Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
irgendeiner dunklen Flüssigkeit saß. Mit dem Fuß zog Kerwin einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder; über den schlecht beleuchteten Tisch sah er zu Ragan hinüber.
    „Tun Sie nur nicht überrascht“, sagte er rauh. „Sie sind lange genug hinter mir her.“ Er fühlte in der Tasche nach dem Kristall, nahm ihn heraus und warf ihn auf den Tisch. „Sie haben mir doch kürzlich etwas darüber erzählt – oder sollte ich betrunkener gewesen sein als ich dachte? Ich habe bemerkt, daß Sie mir noch mehr darüber sagen können. Sagen Sie es.“
    Ragans mageres Frettchengesicht nahm einen wachsamen, mißtrauischen Ausdruck an. „Ich habe Ihnen gar nichts gesagt, was Ihnen nicht ebensogut jeder Darkovaner hätte sagen können. Fast jeder hätte den Stein erkannt.“
    „Trotzdem. Ich möchte mehr darüber wissen.“
    Ragan tippte ihn mit der Fingerspitze an. „Was wollen Sie wissen?“ fragte er. „Wie man mit ihm umgeht?“
    Kerwin überlegte kurz. Nein, wenigstens jetzt im Augenblick hatte er keine Verwendung für solche Tricks, wie Ragan sie vorgeführt hatte – Glas schmelzen zu lassen oder etwas in dieser Art. „Ich möchte hauptsächlich wissen, woher er kommt und weshalb gerade ich einen habe.“
    „Schicksal!“ meinte Ragan trocken. „Es dürfte alles in allem nur ein paar tausend davon geben.“ Aber seine Augen waren – durchaus nicht zufällig verkniffen, obwohl seine Stimme bewußt gleichgültig klang. „Einige Leute vom terranischen Hauptquartier haben mit den kleinen experimentiert. Vielleicht könnten Sie eine ganz schöne Summe dafür bekommen, wenn Sie ihnen den Stein zu Experimenten zur Verfügung stellen.“
    „Nein!“ hörte sich Kerwin rufen, bevor er sich die Ablehnung dieses Vorschlages noch überlegen konnte.
    „Aber weshalb wenden Sie sich an mich?“ fragte Ragan.
    „Weil ich seit einiger Zeit dauernd über Sie falle, wenn ich mich ein bißchen umsehe, und ich glaube nicht, daß Sie meine Gesellschaft so entzückend finden. Entweder Sie wissen etwas darüber, oder Sie wollen, daß ich das glaube. Zuerst einmal könnten Sie mir erzählen, für wen Sie mich in jener Nacht hielten. Nicht nur Sie – jeder, der mich sah, verwechselte mich mit einem anderen. In der gleichen Nacht wurde ich in einer Allee zusammengeschlagen und ausgeplündert, auch vielleicht deshalb, weil ich einer anderen Person ähnlich sehe.“
    Ragan ließ vor Staunen den Mund offenstehen; Kerwin konnte nicht daran zweifeln, daß seine Überraschung echt war.
    „Nein, Kerwin. Wenn, dann wäre das sogar ein sicherer Schutz für Sie gewesen. Praktisch jedem gegenüber.“
    „Aber wer…“
    Ragan biß sich auf die Lippen, dann schüttelte er entschieden den Kopf. „Das ist eine verzwickte Geschichte, und ich möchte nicht hineingezogen werden. Soviel kann ich Ihnen sagen – es ist Ihr rotes Haar. Wenn Sie in Darkover aufgewachsen sind, dann müssen Sie doch wissen, daß rotes Haar hier tabu ist.“
    Kerwin nickte. „Es kommt nur bei Darkovanern der allerhöchsten Kasten vor“, fuhr Ragan fort. „Selbstverständlich können Sie es von Ihren Erdenvorfahren haben.“ Wieder hielt er inne und ließ einen ängstlichen Blick in die Runde gleiten. „Offen gesagt, wenn ich Sie wäre, dann würde ich mit dem nächsten Schiff Darkover verlassen, und ich würde nicht eher haltmachen, bis ich nicht die Hälfte der Milchstraße hinter mich gebracht hätte. Das würde ich Ihnen raten – und ich bin stocknüchtern.“
    Kerwin lächelte trüb. „Vielleicht sind Sie mir betrunken lieber“, sagte er und winkte dem Kellner. „Hören Sie, Ragan“, fuhr er fort, als der Kellner nachgefüllt hatte, „wenn es nötig ist, werde ich Darkovaner-Kleidung anziehen und in die Altstadt hinuntergehen …“
    „Damit man Ihnen den Hals durchschneidet?“
    „Sie sagten doch vorhin, daß mein rotes Haar mich beschützen würde. Nein. Ich werde in die Altstadt gehen und jeden, der mir auf der Straße begegnet, anhalten und fragen, für wen er mich hält oder wem ich ähnlich sehe. Und früher oder später finde ich dann schon einen, der es mir sagt.“
    „Sie wissen gar nicht, in welche Sache Sie sich da einmischen.“ „Das weiß ich so lange nicht, bis ich es von Ihnen erfahre.“ „Verdammter sturer Narr.“, schimpfte Ragan. „Schön, es ist ja
    schließlich Ihr Kragen, um den es geht. Was erwarten Sie von mir? Und was springt für mich dabei heraus?“
    Nun gewann Kerwin endlich Boden unter den Füßen. Er hätte der

Weitere Kostenlose Bücher