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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kastanien für den anderen aus dem Feuer holen sollte, ob er gesteuert wurde. Er las die Adresse und merkte, daß sie in einem der unsichersten Viertel der Stadt lag. Er war nicht gerade begeistert, in Terrakleidung dorthin zu gehen, und er war überhaupt nicht davon angetan, dieses Viertel aufzusuchen.
    Schließlich kam er zu dem Entschluß, Ragans Rat zu folgen, wenn er ihn auch etwas abwandelte. Er schlug im Adreßbuch von Thendara nach und fand die Anschriften von drei lizenzierten Matrixspezialisten. Alle drei wohnten in angesehenen Vierteln der Stadt, und alle wiesen besonders darauf hin, daß sie dem Verband angehörten und den gesetzlichen Vorschriften unterlagen, womit sie anscheinend beweisen wollten, daß sie offen und völlig legal arbeiteten.
    Seine zufällige Wahl fiel auf einen, der im Darkovanerviertel der Stadt lebte, das allerdings ganz anders als jenes war, das er in der ersten Nacht nach seiner Ankunft durchstreift hatte. Die Wohnung lag in einem Viertel mit großen, hohen Häusern, deren durchscheinende Wände das Licht nach allen Richtungen warfen; da und dort gab es einen Park, ein Amtsgebäude, einen kleinen Laden. Pferde und andere Packtiere bewegten sich ruhig auf den Straßen, die ungepflastert, aber gut erhalten und mit kurzem Gras bewachsen waren. In einer Baulücke arbeiteten Männer an einem Haus, dessen rohe Mauern ein wenig unheimlich in die Höhe wuchsen. Einige Männer vermörtelten Steine, andere trugen großen Glasplatten, die in Bündeln verpackt waren, das wie rosa Stroh aussah. Auf dem kleinen Markt feilschten Frauen um Lebensmittel oder schwatzten miteinander; an ihren Röcken hingen Kinder.
    Primitiv? In der Terrazone sah es anders aus. Diese Einzelheiten des Alltagslebens wirkten irgendwie beruhigend. Man redete soviel über barbarische Kultur. Sicher, diese Menschen hatten keine Raketenfahrzeuge, keine Autobahnen und Wolkenkratzer, keine Raumhäfen; auch keine Stahlwerke, keine dunklen Bergwerke, in denen Robotermaschinen die Arbeit taten.
    Kerwin lachte vor sich hin. Er begann sentimental zu werden; er idealisierte die Welt hinter den Brettern, die doch das Imperium Jenseits davon ablehnte. Das waren alles nur Theorien ohne jeden Hintergrund. Wieder sah er die Anschrift nach, die er aus dem Adreßbuch abgeschrieben hatte, fand ein bescheidenes Haus und stieg die Treppe hinauf.
    Die Tür stand offen; sie führte in ein ruhiges Büro. Es war im Darkovaner-Stil eingerichtet mit blaßfarbenen Vorhängen an den durchscheinenden Wänden, mit niedrigen Sitzkissen und Bänken. Eine Frau, die neben der Tür stand, wandte sich zu ihm um, und ein Mann von der anderen Seite des Raumes gesellte sich zu ihnen. Beide waren groß und stattlich, nach Darkovaner-Art gekleidet, hellhäutig und grauäugig. Sie machten den Eindruck ruhiger Würde und Autorität. Sie schienen ein wenig verblüfft zu sein. „ Com’yn “, flüsterte der Mann fast unhörbar.
    Kerwin hatte es fast erwartet.
    „Vai dom“, grüßte der Mann. „Sie schenken uns große Ehre. Wie können wir Ihnen dienen?“
    Aber bevor Kerwin noch antworten konnte, verzog die Frau geringschätzig den Mund.
    „Terraner“, sagte sie feindselig. „Was wünschen Sie?“
    Nun drückte die Miene des Mannes wie ein Spiegelbild die gleiche Feindseligkeit aus. Kerwin bemerkte, daß die beiden sich wie Geschwister glichen, daß beide dunkelhaarig und grauäugig waren, und ihre Haare hatten den gleichen rötlichen Schimmer, nur eine Andeutung, kaum zu bemerken; es war aber nicht das rote Haar, noch war es die aristokratische Haltung der drei Rotschöpfe, die er in jener Nacht im Sky-Harbor-HoteI gesehen hatte.
    Kerwin wurde es ungemütlich unter ihren starrenden Blicken. „Ich habe gehört“, sagte er endlich, „daß Sie auch Aufträge von Terranern annehmen.“
    „Gelegentlich“, antwortete die Frau und zuckte die Achseln. „Was wünschen Sie?“
    Kerwin zeigte ihr den Matrix. „Ich möchte einige Informationen.“
    Die Frau runzelte die Brauen, machte eine abwehrende Handbewegung, ging zu einer Bank und nahm ein Stück Stoff, das wie Seide glänzte. Sie wickelte es um ihre Hand, nahm den Kristall aus Jeffs Hand, drehte ihn um und prüfte ihn kritisch. Der Mann sah ihr über die Schulter. „Wie sind Sie dazu gekommen?“ fragte sie schließlich.
    Kerwin erzählte seine Geschichte. Sie zuckte die Achseln und ging zu einem niedrigen Tisch, der mit einer dicken Platte aus Wellglas bedeckt war. Sie setzte sich, legte den Kristall

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