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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Teufel, in welche Situation haben Sie sich jetzt schon wieder gebracht?«
    Er wartete nicht auf Kerwins Antwort.
    »Sie sind gewarnt worden«, fuhr er fort. »Sie waren in Schwierigkeiten geraten, noch bevor Sie ganze achtundzwanzig Stunden hier waren. Das reichte Ihnen nicht; Sie mußten dem Ärger noch hinterherlaufen.«
    Kerwin öffnete den Mund, aber der Legat ließ ihm keine Zeit zu einer Erklärung. »Ich habe Sie darauf aufmerksam gemacht, wie die Lage auf Darkover ist. Bestenfalls leben wir hier unter einem unsicheren Waffenstillstand, und wie die Dinge liegen, haben wir Abmachungen mit den Darkovanern. Zu ihnen gehört, daß wir neugierige Touristen von der Altstadt fernhalten.«
    Diese Ungerechtigkeit brachte Kerwins Blut zum Kochen.
    »Hören Sie, Sir, ich bin kein Tourist! Ich bin hier geboren und aufgewachsen …«
    »Sparen Sie sich das«, unterbrach ihn der Legat. »Sie haben mich gerade neugierig genug gemacht, daß ich die phantastische Geschichte, die Sie mir erzählten, nachgeprüft habe. Offensichtlich war sie reine Erfindung von Ihnen. Es gibt keine Unterlagen, daß jemals ein Jeff Kerwin Angehöriger des Raumdienstes auf irgendeinem Planeten war. Ausgenommen«, endete er finster, »den verdammten Störenfried, den ich im Augenblick vor mir sehe.«
    »Das ist eine Lüge!« platzte Kerwin wütend heraus. Dann hielt er inne. Er hatte die Forderung des Computers nach dem Prioritätskode selbst gesehen. Aber er hatte den Mann im Archiv bestochen, und der Mann hatte gesagt: Ich setze meine Stellung aufs Spiel .
    Dies ist keine Welt für Schnüffler und Störenfriede«, stellte der Legat fest. »Ich habe Sie einmal gewarnt. Aber wie ich höre, haben Sie sehr ausgiebig herumgeschnüffelt …«
    Kerwin holte Atem. Er versuchte, seinen Fall ruhig und vernünftig darzulegen. »Sir, wenn ich mir meine Vorgeschichte aus den Fingern gesogen habe, könnte doch das, was Sie mein Herumschnüffeln nennen, niemanden stören! Erkennen Sie nicht, daß gerade das ein Beweis für meine Geschichte ist – daß etwas Komisches vorgeht?«
    »Mir beweist es nur«, antwortete der Legat, »daß Sie ein Verrückter mit Verfolgungswahn sind. Sie bilden sich ein, wir alle hätten uns verschworen, Sie daran zu hindern, dies oder jenes herauszufinden.«
    »Es hört sich verdammt logisch an, wenn Sie es so ausdrücken, nicht wahr?« Kerwins Stimme klang bitter.
    »Na schön«, sagte der Legat, »nennen Sie mir nur einen guten Grund, warum irgendwer sich die Mühe machen sollte, eine Verschwörung gegen einen kleinen Raumdienstangestellten anzuzetteln, den Sohn – wie Sie behaupten – eines terranischen Raumfahrers, von dem nie jemand gehört hat. Warum sollten Sie derartig wichtig sein?«
    Kerwin machte eine hilflose Geste. Was konnte er darauf antworten? Er wußte, seine Großeltern hatten existiert, und er war zu ihnen geschickt worden. Aber wenn es auf Darkover keine Unterlagen über irgendeinen Jeff Kerwin als ihn selbst gab, was konnte er sagen? Warum sollte die Frau im Waisenhaus lügen? Sie hatte selbst gesagt, sie legten Wert darauf, Kontakt mit ihren Jungen zu halten. Welchen Beweis hatte er? Hatte ihn sein Wunschdenken dazu verführt, die ganze Geschichte aufzubauen? Seine geistige Gesundheit geriet ins Schwanken.
    Mit einem langen Seufzer entließ er die Erinnerungen und den Traum.
    »Ich sehe es ein, Sir, und bitte um Entschuldigung. Ich werde keine Versuche mehr unternehmen, irgend etwas herauszufinden …«
    »Dazu werden Sie auch keine Gelegenheit mehr haben«, erklärte der Legat kalt. »Sie werden nicht mehr hier sein.«
    »Ich werde …« Wie ein Messerstich durchfuhr es Kerwins Herz. Der Legat nickte mit unbewegtem Gesicht.
    »Die Stadtältesten haben Ihren Namen auf die Liste der persona non grata gesetzt. Und selbst, wenn sie das nicht getan hätten, entspricht es doch unserer Politik, Leute abzuschieben, die sich zu stark in die Angelegenheiten der Eingeborenen einmischen.«
    Kerwin stand bewegungslos, das Blut wich ihm aus dem Gesicht und ließ ihn kalt und leblos zurück. »Was meinen Sie?«
    »Ich meine, daß ich Sie zur Versetzung vorgesehen habe«, sagte der Legat. »So können Sie es nennen, wenn Sie wollen. Mit einfachen Worten: Sie haben ihre große Nase in zu viele Ecken gesteckt, und wir wollen ganz sichergehen, daß Sie es nicht noch einmal tun. Sie verlassen Darkover mit dem nächsten Schiff.«
    Kerwin öffnete den Mund, und dann schloß er ihn wieder. Er lehnte sich an den Schreibtisch des

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