen Blickes die Weinflasche, welche in Reichweite vor ihm stand.
    »Trinke, Plumitas, ein trockener Bissen ist ungesund. Man muss ihn anfeuchten.« Und ehe der Bandit seiner Einladung gefolgt war, trank der Picador schon in hastigen Zügen. Doch Plumitas berührte kaum das Glas. Er fürchtete den Wein, da er ihn nicht mehr gewohnt war und der Alkohol den ärgsten Feind für einen Mann bedeutete, der wie er immer munter und seiner Sinne mächtig bleiben mußte.
    »Hier bist du unter Freunden,« erklärte der Picador, »hier tut dir keiner etwas. Und wenn zufällig die Gendarmenkommen sollten, dann trete ich an deine Seite, nehme meine Lanze und wir lassen keinen dieser Tagediebe am Leben. Ich möchte gerne in die Berge gehn, das hat mich immer gereizt.«
    Trotz seiner Zurückhaltung im Trinken hatte der Bandit schon ein rotes Gesicht und aus seinen Augen glänzte die Fröhlichkeit. Er hatte sich der Küchentüre gegenüber gesetzt, so daß er den Hof und einen großen Teil der einsamen Straße überblicken konnte. Von Zeit zu Zeit ging draußen eine Kuh, ein junger Stier, eine Ziege vorbei und der Schatten ihrer Körper genügte, daß sich der Plumitas sofort aufrichtete

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