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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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interviewt, und wir könnten ihn erreichen.«
    »Wie soll ich das denn wissen, Paul?«
    »Vielleicht sollte man mal die Redaktion anrufen?«
    »Ich bin mir sicher, das wissen noch nicht mal die. Rio verteilt doch dort keine Fahrpläne!«
    »Sein Hotel?«
    »Wenn er nach Berlin fährt, nimmt er immer den Schlüssel für ein Appartement mit, das einem Freund gehört. Das steht meist leer. Da gibt's kein Telefon.«
    »Oh, Scheiße«, stöhnte Novotny.
    Wieder dieses Schweigen. Und nochmals der Atem. Was war denn nur, um Himmels willen, mit Paul Novotny los?
    »Hör mal, Paul, was ist denn so brandeilig? Was soll denn das alles?«
    »Das ist nicht so einfach zu erklären. Eine andere Frage: Du hast ihm doch sicher beim Kofferpacken geholfen?«
    »Ein bißchen.«
    »Hatte er vielleicht eine Waffe dabei?«
    »Eine Waffe?!« fragte sie konsterniert.
    Es klingelte an der Haustür, heftig und ungeduldig. Sie riß den Kopf hoch. Hubert? – Hubert soll warten … Eine Waffe?
    »Was hast du gesagt? Ob er eine Waffe dabei hat? Wieso? Er hat nie Waffen besessen, Paul. Was soll das alles? – Hör mal, ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du mir erklären könntest, warum du so komische Sprüche abziehst und dich so sonderbar aufführst … Ja, du bist irgendwie sonderbar. Nervös bist du, Paul. Gib's doch zu!«
    »Gut«, sagte er, »ich bin nervös.«
    »Und warum?«
    Schweigen. – Dann: »Paß auf, Vera, ich komme bei dir vorbei. Ich fahre gleich los, ja? Bleib zu Hause. Warte auf mich. Versprichst du mir das?«
    »Aber natürlich. Wieso denn nicht?« Sie legte den Hörer auf und betrachtete ihn kopfschüttelnd.
    Es klingelte wieder …
    Es dauerte keine zwanzig Minuten, dann sah Vera den großen blauen Polizei-BMW vor der Gartenpforte halten. Hubert hatte sich zum Glück inzwischen seinen Zementsack geschnappt und war hinters Haus gewandert, um dort die frostgeschädigten Fliesen auszuwechseln.
    Sie sah auf die Armbanduhr: Keine zwanzig Minuten hatte Paul Novotny gebraucht. Wie hatte er das geschafft? Er mußte die ganze Strecke mit Blaulicht und Sirene zurückgelegt haben.
    »Paul! Grüß dich.« Sie öffnete die Tür. Er sah sie an, versuchte ein Lächeln, das gründlich mißlang, und schüttelte ihr flüchtig die Hand. Dann stürmte er durch die geöffnete Tür den Gang entlang ins Wohnzimmer, sah sich um, steckte die Hände in die Taschen und begann auf und ab zu tigern.
    »Er hat also keine Waffe dabei gehabt?«
    »Waffe, Waffe – Himmelherrgott noch mal, jetzt reicht's. Was verstehst du denn unter Waffe?«
    »Eine Pistole natürlich.«
    »Was soll denn Rio in Berlin mit einer Pistole? Könntest du mir das freundlicherweise mal verraten?«
    Novotny zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und deutete auf die Lederbank: »Bitte setz dich, Vera.« Sie saß ihm gegenüber. Sie sahen sich an. Es war wohl der Blick, den er aufsetzte, wenn er bei seiner Arbeit irgendwelchen Witwen mitteilen mußte, daß es leider zu seiner Pflicht gehöre, sie vom Ableben … und so weiter, und so weiter …
    Aber dann erkannte sie, daß hinter dieser Anteilnahme etwas anderes lauerte: Angst. Jawohl, Angst …
    »Den Namen Kiefer hat er dir gegenüber nie erwähnt?«
    »Kiefer?«
    »Nein.«
    »Ludwig Kiefer. Oder Ludwig? Hast du das nicht mal bei ihm gehört, am Telefon oder so?«
    Sie schüttelte nur den Kopf. Und nun war sie es, die die Angst spürte, spürte, wie sie in ihr hochkroch, spürte, wie sie nach ihrer Kehle faßte …
    »Vielleicht könnte ich in seinem Büro unter seinen Sachen irgendeinen Hinweis finden?« Novotny sagte es wohl mehr zu sich selbst. Seine Augen hatten sich halb geschlossen.
    »Wer ist dieser Kiefer?« fragte Vera.
    »Ludwig Kiefer? Ein alter Freund von mir. – Vera, was ich dir jetzt sage, mußt du für dich behalten. Bitte.«
    Sie nickte.
    »Kiefer ist ein alter Freund – und Polizist wie ich. Pensionierter Polizist. Kriminalrat. Ich habe Rio mit ihm zusammengebracht.«
    »Und wieso?«
    »Weil Kiefer den Wunsch hatte, Rio kennenzulernen. Ich hätte es – verdammt noch mal – nicht tun sollen.«
    »Und warum wollte Rio …«
    »Kiefer, Vera, hat Aids. Und er hat das verdammte Zeug aus derselben Quelle wie Rio.«
    »Bio-Plasma?« flüsterte sie atemlos.
    »Ja. Bio-Plasma. Und deshalb hat er begonnen, gegen die Firma Informationen zusammenzutragen. Und da Rio diese Artikel schrieb, hielt ich es für eine ganz gute Idee, daß Rio an diese Informationen rankam.«
    »Und weiter, Paul?«
    »Na gut …« Er seufzte.

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