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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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aus dem Sky-Harbor-Hotel. Die hübsche Frau war Taniquel, und hinter ihr standen der katzenhafte, arrogante Auster und der stämmige, freundliche Mann, der sich ihm als Kennard vorgestellt hatte. Kennard ergriff das Wort.
    »Hast du daran gezweifelt, Tani?«
    »Der Terranan! « rief Auster finster aus. Kennard schob Taniquel sacht aus dem Weg und schritt auf Kerwin zu, der entgeistert dastand und sich fragte, ob er sich für sein Eindringen entschuldigen solle. Kennard hielt einen oder zwei Schritte vor Kerwin an und sagte: »Willkommen zu Hause, mein Junge.«
    Auster verzog die Lippen zu einem ironischen Lächeln und ließ etwas Sarkastisches verlauten.
    Kerwin schüttelte den Kopf. »Ich verstehe gar nichts mehr.«
    »Sag mir doch«, erwiderte Kennard, »wie hast du dies Haus gefunden?«
    Zu verwirrt, um etwas anderes als die Wahrheit zu antworten, gestand Kerwin: »Ich weiß es nicht. Ich bin einfach gekommen. Vermutlich war es eine Ahnung.«
    »Nein«, erklärte Kennard ernst, »es war ein Test, und du hast ihn bestanden.«
    »Ein Test? « Plötzlich war Kerwin sowohl zornig als auch auf der Hut. Seit seiner Landung auf Darkover hatte ihn irgendwer ständig herumgestoßen, und jetzt, als er sich eingebildet hatte, aus eigenem Willen einen Schritt zu tun, um sich loszureißen, mußte er erfahren, daß man ihn hergeführt hatte.
    »Ich vermute, ich sollte dankbar sein. Im Augenblick will ich nichts anderes als eine Erklärung! Ein Test? Für was? Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir? Haltet ihr mich immer noch für einen anderen? Was glaubt ihr, wer ich bin?«
    »Es geht nicht darum, wer du bist.« Und gleichzeitig sagte Kennard: » Wer du bist, wußten wir die ganze Zeit. Was wir herausfinden mußten, war …« Und die beiden hielten inne, sahen sich an und lachten. Dann meinte das Mädchen: »Erzähl du es ihm, Ken. Er ist dein Verwandter.«
    Kerwins Kopf flog mit einem Ruck in den Nacken. Er starrte sie an, und Kennard ergriff das Wort. »Im Grunde sind wir alle deine Verwandten, aber ich wußte – oder erriet zumindest – von Anfang an, wer du warst. Und andernfalls hätte es mir deine Matrix verraten, weil ich sie schon früher gesehen und mit ihr gearbeitet habe. Wir mußten dich testen, um festzustellen, ob du Laran geerbt hast, ob du wirklich einer von uns bist.«
    Kerwin runzelte die Stirn. »Was meinst du? Ich bin Terraner.«
    Kennard schüttelte den Kopf. »Das mag sein wie es will. Unter uns bekommt ein Kind den Rang und die Privilegien des Elternteils aus der höheren Kaste. Und deine Mutter war eine Comyn -Frau, meine Pflegeschwester Cleindori Aillard.«
    Plötzlich herrschte Schweigen, und Kerwin hörte das Wort Comyn im Raum von allen Seiten widerhallen.
    »Du weißt doch«, sprach Kennard schließlich weiter, »daß wir dich in jener Nacht im Sky-Harbor-Hotel für einen von uns hielten. Wir hatten nicht so unrecht, wie wir glaubten – und nicht so unrecht, wie du uns versichertest.«
    Auster unterbrach wieder mit einem unverständlichen Satz. Es war seltsam, wie gut Kerwin verstehen konnte, was Kennard und Taniquel sagten, doch bei Auster erfaßte er höchstens einmal ein Wort.
    »Deine Pflegeschwester?« fragte Kerwin. »Wer bist du?«
    »Kennard-Gwynn Lanart-Alton, Erbe von Armida«, antwortete der ältere Mann. »Deine Mutter und ich wurden zusammen aufgezogen. Außerdem waren wir Blutsverwandte, obwohl die Beziehung – kompliziert ist. Als Cleindori … starb, wurdest du heimlich bei Nacht fortgebracht. Wir versuchten, ihr Kind aufzuspüren, aber zu jener Zeit bestand …« Von neuem zögerte er. »Ich will nicht geheimnisvoll tun, darauf gebe ich dir mein Wort. Ich weiß nur nicht, wie ich es dir klarmachen soll, ohne lang und breit auf die politischen Komplikationen einzugehen, mit denen wir es vor mehr als vierzig Jahren in den Domänen zu tun hatten. Es gab … Probleme, und als wir erfuhren, wo du warst, entschieden wir uns, dich für einige Zeit dort zu lassen. Wenigstens warst du dort sicher. Als es soweit war, daß wir versuchen konnten, unsern Anspruch auf dich geltend zu machen, warst du bereits nach Terra geschickt worden, und uns blieb nichts übrig, als zu warten. An jenem Abend im Hotel war ich so gut wie sicher, wer du warst. Und dann tauchte deine Matrix auf einem der Überwachungsschirme auf …«
    »Was?«
    »Das kann ich dir im Augenblick nicht erklären. Ebenso wenig, wie ich Austers Dummheit erklären kann, als er dich in der Bar traf, außer daß ich mir sage, er hatte

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