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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hätten.
    Diese telepathische Führung hatte wohl beweisen sollen, überlegte Kerwin, ob er über laran in so ausreichender Stärke verfügte, daß er ihnen von Nutzen sein konnte. Um welche Art von Nutzen es sich handeln könnte, vermochte Kerwin nicht zu erkennen, aber er hatte keine Angst, Sie waren nicht gerade sehr freundlich, aber sie schienen ihn zu akzeptieren, ungefähr so, wie seine Großeltern ihn akzeptiert hatten. Wie eine Familie – genauso. Selbst als Kennard seine Fragen mit einem barschen „Später, Später“ abschnitt, lag darin keine Beleidigung.
    Das Luftschiff hatte außer einem kleinen geeichten Gradmesser keinerlei sichtbare Instrumente; und diese Skala hatte Auster erst angebracht, als sie an Bord des Luftschiffes gingen; er hatte sich auch nur kurz wegen der Unbequemlichkeit entschuldigt, als ein unangenehmes Vibrieren Kerwins Zähne aufeinanderschlagen ließ und seine Ohren zum Dröhnen brachte. Mit ein paar barschen Worten erklärte ihm Auster, daß das Gerät, das dieses Rütteln verursachte, unbedingt nötig war, als Ausgleich für die Anwesenheit eines noch unentwickelten Telepathen.
    Hin und wieder beugte sich Auster aus seiner knienden Haltung ein wenig vor und machte eine kleine Handbewegung, als ob er einem unsichtbaren Beobachter Zeichen geben wollte. Oder, dachte Kerwin, als verscheuche er Fliegen. Halb fasziniert, halb abgestoßen beobachtete er ihn. Einmal fragte er ihn auf Cahuenga, dem Dialekt der Städter, von welcher Kraft das Schiff gelenkt werde, aber Auster antwortete ihm nur kurz: „Matrixkristall“. Kerwin pfiff lautlos durch die Zähne. Er hatte nicht im entferntesten damit gerechnet, daß dieser Kristall empfindlich genug sei, ein Luftschiff mittels Gedankenübertragung zu lenken.
    Es war nicht allein Psikraft, dessen war er sicher. Auf den anderen Planeten, auf denen Kerwin Dienst getan hatte, gab es auch genug Telepathen und Parapsychologen, aber ihre Kräfte waren begrenzt. Aus dem wenigen, was Kerwin von Ragan gehört, und was er selbst gesehen hatte, schloß er, daß die Arbeit mit dem Matrix unter jene Wissenschaften fiel, die man auf der Erde zusammenfassend „nichtgegenständliche Wissenschaften“ nannte: Cyrillie, Elektromentrie, Psychokinese, Wissen von außerirdischen Welten, die von Nicht-Menschen bewohnt waren. Und Kerwin wußte davon genausowenig wie jeder Terraner.
    Es war deutlich zu sehen, daß dieses Luftschiff irdischen Ursprungs war; die Umrisse ließen es erkennen, wenn auch die Kennzeichen übermalt und die Navigationseinrichtungen entfernt worden waren. Das Innere hatte man so umgebaut, daß es den Wünschen der Darkovaner Käufer entsprach.
    Obwohl Kerwin selbst von unausgesprochener Besorgnis erfüllt war, beherrschte ihn doch gleichzeitig das Gefühl einer eigenartigen, ruhigen Zufriedenheit. Er hatte sich selbst niemals für einen Terraner gehalten – seine Geburt als Terraner war reiner Zufall. Seine Heimat war Darkover, und sein alter Traum, die Fetzen einer vagen Erinnerung, bestätigten ihm, daß er hierher gehörte; daß er wirklich ein Mitglied der Edelsten, der Com’yn, war, die ihn aus seinem unfreiwilligen Exil erlöst hatten.
    Er erinnerte sich des Gesprächs mit dem Legaten, unzusammenhängender Bruchstücke der langen Unterredung… Vier Generationen lang versucht, etwas über Matrixspezialisten zu erbitten, zu leihen oder zu stehlen… Die Com’yn sind nicht nur unbestechlich, sondern auch unnahbar…
    Die Com’yn, das wußte er inzwischen, waren weder Könige, Adlige, Priester, Regenten, noch etwas, was diesen Begriffen einigermaßen gleichkam; sie hatten auch nie einen Vertrag mit Terra unterzeichnet. Der Pakt zwischen den beiden Welten war bestenfalls ein dürftiges Übereinkommen… Selten sah man die Com’yn außerhalb ihrer sicheren, versteckten Ansiedlungen. Mit eigenen Augen hatte Kerwin gesehen, mit welch fast phantastisch anmutender Ehrfurcht und Unterwürfigkeit die Darkovaner diesen Rotschöpfen begegneten; und selbst wenn sich Darkover der unangreifbaren, aber unbezweifelbaren Macht der Com’yn widersetzte, so hatten die Terraner nicht die geringste Kenntnis davon.
    Vorsichtig versuchte Kerwin, seine verkrampften Beine zu strecken, ohne durch ein Bullauge zu stoßen. „Wie weit ist es noch bis zu eurer Stadt?“ fragte er Auster.
    Der Mann machte sich nicht einmal die Mühe, ihm einen Blick zuzuwerfen. Er war sehr schlank und hatte etwas Katzenhaftes in der Haltung seiner Schultern und der Form seines

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