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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ihn nur, weil du selbst zwei halbterranische Söhne hast. Das ist zu durchsichtig.“
Kerwin legte die Hand über die Augen. Wie konnte er ihnen nur sagen: Ich liebe euch, aber quält mich nicht so? „Nun wißt ihr“, stieß er schließlich mühsam hervor, „daß es möglich ist, und ihr werdet einen finden, der meinen Platz einnimmt.“
    „Nein!“ Elorie sprang auf. Kerwin fürchtete, sie würde fallen und fing sie auf. Sie klammerte sich an ihn, ihr Gesicht war totenblaß, ihre Hände krallten sich in sein Schultern. „Nein!“ flüsterte sie noch mal. „Nein, ich kann dich nicht gehenlassen. Bleib bei uns, Jeff, bleib bei uns, ganz gleich, was geschieht…“ Die Stimme versagte ihr. Kerwin hielt sie, zu Tode erschrocken, in den Armen. „Elorie, Elorie!“ flüsterte er.
    Dann schob er sie sanft von sich. „Siehst du denn noch immer nicht ein, daß ich gehen muß, Elorie?“ bat er sanft. „Mach es mir doch nicht noch schwerer.“
    In den Gesichtern um ihn herum sah er Schock, Verständnis, Zorn, Mitleid; Taniquel wollte die Arme um Elorie legen, aber sie wich ihr aus, und ihre Stimme klang hoch und schrill. „Nein“, sagte sie bestimmt. „Wenn Jeff sich so entschieden hat, dann habe ich mich genauso entschieden, und alles ist vorbei. Ich… Ich kann mein Leben nicht noch länger dafür opfern.“
    Blaß und erschüttert stand sie vor den Com’yn, ihre Augen waren wie riesige Wunden in ihrem weißen Gesicht.
„Elorie“, flehte Taniquel, „du weißt nicht…“
    „Das wagst du zu sagen, du, die du seine Liebe gekannt hast?“ Elorie schien außer sich zu sein.
    „Elorie, du weißt nicht, was du sagst“, versuchte Kennard, sie zu beruhigen. „Du weißt doch, wer du bist.“
    „Ich weiß, was ich sein soll“, schleuderte sie ihnen entgegen. „Eine Wärterin, eine leronis, eine Marionette, eine geheiligte Jungfrau ohne Herz und ohne Seele, ohne eigenes Leben.“
    Kennards Gesicht war weiß. Wütend wandte er sich an Kerwin. „Wir haben dich hierher gebracht, und du tust uns – und ihr – das an!“ Er zitterte vor Wut. „Dieser Verrat ist schlimmer als alles, was die Terraner aushecken konnten!“
    „Und ich habe ihn verteidigt!“ Rannirls Stimme klang heiser. „Die Geschichte wiederholt sich. Wieder eine Cleindori, und wieder mit einem schmutzigen Terraner!“
    „Ja!“ schrie Elorie aufgebracht. „Denn ich weiß jetzt, was Cleindori wußte!“
    „Du Hure!“ Rannirl schlug Elorie auf den Mund. Kerwin fing seinen erhobenen Arm ab, aber Rannirl schüttelte ihn fluchend ab. „In alter Zeit hätte es für dich, Elorie, den Tod bedeutet – und für ihn Tod durch Folterung.“
    Kerwin erkannte den Irrtum, dem alle unterlagen. Er trat einen Schritt vor, um Elorie zu beschützen. „Ich habe sie niemals berührt; ich schwöre, daß sie mir heilig war.“
    Elorie warf entschlossen den Kopf zurück. „Es hat keinen Sinn, Kennard. Ich bin als Wärterin nichts mehr wert…“ Sie schlang die Arme um Jeff und klammerte sich in hilfloser Verzweiflung an ihn. Aus den Mienen der anderen las er Ekel und Abscheu. Elorie zitterte vor Scham und Angst. Kerwin wußte genau, daß jedes Wort, das er zu ihrer Verteidigung sprach, ihre sichere Verstoßung bedeuten mußte. Trotzdem legte er seine Arme schützend um sie.
    „Dafür haben sie den Tod verdient!“ fauchte Rannirl. „Und weshalb? Sie haben alles sabotiert, was wir getan haben, und wir können nichts mehr davon gutmachen. Es soll ihnen Glück bringen!“ Er wandte ihnen den Rücken zu und verließ das Zimmer. Auster und Corus folgten. Kennard zögerte einen Augenblick; er sah elend aus. Dann schüttelte er den Kopf und ging. Verstört und erschüttert von der Macht ihrer Lüge, hörte Kerwin, wie sich die Tür hinter ihm schloß. Es hörte sich an, als schlage die Tür einer Gruft zu.
    Elorie begann zu schluchzen; sie weinte verzweifelt wie ein Kind; er hielt sie betäubt in den Armen und verstand noch immer nichts.
    „Elorie“, beschwor er sie, „warum hast du das getan? Warum hast du sie angelogen?“
Schluchzend und gleichzeitig lachend, fast hysterisch, lehnte sich Elorie zurück und sah ihn an. „Es war keine Lüge“, weinte sie. „Ich hätte gar nicht lügen können. Ja, ich weiß, du hättest mich niemals angerührt, denn du kanntest das Gesetz und die Tabus, aber als ich mit ihnen sprach, wußten sie, daß es Wahrheit war. Ich wollte so sehr – ich liebe dich so – so sehr, daß ich es nicht mehr ertragen konnte, Wärterin zu

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