Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
letzten Absatz der Eingangstreppe leuchtete Veras rotes Kosmetik-Bag.
    »He, Wirtschaft?«
    Er stieß die Tür auf.
    »Wirtschaft ist gut. Und was für ne Wirtschaft hier herrscht!« hörte er sie schreien.
    Sie stand im Flur, zwischen Küche und Wohnzimmertür, und hielt den Topf mit ihren geliebten Hortensien im Arm. Die Haare hatte sie hochgebunden. Unter der runden Stirn und dem Vera-typischen Brauenschwung funkelten ihm die grünen Augen kampfeslustig entgegen: »Einmal am Tag 'nen Spritzer Wasser, hab' ich gesagt. Und jetzt … sieh sie dir an! Total vertrocknet. Ist das denn so viel Arbeit, 'ner Pflanze ein bißchen Wasser zu geben?«
    »Ist das alles, was du an Begrüßung zu bieten hast?«
    Sie seufzte, stellte den Blumentopf auf die Konsole und sagte: »Na ja …« und hing ihm am Hals, und das so heftig, daß der Hortensientopf ins Wackeln geriet und um ein Haar auf den Boden geknallt wäre. »Und die Küche, die sieht vielleicht aus! – Und du?« Sie schnappte seine Hand, zerrte ihn ins Wohnzimmer, legte den Kopf schief und beäugte ihn kritisch. »Und du? Laß sehen, du bist sowieso der Hammer. Siehst aus wie 'n Ascheneimer. Kaum ist die Frau aus dem Haus, feiert der Kerl Orgien. Oder wie soll ich das sehen?«
    »Ausgerechnet du!« versuchte er sich zu wehren. »Mit deinen Hamburg-Partys … Mir geht's eben nicht so gut, wenn ich alleingelassen werde, kapiert? Ich seh' es als Zumutung. Zu was heiratet der Mensch? Außerdem hatte ich jede Menge Arbeit, abgesackten Blutdruck, Weltschmerz, Streß, einen dämlichen Verleger, einen noch dämlicheren Chefredakteur im Nacken und die beschissenste Story am Hals, die sich denken läßt.«
    »Und wegen der mußt du gleich wieder los?«
    »Stimmt genau.«
    Sie sah ihn nur an und ging in die Küche. »Wie ist das? Willst du 'nen Tee oder was zu essen? Hast du überhaupt schon was gegessen?«
    »Ist doch nichts im Haus.«
    »Meinst du, ich bin blöde? Ich hab' mir vom Flughafen Aufschnitt mitgebracht und frische Brötchen. Setz dich hin!«
    Während sie kauten, schüttete sie ihre übliche Vera-Wundertüte aus: Dieses unmögliche Stück von Gitti … Und was die für Leute kennt! Und wie lustig es war … »Das Schlimmste kommt noch, Rio: Ich hab' mich nicht mal nach dir gesehnt. Ich kam einfach gar nicht dazu …«
    »Na, großartig!«
    Der Tee half ihm. Oder war es ihr Gesicht? Nein, die ganze Vera half. Er fühlte sich um Klassen besser. »Wieso bist du nicht mit der Frühmaschine gekommen?«
    »Noch eine komische Geschichte …« Als sie damit fertig war, sagte sie: »So. Und jetzt das Sofortprogramm. Bude saubermachen. Dann gehen wir beide ins Bad. Du vergißt deine Story. Dafür gehen wir in die Heia.«
    »Von wegen!« Er streichelte ihr Knie.
    Sie schob die Unterlippe vor: »Seit wann hast du auch noch dagegen was?«
    »Du, ich muß wirklich in die Redaktion.«
    Er stand auf, zog sie hoch und küßte sie. Irgendwie war er nicht bei der Sache, selbst jetzt, selbst in dieser Situation flirrte der Name Reissner durch sein Bewußtsein.
    »He!« Sie schob ihn von sich. »Hier bin ich. Ich heiße Vera.«
    Er nickte schuldbewußt: »Ach Scheiße! Wieso mußte ich diesen blöden Auftrag auch annehmen …«
    »Um was geht's denn?«
    So gut es ging, versuchte er zu erklären.
    »Aids-Blut?« seufzte sie. »Du meine Güte! Und wo mußt du hin?«
    »Erst in die Redaktion, dann in irgend so ein Kaff im Hessischen.«
    »Hau doch ab!« Sie schlug ihm die Faust gegen die Rippen. Das Funkeln in den Augen war Zornesfunkeln. »Zieh Leine. Mach, daß du rauskommst. Bist du denn noch nicht weg? Soll ich dir noch 'n Brötchen einpacken?!«
    »Komm doch …« Er küßte sie dorthin, wo er wußte, daß es half: an den Halsansatz. »Nicht eines, zwei Brötchen! Meinst du, ich fahr' allein nach Hessen? Du kommst mit.«
    »Ja, spinnst du?«
    »Wieso denn? Der Taunus ist eine hübsche Gegend. Und Frankfurt liegt nah. Vielleicht mach' ich mit dir dort einen Boutique-Bummel …«
    »Vielleicht? Meinst du, mit so 'nem Angebot könntest du mich bestechen?«
    »Es gibt da tolle Hotels, Vera.«
    Sie lächelte, wie nur sie lächeln konnte: »Wir zwei und ein Hotel? Der alte Trick für abgewetzte Ehen – ist es das?«
    »Warum nicht?« Rio grinste …
    Widenmayerstraße . Ein graues, großes fünfstöckiges Gebäude. Irgendwo hoch, oben in roten Lettern der Name: N EWS K URIER , im Hof, den Rio gerade durchquerte, warteten die riesigen Zeitungspapierrollen auf die Rotationspresse.
    Er ging am

Weitere Kostenlose Bücher