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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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Danke.«
    »Kein Problem. Und Alan – wenn du morgen freihaben möchtest, dann nimm dir frei.«
    Sein Gesicht ist ernst. »Ganz bestimmt nicht, Smoky! Sie haben, was sie wollten. Ich werde diese Arschlöcher jagen, bis wir sie entweder schnappen oder bis sie tot sind.« Er lächelt, und diesmal ist es ein beängstigendes Lächeln. »Ich denke, sie haben sich mehr aufgehalst, als sie geglaubt haben.«
    »Verdammt richtig«, antworte ich.

KAPITEL 30
    Auf dem Weg nach Hause fühle ich mich einsam. Keenan und Shantz sind dort, wo sie sein sollen: bei Bonnie. Also bin ich tatsächlich allein. Es ist dunkel draußen, und die Highways in der Nacht vermitteln einem das Gefühl von Isolation und Einsamkeit. Hin und wieder in meinem Leben war mir dieses Gefühl willkommen. Die Isolation auf dem Highway ist angefüllt mit wütenden Gedanken und Trauer. Ich packe das Lenkrad, als wäre es der Hals von Jack Junior. Der Mond leuchtet hell. Irgendwo in mir weiß ich, dass es ein wunderschönes Licht ist. Heute Nacht jedoch erinnert es mich an die Fälle, in denen ich Blutlachen im Mondlicht gesehen habe. Schwarz und glänzend und endgültig.
    Ich fahre durch das Mondlicht, das mich den ganzen Weg bis nach Hause an Blut erinnert. Ich steuere den Wagen in die Einfahrt, als mein Handy klingelt.
    »Ich bin es, James.«
    Ich richte mich kerzengerade auf. In seiner Stimme ist etwas, das ich noch nie bei ihm gehört habe.
    »James? Was gibt’s denn?«
    Seine Stimme bebt. »Dieser … dieser verfluchte Dreckskerl!«
    Jack Junior.
    »Erzähl mir, was passiert ist, James.«
    Er antwortet nicht, ich kann ihn nur atmen hören. Schließlich stößt er hervor: »Ich bin vor ungefähr zwanzig Minuten beim Haus meiner Mutter angekommen. Ich wollte gerade an die Tür klopfen, als ich einen Umschlag bemerkt habe, der mit Klebeband an der Tür befestigt war. Auf dem Umschlag stand mein Name. Also hab ich ihn aufgemacht.« Er atmet tief durch. »Ein Brief lag darin. Und … und …«
    »Und was?«
    »Ein Ring. Rosas Ring.«
    Rosa war die Schwester von James. Seine ermordete Schwester. Die Schwester, deren Grab er morgen zusammen mit seiner Mutter besuchen wollte. Ein dunkles Begreifen regt sich in meinem Hinterkopf. »Was stand in diesem Brief, James?«
    »Nur eine Zeile. Rosa – die nicht länger in Frieden ruht.«
    Ich spüre, wie sich mein Magen verknotet.
    James’ Stimme klingt verzweifelt. »Der Ring in diesem Umschlag, Smoky … Wir haben sie mit ihm begraben. Verstehst du, was ich sage?«
    Der Knoten in meinem Magen wird zu einem schmerzhaften Klumpen. Ich antworte nicht.
    »Also hab ich auf dem Friedhof angerufen. Bekam den Wachmann zu fassen. Er ging raus und hat nachgesehen. Es stimmt.«
    »Was stimmt, James?« Ich denke, ich kenne die Antwort. Das Gefühl in meinem Magen ist unbeschreiblich.
    James atmet ein weiteres Mal tief durch. Als er spricht, klingt seine Stimme, als würde sie ihm jeden Augenblick den Dienst versagen. »Sie ist verschwunden, Smoky. Rosa ist weg. Diese gottverfluchten Scheißkerle haben sie ausgegraben!«
    Ich lehne die Stirn gegen das Lenkrad. Mein Magen ist ein einziges gähnendes Loch geworden. »Oh, James …«
    »Weißt du, wie alt sie war, als dieser Abschaum sie ermordet hat, Smoky? Zwanzig. Zwanzig! Sie war schön und freundlich und intelligent, und er hat sie drei Tage lang zu Tode gefoltert. Das haben sie mir hinterher erzählt. Drei Tage. Weißt du, wie lange meine Mutter gebraucht hat, um nicht mehr über ihre Tochter zu weinen?« Er schreit. »Sie hat immer noch nicht aufgehört!«
    Ich richte mich auf. Meine Augen sind geschlossen. Ich weiß jetzt, was so fremd klingt in James’ Stimme. Trauer. Trauer und Verwundbarkeit. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Bist du … möchtest du, dass ich vorbeikomme? Was willst du tun?« Meine Worte klingen genauso, wie ich mich innerlich fühle. Hohl und hilflos.
    Langes Schweigen am anderen Ende der Leitung, gefolgt von einem Schluchzen. »Nein. Meine Mutter ist oben. Sie hat sich zusammengerollt und weint und reißt sich die Haare aus. Ich muss zu ihr. Ich muss …« Er bricht ab. »Sie machen genau das, was sie uns angedroht haben, Smoky.«
    Ich fühle mich leer. »Ja.« Ich erzähle ihm von Elaina.
    »Dieser ekelerregende Abschaum!«, brüllt er. Ich kann beinahe spüren, wie er um seine Selbstbeherrschung kämpft. »Diese gottverfluchten Säcke!« Dann, nach einem weiteren Schweigen:
    »Ich komme zurecht, Smoky. Komm nicht her. Ich hab das Gefühl, du

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