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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gleichen Abend die erste Suchaktion beginnen konnte.
    Kerwin hatte Lampen fieber. Es sollte seine erste Arbeit unter vollem Kontakt sein. Die vorhergehenden Kontakte waren mehr kurze Versuche gewesen. Aber jetzt war es so weit.
    „Warum abends?“
    „Weil in unserer Hemisphäre die meisten Menschen während der
    Nachtstunden schlafen“, antwortete Rannirl. „Wir haben dann weniger telepathische Störungen. Im Radio würde man von atmosphärischen Störungen sprechen. Es gibt auch telepathische Störungen.“
    „Wir müssen alle tagsüber etwas schlafen“, mahnte Elorie. „Ich möchte, daß ihr abends alle frisch und ausgeruht seid.“
    Corus deutete auf Kerwin. „Gebt Jeff lieber ein Schlafmittel; er grübelt sonst und liegt wach.“ In seinen Worten lag aber keine Bosheit, und Mesyr sah Kerwin fragend an. „Wenn du etwas willst…?“
    Kerwin schüttelte unbehaglich den Kopf. Sie unterhielten sich noch kurze Zeit, dann erklärte Elorie lachend, daß sie ihrem eigenen Rat folgen werde, gähnte herzhaft und verschwand. Einer nach dem anderen verließ den Platz neben dem Kamin. Kerwin blieb noch, denn seine Aufregung ließ ihn nicht müde werden. Wenn nur Taniquel bei mir wäre, dachte er, dann würde die Spannung von mir weichen.
    „Elorie hat es ernst gemeint, mein Junge“, mahnte Kennard, der neben ihm stehengeblieben war. „Es ist besser, du schläfst jetzt, sonst wird der Abend zu anstrengend für dich.“ Nach einem Augenblick des Schweigens hob er erstaunt die dichten Brauen, so daß sie fast bis an den Haaransatz reichten. „Ach, so ist das also!“
    „Verdammt, gibt es denn hier überhaupt kein Privatleben mehr?“ knurrte Jeff.
    „Ich bin ein Alton“, antwortete Kennard. „Wir sind die stärksten Telepathen unter den Com’yn. Es tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe, aber jetzt muß ich dir etwas sagen. Du weißt doch, daß ich eine Terranerin geheiratet habe. Ich habe lange genug unter den Terranern gelebt, um zu wissen, wie empfindlich sie in manchen Dingen sind. Sei also nicht beleidigt… „
    „Sprich weiter. Ich werde nicht beleidigt sein.“
    „Lügner“, meinte Kennard freundlich. „Aber tadle Taniquel nicht dafür, daß sie dich gerade jetzt allein läßt, wenn du glaubst, sie am nötigsten zu brauchen. Bei Aldones, ich weiß, wie dir zumute ist. Und wie gut ich das weiß!“ Er lachte, als habe er einen Scherz gemacht. „Aber Tani weiß es ebensogut. Wenn eine wichtige Matrixoperation bevorsteht, ist Enthaltsamkeit eine Regel. Sie weiß es zu genau, deshalb wird sie nicht dagegen verstoßen.“
    „Warum …?“
„Weshalb, glaubst du, müssen die Wärterinnen Jungfrauen sein?“
    Darüber hatte Kerwin noch nicht nachgedacht. Das war es also, und plötzlich verstand er Elorie und was sie von Taniquel unterschied. Sie war eine anmutige Frau, aber genauso geschlechtslos wie ein kleines Mädchen, ihrer eigenen Schönheit unbewußt; sie ahnte nicht einmal, wie begehrenswert sie war.
    „Unsere Vorfahren hätten hier wohl von einem Ritus gesprochen, einer religiösen Angelegenheit. Ich bin der Meinung, das war abergläubische Faselei. Aber es steckt doch ein Körnchen Wahrheit darin; du brauchst jedes Bißchen deiner Nervenkraft und Stärke. Taniquel weiß das. Sie ist mutwillig, aber nicht boshaft. Also – geh schlafen. Allein.“ Mit einer fast väterlichen Geste legte er seine Hand auf Kerwins Arm. „Schlimm ist daran nur, daß wir vergessen, wie kurze Zeit du erst bei uns bist – so sehr gehörst du schon zu uns. Wir nehmen es als selbstverständlich an, daß du darüber Bescheid weißt, ohne daß man es dir gesagt hat. Jeff, als, du zu uns kamst, hatte ich meine Zweifel. Aber jetzt – ganz gleich, ob wir es schaffen oder nicht – gehörst du zu uns. Du bist ein echter Darkovaner – und ein echter Com’yn. Dieser Gedanke möge dich so beruhigen, als sei Taniquel bei dir.“ Er lächelte. „Vielleicht hilft er dir ein wenig.“
    Zur Zeit des Mondaufgangs schickten sie nach ihm. Der Turm von Arilinn erschien ihm fremd im Dunkel der Nacht, und auch das Matrixlaboratorium war von der gleichen hallenden Ruhe erfüllt. Sie unterhielten sich nur mit gedämpfter Stimme; die Ruhe war direkt mit Händen zu greifen.
    Kerwin fühlte sich flau und leer, weniger zu telepathischer Arbeit fähig, als je zuvor. Kennard ging steif herum, seine Lahmheit war auffälliger als sonst; jeder Schritt schien ihm Schmerzen zu bereiten. Rannirl sah verschlafen und übellaunig drein, und

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