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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unangenehmer Schatten. Ehe sie den Kopf wenden konnte, fühlte sie einen harten, fast klauenhaften Griff am Oberarm. Und fast gleichzeitig einen schmerzhaften Druck neben der Wirbelsäule. Sie vergaß zu atmen. Sie war zu überrascht, um aufzuschreien …
    »Das im Rücken ist eine Pistole«, sagte eine leise Männerstimme. »Du brauchst trotzdem keine Angst zu haben. Und du brauchst auch nicht zu schreien … Wenn du jetzt tust, was ich dir sage, passiert dir nichts – hörst du, gar nichts.«
    Sie stand wie erstarrt.
    »Hast du mich verstanden?«
    »Ja«, flüsterte Irena.
    »Dann komm jetzt. Siehst du den blauen Wagen dort gleich rechts am Parkplatzeingang?«
    »Ja.«
    »Da gehen wir hin. Ganz langsam, ganz brav, so wie alte Freunde …«
    Nun sah sie sein Gesicht. Und sie sah auch die Hand, die ihren Oberkörper umklammerte. Die Hand steckte in einem dünnen weißen Handschuh. Das Gesicht war mager und sehr alt. Es hatte spitze hohe Wangenknochen …
    Und da waren die Augen – die lächelten sogar, doch es war ein Lächeln, das trotz der in Irena kreisenden Panik keinen Zweifel zuließ: Der meint es ernst!
    Sie gingen. »Ja, Kleine, so ist das gut … Und nun mach mal die Tür auf.«
    Ein kleiner Stadt-Citroën rollte heran.
    Irena konnte die beiden Frauengesichter hinter der Scheibe erkennen: Spanierinnen, die eine jung, die andere alt. Die Junge saß am Steuer, drehte ihr nun das Gesicht zu. Ihr Mund klappte auf, die Augen wurden kreisrund. Sie hat kapiert! Sie muß die Pistole gesehen haben, denn die Reifen des Citroëns quietschten in einer Vollbremsung. Das Getriebe knirschte, als die Frau den Rückwärtsgang einzulegen versuchte. Dann beschrieb der kleine Wagen eine scharfe Kurve nach links, wieder protestierten die Gänge, doch nun schoß der Citroën die Hangstraße am Ende des Hafens hoch.
    »Ganz ruhig.«
    Auch der Alte hatte begriffen.
    Trotz ihrer Aufregung war Irena verblüfft. Der Mann hatte Nerven … Er schien keine Spur nervös.
    »Einsteigen! Hier, von der Fahrerseite. Rutsch rüber.«
    Sie gehorchte schweigend.
    Die Tür klappte zu. Der Motor brummte auf. Sie spürte den Druck der Pistole nun an den Rippen. Dort drüben aber war Thomas, wickelte Tonio irgendwelche Leinen auf, so nah waren die beiden, sie brauchte nur loszuschreien … Ihr Herz raste. Sie spürte, wie der Schweiß in ihren Achselhöhlen ausbrach. »Nein«, flüsterte sie, »nein …«
    »Ich sag doch, es wird bald vorbei sein.«
    Thomas stand noch immer am Heck. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt und blickte suchend die Terrassen entlang.
    »Er wartet auf dich, was?« sagte die leise Altmännerstimme neben ihr. »Na gut, dann fahren wir mal zu ihm rüber und sprechen mit ihm …«
    Er ließ den Wagen im Schrittempo rollen, wartete geduldig, bis ein Lieferwagen, der gerade Proviant an einem der Schiffe abgeladen hatte, aus der Parklücke fuhr, lenkte ein und stoppte direkt vor der Gangway der ›Pirata II‹.
    Engel schien seine Tochter nicht gesehen zu haben. Suchend drehte er sich hin und her, rief dann Tonio etwas zu. Doch nun hob er den Arm. Er hatte Irena entdeckt. Sein Gesicht zeigte nichts als Verblüffung. Die rechte Hand in die Tasche gesteckt, kam er über die kleine Aluminiumtreppe, die die Yacht mit dem Zementband der Mole verband, auf den Vectra zu. Er stellte sich auf die Beifahrerseite, legte die linke Hand auf das Wagendach und riß die Tür auf. Sein Gesicht wurde hart.
    »Irena, ja, Herrgott noch mal … Was machst denn du da?«
    Irena sagte nichts. Sie wandte nur den Kopf dem alten Mann zu und starrte in das magere Gesicht, in dieses freundliche, nein, verrückte Lächeln.
    »Herr Engel, ich habe Ihnen jetzt etwas zu sagen. Und ich bitte Sie, dabei ganz ruhig zu bleiben.«
    Für eine so klapprige, alte Type hatte er eine überaus kräftige Stimme. Doch was er nun sagte, ertrank im Röhren eines der Sunseeker-Rennboote, das gerade zur Hafenausfahrt kurvte.
    »Thomas!« rief Irena erstickt. »Er … er …«
    Engels Augen waren jetzt zu Schlitzen verengt: »Was soll das, verdammt noch mal? Wer sind Sie überhaupt? Ist irgendwas los?«
    »Ja«, sagte Ludwig Kiefer. »Es ist was los.«
    »Er hat eine Pistole, Thomas.«
    »Er hat – was?«
    »Das hier …« Ludwig Kiefer hob kurz die ›Walter‹ hoch und versenkte den kurzen Lauf dann wieder dort, wo er zuvor gewesen war: in den Falten von Irenas weitem Hemd.
    Ein Lkw fuhr vorbei. Engels Lippen zitterten. »Sind Sie wahnsinnig geworden? – Sie … Sie

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