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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Arzt war sehr nett und anscheinend ein alter Freund von Herrn Reissner.«
    Rio hatte sich aufgerichtet. »Und – wie heißt der Mann?«
    »Herzog«, antwortete sie sofort. »Dr. Herzog. Die Praxis ist ganz leicht zu finden. So ein rosafarbenes Haus am Rosenheimer Platz. Der zweite oder der dritte Stock war das, glaube ich …«
    Der Kanarienvogel flatterte in seinem kleinen Käfig am Fenster hin und her. Jetzt stieß er kurze, aufgeregte Pfiffe aus.
    »Hansi! Mach net so ein Theater. Dos gehört sich fei net. Machst den Doktor ja nervös. Und wenn der nervös is und mi dann spritzen will, tut's weh.«
    Der alte Mann lag bäuchlings auf einem prächtigen Sofa aus blauem Samt. Dr. Jan Herzog hatte ihm geholfen, das Hemd auszuziehen und ihm auch die Hose gelockert, so daß er die Wirbelsäule untersuchen konnte. Die kritische Zone waren die unteren Lendenwirbel. Vor allem der dritte und vierte. Abnutzungserscheinungen zum altersbedingten Abbau. Kein Wunder: Max Riedl hatte fünfzig Jahre lang im Stehen in seiner Tapeziererei herumgehämmert.
    Dr. Herzog ging zu seinem Arztkoffer. »Passen Sie auf, Herr Riedl, ich setze Ihnen jetzt eine Spritze. Aber das Medikament kann das Gewebe nur betäuben und damit entspannen. Sie müssen schon zum Orthopäden, wie oft soll ich Ihnen das noch sagen? Ich habe Ihnen doch einen Überweisungsschein geschrieben.«
    »Hab' i verlorn … Und Sie san mir lieber, Herr Doktor, als der Orthopäde.«
    »Und was ändert das, wenn ich Ihnen nicht helfen kann?«
    »Dann geben 'S mir halt die Spritz'n, Herr Doktor. Und schalten 'S bitte das Radio an … Dos is nämlich so, ob Sie's glauben oder net: sobald der Hansi Musik hört, beruhigt er sich.«
    »Kenn' ich von mir«, lächelte Jan Herzog, drückte den Einschaltknopf und nahm die Spritze aus dem Koffer. Die Radiostimme einer Frau flehte die Hörer an, auf keinen Fall auf das einzigartige Angebot zu verzichten, in vier Wochen Englisch zu lernen … Er zog die Spritze mit dem Carbostesin auf, reinigte die Einstichstellen mit Alkohol und wollte gerade die Injektionsnadel ansetzen, als er die Stimme des Nachrichtensprechers vernahm.
    »Au!« sagte Max Riedl. »Was is, Herr Doktor?«
    Jan Herzog hatte die Nadel angesetzt. Doch er stach nicht ein. Seine Hand zitterte.
    »Was is, Herr Doktor?«
    Die Stimme des Nachrichtensprecher sprach weiter, eine ruhige, gelassene Stimme, die Dinge sagte, die so ungeheuerlich waren, daß Jans Verstand sich weigerte, sie aufzunehmen. Worte, Worte – und jedes einzelne wie ein Schlag.
    »Über das Familiendrama in der Tauberstraße in Harlaching, über das wir Ihnen bereits in den Mittagsnachrichten berichteten, sind weitere Einzelheiten bekannt geworden. Fest steht inzwischen, daß der Familienvater, Dr. Dieter Reissner, der beim ACS-Konzern in leitender Stellung tätig war, die furchtbare Bluttat selbst ausgeführt und seine Frau und sein Kind, ein dreijähriges Mädchen, durch Pistolenschüsse getötet hat, ehe er seinem Leben selbst ein Ende setzte. Die Leichen wurden ins gerichtsmedizinische Institut überführt und werden von der Staatsanwaltschaft wohl erst nach Abschluß der Untersuchungen freigegeben werden …«
    »Was is denn, Herr Doktor?«
    D IE FURCHTBARE B LUTTAT …
    »Nichts. Entschuldigen Sie.«
    … SELBST EIN E NDE SETZTE .
    »Ganz ruhig. Sie werden den Einstich kaum merken.«
    Max Riedl stöhnte auf, als Dr. Jan Herzog einstach.
    F OUR R OSES , B ALLANTINE , R ED L ABEL … E S gab Whiskysorten in Hülle und Fülle in der kleinen Kneipe, doch Jan Herzog haßte alle, haßte diese Namen, haßte die Flaschen. Er haßte sie, weil dazwischen immer wieder ›sein‹ Gesicht auftauchte. Was konnte er für dieses Gesicht, was konnte er für die Augen … »Noch einen!« forderte er.
    Der junge Mann hinter der Bar legte den Kopf schief: »Wirklich?« Dann zuckte er mit den Schultern, goß ein und schob ihm das Glas zu.
    Jan trank Alkohol, der große Fluchthelfer? Von wegen! Es gab keine Flucht. Davor nicht. Wie denn auch?
    Er konnte sich nicht einmal gegen den eigenen Blick wehren, der ihn aus dem Spiegel anstarrte. Und schon gar nicht gegen die Erkenntnis: D EINE S CHULD ! N ICHTS ALS DEINE S CHULD … Einen Freund in den Irrsinn zu entlassen … Deine Schuld … Zu bequem, zu feige, zu schwach, zu dämlich, ihn festzuhalten … »Mensch, Dieter! So läufst du mir nicht aus der Praxis. Bleib!« Er hatte es nicht gesagt … »Laß uns das alles durchreden. Das schaffen wir schon.« – Auch nicht.
    Und

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