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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Legaten, denn er fürchtete umzusinken. »Sie meinen, ich werde deportiert?«
    »Darauf läuft es hinaus«, bestätigte der Legat. »In der Praxis ist es natürlich nicht so schlimm. Ich habe einen normalen Versetzungsantrag unterschrieben; Gott weiß, daß wir hier draußen genug davon bekommen. Sie haben eine saubere Akte, und ich werde Ihnen ein gutes Zeugnis geben. Innerhalb gewisser Grenzen können Sie jeden Posten haben, der Ihnen dienstgradmäßig zusteht. Informieren Sie sich am Anschlagbrett über freie Stellen.«
    Der Klumpen, der Kerwin in der Kehle saß, wurde immer dicker. Er würgte hervor: »Aber, Sir, Darkover …« und brach ab. Darkover war seine Heimat. Es war die einzige Welt, auf der er leben wollte.
    Der Legat schüttelte den Kopf, als könne er Kerwins Gedanken lesen. Er sah müde und erschöpft aus, ein alter Mann, ein abgearbeiteter Mann, der mit einer Welt kämpfte, die zu kompliziert für ihn war. »Es tut mir leid, mein Sohn«, sagte er freundlich. »Ich kann mir vorstellen, was Sie empfinden. Aber ich habe meine Pflicht zu tun, und es bleibt mir dabei nicht viel Spielraum. Es läßt sich nichts daran ändern; Sie werden an Bord des nächsten Schiffes sein, das Darkover verläßt. Und stellen Sie keinen Antrag, von neuem nach hier versetzt zu werden, denn er wird nicht genehmigt.« Er stand auf. »Es tut mir leid, Junge.« Er streckte Kerwin die Hand hin.
    Kerwin nahm sie nicht. Das Gesicht des Legaten verhärtete sich.
    »Sie sind ab sofort vom Dienst entbunden. Innerhalb von achtundzwanzig Stunden reichen Sie mir einen offiziellen Antrag auf Versetzung ein, in dem Sie die von Ihnen bevorzugten Planeten nennen. Wenn ich es für Sie tun muß, schicke ich Sie in die Strafkolonie auf Luzifer Delta. Bis zu Ihrer Abreise haben Sie Hausarrest.« Er beugte sich über seinen Schreibtisch und kramte unter den dort liegenden Papieren. Ohne aufzublicken, sagte er: »Sie können gehen.«
    Kerwin ging. Also hatte er verloren – auf der ganzen Linie. Das Geheimnis, dem er gegenüberstand, war für ihn zu groß gewesen. Er war gegen etwas angerannt, das weit jenseits seiner Möglichkeiten lag.
    Der Legat hatte gelogen. Das hatte er erkannt, als er ihm zum Schluß die Hand bot. Der Legat war gezwungen worden, ihn ins Exil zu schicken, und das war ihm unangenehm …
    Kerwin kehrte in sein trostloses Quartier zurück und befahl sich, kein Idiot zu sein. Warum sollte der Legat lügen? War er ein Träumer, ein Verrückter mit Verfolgungswahn, kompensierte er seine Kindheit als Waise mit Größenwahn?
    Er lief hin und her, trat ans Fenster und starrte auf die rote Sonne, die sich auf die Berge herabsenkte. Die blutige Sonne . Irgendein romantischer Dichter hatte Cottmans Stern vor langer Zeit diesen Namen gegeben. Als die plötzliche Dunkelheit hereinbrach, ballte Kerwin die Fäuste und blickte zum Himmel auf.
    Darkover. Für mich ist jetzt Schluß mit Darkover. Um diese Welt habe ich gekämpft, und sie wirft mich hinaus. Ich habe gearbeitet und Pläne geschmiedet, um hier nach Darkover zurückzukehren, und es war alles umsonst. Ich finde nichts als Enttäuschungen, geschlossene Türen, Tod …
    Die Matrix ist wirklich. Ich habe sie nicht geträumt oder erfunden. Und die Matrix gehört zu Darkover …
    Er steckte die Hand in die Tasche und zog den blauen Stein heraus. Irgendwie war er der Schlüssel zum Geheimnis, der Schlüssel, der alle ihm vor dem Gesicht zugeworfenen Türen öffnen konnte. Vielleicht hätte er ihn dem Legaten zeigen sollen … Nein. Der Legat wußte ganz genau, daß Kerwin die Wahrheit sprach. Nur hatte er sich aus irgendeinem Grund entschlossen, das nicht zuzugeben. Angesichts der Matrix hätte er einfach eine neue Lüge erfunden.
    Kerwin überlegte, woher er wußte, daß der Mann gelogen hatte. Ohne einen Zweifel, ohne ein Zögern wußte er, daß der Mann aus irgendeinem ihm allein bekannten Grund gelogen hatte. Warum?
    Er zog die Vorhänge zu und schloß die Schwärze draußen, die Lichter des Raumhafens unten aus. Er legte den Kristall auf den Tisch. Dann blieb er unschlüssig stehen. Vor seinem geistigen Auge sah er das Bild einer Frau, die einen häßlichen Tod gefunden hatte, und er erinnerte sich an das Entsetzen, das in ihm aufgestiegen war …
    Ich habe etwas gesehen, als sie in die Matrix blickte, aber ich kann mich nicht erinnern, was es war. Ich weiß nur noch, daß es mich zu Tode ängstigte … Das Gesicht einer Frau flackerte vor ihm, dunkle Gestalten stürzten aus einer

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