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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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Das Sofa ist funktional. Der Wohnzimmertisch ist funktional. Der Fernseher ist klein.
    »Spartanisch«, murmele ich.
    Wir betreten das Schlafzimmer. Es ist makellos, wie das Wohnzimmer. Die Bettlaken sind straff, die Ecken militärisch sauber eingeschlagen. Auf einem kleinen Schreibtisch an der Wand steht ein Computer.
    Und dann sehe ich es.
    Das Einzige, was nicht hierher gehört. Was nicht passt. Ein kleines Medaillon, die Kette präzise neben einem Collegebuch ausgerichtet. Ich beuge mich darüber, um es aus der Nähe zu betrachten. Es ist ein Frauenmedaillon, golden an einer goldenen Kette. Ich nehme es auf, öffne es. Im Innern befindet sich ein Miniaturfoto von einer atemberaubend schönen älteren Frau. Jemandes Mutter, denke ich.
    »Hübsch«, sagt Alan.
    Ich nicke. Lege das Medaillon zurück, schlage das Lehrbuch auf. Es ist ein Englischbuch. Auf der inneren Umschlagseite befindet sich ein handschriftliches Exlibris. » Dieses Buch gehört Renee Parker. Es mag nach nichts aussehen, doch es ist in Wirklichkeit MAGISCH – haha! ☺ Es ist mein Fliegender Teppich. Also fasst es nicht an, ihr Schwachköpfe! «
    Der Text ist mit einem Datum versehen und unterschrieben.
    »Wie … wie lange ist das her? Fünfundzwanzig Jahre?«
    Ich nicke. Mein Herzschlag geht schneller. Das ist es. Das ist der Schlüssel, da bin ich absolut sicher.
    Das wird uns sein Gesicht zeigen.
    Ich berühre das Buch, fahre mit den Fingern über die Inschrift. Vielleicht verbirgt sich am Ende tatsächlich Magie in diesem Buch.

KAPITEL 51
    Ich stehe neben Alan und lausche seinen Worten. Er ist fasziniert. Ich habe das Gefühl, als würde sich alles schneller und schneller bewegen, als würden aufgeheizte Moleküle sich unaufhaltsam dem Kochen nähern.
    »Wir haben mit dem Namen Renee Parker einen Treffer im VICAP gelandet. Es handelt sich um einen ungelösten Fall.«
    VICAP steht für Violent Criminal Apprehension Program, Programm zur Erfassung von Gewaltverbrechern. Ein Detective der Polizei von Los Angeles hat es sich bereits 1957 ausgedacht, doch es wurde erst 1985 verwirklicht, im National Center For the Analysis of Violent Crime in der FBI Academy. Das Konzept ist brillant. Es ist ein nationales Dateninformationszentrum, in dem Gewaltverbrechen gesammelt, miteinander verglichen und analysiert werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Mord. Sämtliche Informationen über gelöste und ungelöste Fälle werden hier von allen Gesetzesbehörden zusammengetragen. Diese umfangreiche Datensammlung ermöglicht Querverweise auf Gewaltverbrechen in der gesamten Nation.
    Alan deutet auf die Unterlagen in seiner Hand. »Ein alter Fall – fünfundzwanzig Jahre alt. Eine Stripperin in San Francisco. Sie wurde in einer Seitengasse erdrosselt aufgefunden, und – hör zu! – einige ihrer Organe wurden entfernt.«
    Meine Müdigkeit ist schlagartig verschwunden. Ich fühle mich, als hätte ich eine Nase voll Koffein geschnüffelt. »Das muss er sein. Das ist er ganz bestimmt.«
    »Ja. Und es wird noch besser. Sie hatten damals einen Verdächtigen. Sie konnten nur nicht genug Beweise für eine Verurteilung finden.«
    Ich springe auf. »Leo, du bleibst als Kontaktmann hier und übernimmst die Koordination. James und Alan – wir fliegen nach San Francisco. Sofort.«
    »Das musst du mir nicht zweimal sagen«, erwidert Alan.
    Wir gehen zur Tür, erfüllt von einem zweiten Atem, der zusammengesetzt ist aus Adrenalin, Aufregung und verhaltener Wut. Wir kommen auf die Straße, und ich sehe Tommy. Er sitzt in seinem Wagen, rührt sich nicht, passt auf.
    »Gebt mir eine Sekunde«, sage ich zu Alan und James. Ich gehe zum Wagen. Tommy lässt das Fenster herab.
    »Was ist los?«, fragt er.
    Ich berichte ihm von unserem Treffer im VICAP. »Wir fliegen nach San Francisco.«
    »Was soll ich tun?«
    Ich lächle ihn an, strecke die Hand aus und streichle ihm über die Wange, einmal. »Geh dich ausschlafen.«
    »Klingt gut!«, antwortet er. Mister Lakonisch, wie immer. Ich wende mich zum Gehen. »Smoky!«, ruft er mir hinterher. Ich bleibe stehen, drehe mich um, sehe zu ihm zurück. »Sei bitte vorsichtig.«
    Ich habe gerade noch Zeit, um die Sorge in seinen Augen zu bemerken, bevor er das Fenster hochdreht und davonfährt.
    Aus irgendeinem Grund muss ich an Sally Fields bei der Oscar-Verleihung denken.
    »Er mag mich, er mag mich. Er mag mich wirklich!«, wispere ich im Falsett.
    Hysterische Schaumblasen.

KAPITEL 52
    Dieser Traum ist neu.
     
    Die Vergangenheit und

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