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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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blieb Kennard stehen. „Du hast uns immerhin etwas bewiesen. Willkommen, willkommen zu Hause.“
    Auster murmelte etwas Verärgertes, und sein Mund verzog sich zu einem sarkastischen Lächeln.
    „Ich verstehe überhaupt nichts mehr“, antwortete Kerwin und schüttelte den Kopf.
    „Sage mir“, bat Kennard, „wie ist es dir überhaupt gelungen, hierher zu finden?“
    „Ich weiß auch nicht“, antwortete Kerwin, der viel zu verblüfft war, um etwas anderes als die Wahrheit zu sagen. „Eine Ahnung vermutlich.“
    „Nein“, meinte Kennard ernst. „Es war ein Test. Und du hast ihn bestanden.“
    „Ein Test? Wozu?“ fragte Kerwin. Plötzlich war er ein wenig besorgt, und gleichzeitig ärgerte er sich. Seit er auf Darkover gelandet war, hatte ihn ständig jemand gegängelt. Jetzt, als er dachte, er habe einen unabhängigen Schritt getan, um auszubrechen, jetzt hing er hier an der Leine!
    „Vermutlich sollte ich dankbar sein. Aber alles, was ich jetzt möchte, ist eine Erklärung. Was soll das heißen – ein Test?“
    „Ein Test“, erklärte Kennard, „um zu erfahren, ob du die laran, die Com’yn sche Gabe der Telepathie, geerbt hast. Dein Vater war Terraner, ja. Aber deine Mutter war eine Com’ynfrau, Cleindori Aillard.“
    Das unglaubliche Wort Com’yn fiel von den Wänden des Raumes zurück.
    „Ja“, wiederholte Kennard, „wir sind Com’yn. Erinnerst du dich, wir hielten dich für einen der Unseren, damals in jener Nacht? Wir hatten gar nicht so unrecht, wie wir dachten.“
    Kerwin verstand nicht, was Auster einwarf. Es war ganz eigenartig, wie klar er Kennard und Taniquel verstehen konnte, dagegen kaum eines von Austers Worten.
    „Cleindori starb“, fuhr Kennard fort, „und dich hat man nachts geraubt und weggebracht. Wir haben versucht, Cleindoris Kind aufzuspüren, aber bevor uns das gelang, hatte man dich schon nach Terra gebracht. Und nun hat dich vor einigen Wochen eine unserer Warterinnen auf dem Matrixschirm entdeckt.“
    „Wie? Was?“
    „Ich kann es jetzt nicht näher erklären, genausowenig wie Austers Dummheit, als er dich seinerzeit an der Bar sah. Er muß betrunken gewesen sein.“
    Wieder brach Auster in ein unverständliches Geplapper aus, und Kennard bedeutete ihm, er möge schweigen „Bei Sharra, Auster, spare deine Worte; er versteht keine Silbe davon.“ Er wandte sich wieder an Kerwin. „Du hast den ersten Test bestanden; du hast laran“ Kerwin erinnerte sich, daß dieses Wort „telepathische Kraft“ bedeutete. „Das haben wir früher nie getan, aber wir leben in einer eigenartigen Zeit. Du kannst uns vielleicht von Nutzen sein. Wir bieten dir dafür die Möglichkeit, auf Darkover zu bleiben; ich glaube, das ist es auch, was du willst.“
    Halb betäubt, ein wenig schwankend, sah Kerwin vor sich hin. Nun, er war seiner Ahnung gefolgt. Hätte sie ihm den Weg vom Regen in die Traufe gewiesen, dann hätte er es nur sich selbst zuzuschreiben gehabt. Ich weiß nicht, wohin mich das alles führt, dachte er, aber nun bin ich hier.
    Ein kleines Luftschiff, angetrieben von den tückischen Winden und den Luftströmen, die von den Zacken und Graten der Berge herunterfielen, flog in westlicher Richtung durch die rötlich schimmernde Dämmerung. Die ersten Strahlen der grausamen Sonne setzten den Himmel in Flammen. Sie hatten die Sturmzone verlassen, aber das zerklüftete Gelände unter ihnen war noch immer vom Nebel verschleiert.
    In der engen Pilotenkanzel saß Kerwin mit untergeschlagenen Beinen auf einem niedrigen Sitz, der für die normalen Sitzgewohnheiten der Erdenbewohner ungeeignet war, und beobachtete Auster bei der Bedienung der unsichtbaren Navigationsgeräte. Er hätte es vorgezogen, nicht mit Auster die Kabine teilen zu müssen, aber im rückwärtigen Raum war kaum ausreichend Platz für Taniquel und Kennard, und man hatte ihn auch nicht nach seinen Wünschen gefragt.
    Er war immer noch ein wenig verstört über die Schnelligkeit, mit der sich die Dinge entwickelten. Jetzt verstand er wenigstens, daß er von telepathischen Befehlen geleitet worden war, die er zum Teil durch den Matrixkristall erhalten hatte, aber wie das vor sich ging, brauchte er noch nicht zu verstehen, wie man ihm erklärte. Sie hatten ihn sofort in aller Eile zu dem kleinen Privatflugplatz und an Bord dieses Luftschiffes gebracht, und es hatte ihn etwas überrascht, daß die Darkovaner überhaupt davon Gebrauch machten. Sie hatten ihm nur erklärt, daß sie einen sehr weiten Weg vor sich

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