Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
übertourenden Projektor ausgestrahlten Film: Der Typ, dieses Zopfgespenst in seinen Blumen-Leggins, war mit einem jähen, gewaltigen Sprung an Cenitzas ausgestreckten Fäusten vorbei auf eine der gepolsterten Spenderliegen aufgesprungen, tanzte dort oben herum wie ein verrückt gewordener Derwisch.
    »Red schon! – Ha, ha, Massa …«
    Cenitza drehte sich nach links – schnell, doch nicht schnell genug. Der Mann sprang, überflog den breiten Gang zwischen den Reihen der Spenderliegen, war jetzt links von ihm. Dann …
    Nein, Cenitza begriff nicht, wie es geschah und wieso das, was geschah, geschehen konnte. Er spürte nur, daß sich etwas um seinen Brustkorb schlang. Der war breit, von Muskeln bepackt, zwei Stunden Bodybuilding jeden dritten Tag. Was änderte, was nützte das? Sein Körper wurde zurück gegen eine der Liegen geschleudert, als hätte er keinen Willen mehr.
    Er fluchte, versuchte sich zu befreien. Er schob den Daumen zwischen Brustmuskel und das breite, dünne Kunststoffband, das ihn einschnürte.
    Es half nichts. Im Gegenteil: Ein Arm preßte sich gegen seine Kehle. Der Druck war hart wie der Druck eines Schaufelstiels. »Schwuler Drogenarsch … War's das nicht?« höhnte die Stimme dicht an seinem Ohr. »Bring das doch noch mal!«
    Cenitza schlug wild um sich. Er spürte, wie der Knorpel des Kehlkopfs in seinem Hals gegen das Rückgrat gequetscht wurde. Er wollte schreien – und bekam doch nicht einmal Luft. In einem letzten Aufbäumen schwang er den rechten Arm zurück, und dann war es, als spalte eine weiße Flamme seinen Körper. Sie hinterließ nichts als eine einzige, ungeheure Welle von Schmerz, die seine Schulter hochbrandete. Er reißt dir den Arm aus dem Gelenk! Er kann doch nicht! Er wird … O Gott … Ein Knacken wie von morschem Holz, ein Knacken, das jedes seiner Nervenenden aufnahm. Es ist nicht wahr! Er hat … er hat dir den Arm gebrochen! … Eine Kette von Explosionen, ein Katarakt unerträglicher Qualen, so groß, daß sie den Schrei in seinem Hals erstickten.
    Cenitza würgte. Dann fing er an zu weinen. »Mein Arm … mein Arm …«
    »Der ist hin«, klang es an seinem Ohr.
    Das ist nicht wahr … kann nicht sein! Oh, tut das weh! Ich werde aufwachen, ich träum' das bloß … ich wache auf, dann wird es sein wie …
    »Scheißer«, hörte er, »gefällt mir nicht. Das klingt so unhöflich. Wenn schon, sag wenigstens Herr Scheißer.«
    Cenitza spürte, wie es warm an seinen Schenkeln hinabrann. Sehen konnte er nicht mehr, die Tränen überspülten jede Wahrnehmung.
    »Komm, komm! Viel Zeit haben wir nicht. Sag schon, sag: Herr Scheißer. Versuch's mal.«
    Wieder wurde der Arm von einer Welle von Schmerzen erfaßt.
    »Herr Scheißer …«, flüsterte Cenitza.
    »Lauter! Ich will es hören!«
    »Herr Scheißer! … Herr Scheißer«, weinte er.
    Das Kichern. Der Druck, der sich lockerte. Cenitza fiel auf das Kunststoffpolster der Liege zurück. Die Schmerzen rasten, aus seinem Magen quoll Säure hoch. Mein Gott, lieber Gott … Warum werde ich nicht ohnmächtig? Laß mich ohnmächtig werden, bitte …
    »Bitte!« schrie er. »Bitte, bitte!«
    »Natürlich. Ein bißchen Erziehung kann nie schaden.«
    Die Stimme war nicht mehr hoch und piepsend wie zuvor, sie kam klar, hart, schnell. Sie höhnte: »Da war doch noch was. Drogenarsch? … Das geht nicht. Mußt du verstehen.«
    Er sah ihn jetzt, spürte seine knochige Faust. Er kauerte neben ihm. Er war zum Dämon geworden – ein Gespenst, die Augen glühend, die Backenknochen breit, der Mund zu einem schiefen, grauenhaften Mördergrinsen verzogen. Mörder … dachte Cenitza. Der bringt dich um! – Anni, dachte er, Anni wollte doch kommen. Um neun, hatte sie gesagt …
    Und wieder schrie er.
    »Ruhe, Ruhe … Ich sag' doch, da war noch was. Das Drogenarschloch … Ohne ›Herr‹ geht das nicht. Na, los schon, sag: Herr Drogenarschloch. – Oh, verdammt noch mal, guck dir das an, du pißt ja! Also ein Pisser bist du selber, und ich bin der ›Herr Drogenarschloch‹ – aber sagen mußt du's.«
    »Herr … Herr Drogenarschloch …«
    »Großartig! Und jetzt … Was machen wir jetzt?«
    Er richtete sich auf. Nun war es kein Grinsen mehr, nun war es ein breites, fast sanftes Lächeln, das über sein Gesicht glitt: »Ich muß dir einfach was beibringen, Pisser. Ist sozusagen meine Aufgabe. Soll ich dir zeigen, wie deine Augen von hinten aussehen? Das müßte dich interessieren … Nun komm schon, red, willst du das wissen?«
    Es gab

Weitere Kostenlose Bücher