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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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bleiben.“
    „Elorie!“
    „Und jetzt – jetzt hast du alles verloren, und nun bist du nicht einmal frei“, fuhr Elorie heftig fort. „Aber ich – ich habe nichts und niemand mehr – wenn du mich nicht willst.“
    Kerwin nahm Elorie in die Arme und wiegte sie wie ein Kind, voll Ehrfurcht vor der Bedingungslosigkeit ihres Vertrauens. Er legte sie vorsichtig auf das zerwühlte Bett und kniete neben ihr nieder.
    „Elorie“, sagte er, und seine Worte waren eine Bitte und ein Versprechen, „es ist mir gleichgültig, was ich verloren habe, da ich dich nun habe. Arilinn zu verlassen fiel mir nur deshalb schwer, weil ich dich verlassen mußte.“
    Diese Worte waren nicht die ganze Wahrheit, und das wußte er auch; aber im Augenblick war alles andere unwichtig. Er beugte sich über Elorie und küßte sie.
    [13]
    Thendara war im Dämmerlicht des Abends eine schwarze Masse aus Türmen und Umrissen, nur das terranische Hauptquartier stach wie ein leuchtender Pfeil in den Himmel, und Jeff zeigte es Elorie durch das Fenster des Flugzeugs.
    „Es kommt dir vielleicht jetzt nicht schön vor, mein Liebes, aber irgendwo wird es eine Welt geben, die ich dir schenken kann.“ „Ich habe die ganze Welt, die ich brauche“, sagte sie und lehnte sich an seine Schulter.
    Der Pilot – ein Bergdarkovaner in der Uniform Terras – setzte zur Landung an, und Elorie legte die Hände über die Ohren. Der Lärm auf dem Flugplatz unter ihr war ihr fremd.
    Die vergangenen drei Tage waren angefüllt gewesen mit Entdeckungen und Freude, kaum überschattet von dem Gedanken, daß sie Ausgestoßene waren, vertrieben aus ihrer einzigen Heimat. Keiner sprach davon, sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
    Eine Frau wie Elorie war Jeff noch nie begegnet. Er hatte sie einmal für entrückt und leidenschaftslos gehalten, aber dann erkannte er, daß ihre Ruhe nur Selbstbeherrschung war.
    Erschreckt, verzweifelt, unschuldig bis zur Unwissenheit, war sie zu ihm gekommen. Sie hatte sich ihm ohne Scham, ohne Vorbehalt hingegeben. Hatte er das denn verdient? Aber so war Elorie: sie gab sich ganz und ohne zu feilschen. Als Wärterin hatte sie jede Gemütsbewegung von sich ferngehalten, aber nun gehörte sie mit ganzem Herzen zu Kerwin, wie vorher ihrem Amt.
    Als sie landeten, zog er den Mantel über ihr leuchtendes, sonnenfarbenes Haar und stützte sie, als sie die ungewohnten Stufen hinabstieg. „Es wird dir nicht lange fremd vorkommen“, tröstete er sie.
    „Nichts wird mir fremd sein, wenn du bei mir bist. Aber wirst du auf Darkover bleiben können? Man wird uns doch nicht auseinanderreißen?“
    „Kraft eures Gesetzes mag ich Darkovaner sein“, beruhigte er sie, „aber durch terranisches Gesetz habe ich die Staatsbürgerschaft des Imperiums; mein Vater hat dafür gesorgt. Und jede Frau erlangt durch Heirat diese Staatsbürgerschaft. Ich muß nur amtlich erklären, daß du meine Frau bist… Aber es ist möglich, daß wir Darkover verlassen müssen“, fügte er sanft hinzu.
    Sie nickte und biß sich auf die Lippen. Den Com’yn mußte viel daran liegen, sie zu vertreiben, genausoviel wie vorher, als sie Kerwin vor diesem Schicksal bewahrten. Vielleicht, überlegte Kerwin, war es am besten so. Darkover konnte für keinen von beiden jemals mehr sein als eine Erinnerung an das, was sie verloren hatten. Der Zwang, der ihn zur Blutigen Sonne getrieben hatte, hatte ihn fast vernichtet – aber er hatte ihm Elorie gegeben.
    Ein wenig nervös näherten sie sich dem Schlagbaum. Vielleicht würde man ihn in Haft nehmen, um ihn zu deportieren, aber es gab gesetzliche Vorschriften und Rechte, auf die er sich berufen konnte. Für ihn war es nicht so wichtig, aber Elories wegen wollte er alles versuchen, um eine schnelle Entscheidung zu ihren Gunsten zu erreichen.
    Die Wachen des Raumhafens starrten auf die Terrauniform Kerwins, auf das verschleierte Mädchen an seinem Arm. Jeff reichte ihnen seine Kennkarte.
„Und das Mädchen?“
    „… ist meine Frau.“
    „Verstehe“, antwortete der Mann langsam. „In diesem Fall gibt es einige Formalitäten.“
    „Wie Sie wollen.“
    „Folgen Sie mir bitte ins Büro.“ Jeff drückte beruhigend Elories Arm an sich. Er wußte, daß sie seine Angst fühlte. Im Hauptquartier würde man ihn sofort identifizieren. Zuerst hatte er erwogen, unerkannt in die Enklave zurückzukehren, wenigstens für einige Tage.
    Elories wegen war das nicht möglich, denn bezüglich eingeborener Frauen waren die Gesetze äußerst

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