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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Die Flasche köpfen wir ein anderes Mal.«
    »Heute? Wieso?« fragte Rio, als sich die Tür geschlossen hatte. »Was ist im Busch, Paul? Was ist mit deiner Harlaching-Story? Nun komm schon … Schweigen ist gut, reden schöner.«
    Novotny hing in seinem Sessel, grinste, und Rio Martin studierte ihn genau. Er schien es sich wirklich zu überlegen. Er würde reden. Er kannte ihn. Vielleicht, weil es so viele Ähnlichkeiten zwischen ihnen gab … Sie waren beide drahtig, hatten fast dieselbe Größe, die gleichen mageren, ewig angespannt wirkenden Gesichter. Doch während Rio die dunklen, lebhaften Augen seines italienischen Großvaters besaß, zeigte Novotny den ewig distanzierten, meist kummervoll wirkenden Kriminalistenblick. Novotnys Haar war kurz und graugesprenkelt, Rio hielt darauf, daß sein Friseur jede beginnende graue Strähne aus den vollen, gepflegten Locken wegzauberte. Irgendwann hatte Rio herausgefunden, daß beide unter demselben Sternzeichen geboren worden waren: Fisch. Und so hatten sie sich darauf geeinigt, daß sie eigentlich Täter unter Zwang seien, Typen in Aktion, auf der Flucht vor der ewigen, sensiblen Fische-Faulheit.
    »Paul, gut, wir haben lange nicht mehr zusammengearbeitet. Aber was ändert das schon?« begann Rio seine Seelenmassage. »Eine gute Recherche bleibt nun mal eine gute Recherche. Und Teamrecherchen sind die besten. Das gilt auch für die Mordkommission.«
    »So?« Novotny lächelte. »Meinst du? Schnell wie immer. Du schießt mir zu oft aus der Hüfte, Rio.«
    »Hab' ich bei dir nie getan.«
    Novotny bog Büroklammern auseinander.
    »Komm, wir bleiben bei der alten Methode, Paul: Kein Komma ohne deinen Segen. Aber zusammen erreichen wir mehr als der ganze Apparat, das haben wir schließlich oft genug bewiesen.«
    »Wieder eine von deinen vorschnellen Behauptungen! Aber gut, in Ordnung. Diesmal kann ich wahrscheinlich einen Presseprofi brauchen. Wenn ich an den Auftrieb von Eierköpfen da draußen in Harlaching denke …«
    »Na also!« Rio entspannte sich. »Und jetzt reden wir mal über den Fall. Wie kam dieser Reissner dazu, so etwas zu tun? Was war er überhaupt für ein Typ?«
    Er machte sich keine Notizen, während Novotny sprach. Er verzichtete sogar darauf, die Auslösetaste des Minitonbandgeräts in seiner Jackentasche zu drücken. Was Paul ihm an facts zu bieten hatte, war überdies wirklich nicht überwältigend.
    »Was hältst du von diesem Linder?« fragte er.
    »Der totale Kotzbrocken. Typischer Steinzeitmanager. Betonkopf mit Kasernenhofton. Unglaublich, wie so ein Laden organisiert ist. Da gibt's Stabsabteilungen, Unterstabsabteilungen, Referate – wie im Ministerium. Sogar einen ›psychologischen Dienst‹ hat er mit der Beurteilung seiner Leute beauftragt: … ›Ich muß schließlich Bescheid über meine Leute wissen …‹ Kennst diese Typen doch. Vielleicht weiß er auch tatsächlich was. Bei ihm läuft es immer auf das eine hinaus: Der Mann ist durchgedreht, aber zuvor hat er sich tadellos aufgeführt. Und tadellos heißt natürlich, daß er nichts im Kopf hatte als den Konzern, seine Karriere und die Kohle.«
    »Ein bißchen wenig Fleisch – findest du nicht?«
    »Wenig?« Novotny verzog den Mund. »Gar nichts. Du wirst lachen, Rio, ich hab' mich ja nicht allein mit dem Obergott dort beschäftigt, ich hab' auch andere Leute gefragt, Kollegen, einen Mann namens Wegner, auch irgend so ein Kommandeur. Mit dem hatte Reissner ziemlich häufig zu tun. Und auch da lief es auf dasselbe hinaus: Tadelloser Arbeiter, irgendwie unnahbar … Linders Mann fürs Schwierige. Hundertfach bewährt. Karriere-Hengst, das schon, aber auch tadelloser, aufopfernder Familienvater … Und du wirst lachen, selbst die Nachbarn dort draußen sagen dasselbe.«
    Rio Martin holte sich einen Zahnstocher. »Es muß doch Leute geben, die wirklich Zugang zu dem Mann hatten?«
    »Mensch, jetzt ist es zwei Uhr! Um zehn wurde ich angerufen, um den Fall zu übernehmen. Das sind jetzt vier Stunden. Bin ich der liebe Gott? Was erwartest du denn von mir?«
    »Ist doch ein ziemlich großer Kasten, die Villa in Harlaching. Die müssen doch Personal gehabt haben?«
    »Ja, einen verkalkten, alten, halbtauben Mann, der den Gärtner spielte, eine Putzfrau, Tschechin, und das Kindermädchen. Die hat die Leichen übrigens gefunden. Wie ist das …« Er deutete auf einen braunen Umschlag, der auf der Schreibtischplatte lag: »Willst du sie dir mal ansehen? Die Fotos wurden gerade

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