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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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sich nirgendwo verstecken kann. Ein konstantes Trommelfeuer, aus dem es kein Entrinnen gibt.
    Street starrt Alan an. Er schwitzt aus allen Poren.
    »Nein.«
    »Was mir nicht einleuchten will – warum schützen Sie ihn?« Alan beugt sich noch weiter vor. Reibt sich nachdenklich das Kinn. »Vielleicht …« Er schnippt mit den Fingern. »Tja, wissen Sie, wenn zwei männliche Serienmörder zusammenarbeiten, dann treiben sie es in den meisten Fällen auch miteinander. Sie vögeln sich. Das heißt, der Dominante von beiden vögelt den anderen. Ist das bei Ihnen so? Ist das der Grund, warum Sie ihn zu schützen versuchen? Weil Sie es sich gern besorgen lassen, während er gerne austeilt?«
    Street reißt die Augen auf. Er bebt vor Wut. »Ich bin keine verdammte Schwuchtel!«
    Alan beugt sich so weit vor, dass sich ihre Nasen fast berühren. Street erschauert. Er ächzt einmal mehr. »Das entspricht aber nicht dem, was das kleine Mädchen erzählt hat. Bonnie, Sie erinnern sich bestimmt? Sie hat gesagt, einer von Ihnen beiden hätte am Schwanz des anderen gelutscht, als wäre er bei einem Würstchenesswettbewerb.«
    Street sieht aus, als stünde er dicht vor einem Schlaganfall. » Diese verlogene kleine Fotze! «
    »Jetzt haben wir ihn«, sagt Barry neben mir.
    Alan lässt nicht locker. »Sind Sie sicher? Sie hat gesagt, einer von Ihnen hätte dem anderen den sprichwörtlichen Golfball durch den Gartenschlauch gesaugt. Sie hat eine Menge Details genannt. Details, die ein Mädchen ihres Alters sonst gar nicht wissen kann.«
    »Sie lügt! Sie weiß wahrscheinlich, was Schwanzlutschen ist, weil ihre Mutter eine Hure war! Wir haben kein einziges Mal miteinander …«
    Er stockt unvermittelt, begreift, was passiert ist. Was er gesagt hat.
    »Also waren Sie dort«, stellt Alan fest.
    Streets Gesicht wird purpurrot. Tränen laufen ihm über die Wangen. Ich glaube nicht, dass er es merkt. »Scheiße -ja! Ja, ich war dort! Ich habe geholfen, diese Fotze zu erledigen! Na und? Sie kriegen ihn nie! Er wird Ihnen durch die Maschen gehen, warten Sie’s ab. Er ist zu clever für Sie!«
    »Damit hätten wir ein Geständnis von einem der beiden«, sage ich.
    Barry nickt. »Er hat sich soeben ein Ticket in die Gaskammer gekauft.«
    Alan entfernt sich von Street, aber nur ein klein wenig. Er lässt sein Knie da, wo es ist, bedrohlich. Street bricht vor unseren Augen auseinander.
    »Wissen Sie, Robert, wir haben bereits Leute zu Ihrer Wohnung geschickt. Robert, ich wette, dass wir dort etwas finden, das uns bei unserer Suche nach ihm weiterhilft, meinen Sie nicht? Das uns verrät, wer er ist – oder, Robert?«
    Streets Augen zucken nach links. Erinnerung. Dann: »Nein! Nichts! Fahrt doch zur Hölle! Und hören Sie auf, immer wieder meinen verdammten Namen zu sagen!«
    »Haben Sie das gesehen?«, fragt Barry aufgeregt.
    Ich habe es gesehen, und auch ich spüre, wie meine Aufregung wächst. Als er »Nein!« gebrüllt hat, sind seine Augen nach unten gewandert. Nach unten rechts.
    Er hat gelogen.
    In seiner Wohnung gibt es etwas, das wir nicht finden sollen.

KAPITEL 50
    Wir stehen in Streets Wohnung. Barry und ich haben zugesehen, wie Alan Robert Street auseinander genommen hat, Stück für Stück. Es ist ihm nicht gelungen, Street dazu zu bewegen, den Namen von Jack Junior preiszugeben, doch er hat alles andere gestanden. Wie Jack mit ihm in Kontakt getreten ist, wie sie ihre Opfer ausgesucht haben und andere Fakten. Er hat ein Geständnis unterzeichnet, und er war nur noch eine schweißdurchtränkte, zerbrochene, erbärmlich wimmernde Masse, als Alan den Verhörraum verlassen hat. Alan hat ihn regelrecht zerstört.
    Der Drache in mir war zufrieden.
    Mein Handy klingelt. »Barret?«
    »Ich bin es Smoky, Gene Sykes. Ich dachte, es würde Sie interessieren, dass Streets DNS zu der Probe passt, die wir an Charlotte Ross’ Fingernagel gefunden haben.«
    »Danke, Gene. Das ist eine gute Neuigkeit.«
    Er zögert. »Wird Callie durchkommen?«
    »Ich denke schon. Aber wir müssen abwarten und sehen.«
    Er seufzt. »Hoffen wir das Beste. Bye.«
    »Bye.«
    »Die Wohnung ist sauber«, bemerkt Alan.
    Ich sehe mich um. Er hat Recht. Streets Wohnung ist nicht nur sauber – sie ist makellos. Es ist die Sorte von Sauberkeit, wie man sie bei obsessiv-zwanghaften Menschen antrifft. Die Wohnung enthält außerdem nichts Persönliches. Keine Bilder an den Wänden, kein Gemälde, nicht einmal ein Foto von Street oder seiner Familie oder von Freunden. Nichts.

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