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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schwein, Sie verdammtes!«
    »Das bringt nichts, Herr Engel. Glauben Sie mir. Rumschreien hilft gar nicht weiter.«
    Die Stimme des Kriminalrats behielt ihre unerschütterliche, fast abgehobene Sachlichkeit.
    »Was wollen Sie von Irena?«
    »Von ihr? Überhaupt nichts. Ich will etwas von Ihnen.«
    »Geld?«
    »Darüber werden wir noch sprechen. Später.«
    »Später? Wieso später? – Und – wo?«
    »Nur Ruhe, Herr Engel. Und hören Sie mir jetzt gut zu. Ich werde kein Wort wiederholen, kein einziges. Wenn wir hier fertig sind, fahre ich weg. Und machen Sie hier bloß kein Theater. Ich müßte Ihrer Tochter sonst weh tun. Und das wollen Sie doch nicht. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja.«
    »Gut. Dann passen Sie auf: An der Ostgrenze Ihres Grundstücks beginnt ein kleiner Hügel. Der Weg dorthin führt an einer Mauer mit Zypressen vorbei, Ihrer Mauer, Herr Engel. Drücke ich mich klar aus?«
    »Ja.«
    »Sie folgen diesem Weg hügelaufwärts. Die Kuppe ist mit Kiefern bestanden. Aber auf halber Höhe steht ein zusammengefallenes Gebäude, eine Hütte oder eine Art Stallruine – sehen Sie es vor sich?«
    Engel nickte. Es blieb nichts anderes übrig als zu nicken. Dieses Schwein hier, dieser alte Sack hatte alle Karten. Sehen Sie es vor sich? … Und ob er es vor sich sah! Er hatte den verdammten Grund, den ganzen Hügel hatte er kaufen wollen, aber der Bauer hatte ihn nur ausgelacht. »Hau ab nach Deutschland«, hatte er gesagt. »Dorthin, wo du herkommst.« Hätte er nur auf ihn gehört … Oder wäre Irena wenigstens dort geblieben …
    Nie in seinem Leben hatte Thomas Engel sich so hilflos gefühlt – und so voller Zorn. Was jetzt, zum Teufel noch mal? Tonio rufen? Doch was konnte Tonio ausrichten?
    »Und was ist mit der Hütte?« stieß er gepreßt hervor.
    »Dort treffen wir uns, Herr Engel. Sagen wir, in zwanzig Minuten.«
    »Wir …«
    »Irena ist auch dabei. Sie kommt mit. Irena …« Er lächelte. »Ein hübscher Name übrigens.«
    Engel preßte die Lippen fest zusammen.
    »Und Sie kommen allein, Herr Engel … Damit auch das klar ist. Ich fahre jetzt los. Es wäre völlig sinnlos, wenn Sie mir hinterherpreschen würden. Natürlich können Sie auch die Polizei benachrichtigen. Auch das ist sinnlos. Sinnlos und äußerst gefährlich, Herr Engel …«
    »Du heißt also Irena?« Kiefer nickte lächelnd vor sich hin. Er drehte sich zu ihr und sah sie an: »Ich bin übrigens Ludwig …«
    Sie fuhren über eine lange, gerade Straße. Rechts und links zogen sich Bruchsteinmauern hin. Dahinter sah man Mandelbäume und die silbergrauen Blätter von Oliven. Es wurde warm, sehr warm.
    »Mach mal das Fenster zu, Irena.«
    Er lenkte mit der linken Hand, die rechte hielt die Pistole. Ohne die Pistole loszulassen, betätigte er auch den Schalthebel.
    »Siehst du den blauen Knopf dort? Das ist die Klimaanlage. Drück mal drauf …«
    Kühle durchfloß das Wageninnere. Ludwig Kiefer nickte zufrieden. Genau das, was er jetzt brauchte: einen kühlen Kopf.
    Er hatte alles genau durchgeplant. Über das rote Land verstreut sah man einzelne Bauernhöfe; dort oben aber die Kirche gehörte bereits zu S'Horta, und von S'Horta bis zur Abzweigung, die zu Engels ›Can Rosada‹ führte, waren es nur achthundert Meter. Natürlich, die beiden Frauen im Citroën konnten inzwischen die Polizei benachrichtigt haben, aber die nächste Streife war in Santanyi stationiert, und wenn sich zufällig ein Wagen hier in der Gegend aufhielt – ja nun … Sie würden Glück haben, da war er sich sicher. Selbst wenn die Streife alarmiert war, sperrte sie erst die Hauptstraße nach Cala d'Or und nicht diese schmale Seitenverbindung …
    Der Vectra tauchte nun in den Schatten eines Dorfes.
    Ludwig Kiefer beugte sich nach vorne: Nichts zu sehen. Kein Polizeiwagen, keine Straßensperre, nichts. Die Kollegen ließen sich Zeit … Die Kollegen? – Gestern nacht hatte er noch daran gedacht, Pablo Vidal in Palma anzurufen, und es doch unterlassen. Warum sollte er den armen Pablo mit all dem belasten, was nun kommen würde – nein, kommen mußte …
    Vera hätte Harry Tentzien anrufen können, doch es hielt sie einfach nicht länger zu Hause: Stunde um Stunde neben dem Telefon zu sitzen, Stunde um Stunde darauf zu warten, daß es endlich klingelte, sich Gedanken zu machen, die möglichsten, verrücktesten Gedanken über das, was ihr Paul Novotny gesagt hatte … unerträglich!
    Sie fuhr los, quälte sich durch den Verkehr an der Münchner Freiheit und

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