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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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alles …«
    Ihre Augen waren weit aufgerissen – ein durchsichtiges Grün wie ein Teich. Und wenn Honolka die Lampe so ausrichtete wie jetzt, konnte man sehen, daß in dem Grün kleine braune Fleckchen schwammen.
    Nun preßte sie die Augen zu, so heftig, als könne sie so nicht nur seinen Anblick, sondern auch seine Stimme ausschließen. Auf der Stirn entstanden tiefe Falten. Die Brauen waren ganz flach.
    »Gefällt dir die Geschichte nicht? Nein? Weißt du, war 'ne Maso, die Alte. Wie ist das denn so mit dir?«
    Ganz steif war sie jetzt, steif wie ein Brett. Aber sie konnte ihn nicht täuschen. Das war nur Schau. Alle Weiber mochten's gern … Im Grunde ihres Herzens sind sie doch alle Huren … Selbst Mutti war eine, obwohl er sich das nie so recht eingestehen wollte …
    Sein Gesicht wurde heiß, die Spirale tief in ihm begann wieder zu glühen, Zorn heizte sie auf, Zorn, der ihm durch die Adern bis in die Fingerspitzen kroch. Das Herz klopfte. Das Herz war der Generator, und der drehte und drehte, man konnte, man mußte ihn unter Kontrolle halten. Selbst jetzt. Schließlich: Auftrag ist Auftrag.
    »Willst du ein bißchen Musik dazu? Den ollen Lindenberg vielleicht?«
    Die Musikanlage war in dem Schrank neben der Tür.
    Er ging hinüber und blickte durchs Fenster hinaus: Kein Schwanz. Nein, niemand ließ sich hier blicken. Eine pleitegegangene Baustelle mit 'nem haushohen Kiesberg davor – wer interessierte sich schon dafür?
    Er zog den Vorhang vor dem Fenster zu und kontrollierte nochmals den Riegel. In Ordnung. Dann schob er eine Kassette ein. Und da war Udos Stimme – heiser, nuschelnd, gepreßt wie immer.
    »Und als wir uns am Bahnhof trafen, sagte ich dir, das geht nicht so …«, sang Udo.
    Er ging zum Eisschrank, griff zum Bier, überlegte es sich dann aber anders. Bier war nicht das Richtige, Korn schon eher. Davon aber nicht viel … Er setzte die Flasche an den Mund, hustete, Tropfen fielen auf sein T-Shirt.
    ›Life is short‹, stand auf dem T-Shirt. › Let's pray !‹
    Laßt uns beten, let's pray – das war's! Nun bring sie mal dazu … »Wir können miteinander schlafen«, sang Lindenberg, »ich bin ein anderer, als du denkst …«
    Honolka stand jetzt dicht bei ihr. Seine flache Hand fühlte in der Tasche die Form des Messers. Messer mochte sie nicht so gerne. Vorhin, als er sie sich an der Hotelauffahrt griff, dort, bei den Büschen, war sie ihm noch keß gekommen: »Was wollen Sie? – Hauen Sie bloß ab, Sie Witzbold!«
    Dann hatte er sie ein wenig mit dem Messer gekitzelt, und schon lief alles wie geschmiert: kein Mucks, kein Schrei. Brav war sie neben ihm hergetrabt – wie die Nutte, die sie nun mal war.
    »Und deshalb sag' ich dir …«
    Der Krach, den dieser Geier von Udo machte, ging ihm auf den Geist.
    Er schaltete das Gerät aus, die Musik brach ab. Er zog das Messer aus der Tasche, machte die zwei Schritte, die sie trennten, kniete sich vor dem Stuhl nieder und streckte den rechten Arm aus. Es war ein italienisches Klappmesser, das er in der Hand hielt. Er hatte es vor drei Jahren auf dem Markt in Santa Eulalia gekauft, und schon damals hatte ihn nicht nur die flache Lanzettenform der Klinge beeindruckt, sondern auch ihre Rasiermesserschärfe.
    Sie streckte die Beine. Der Stuhl kippte zurück.
    »Hilft doch nichts, Spätzchen … So fällst du nur hin. Lies mal, was auf meinem T-Shirt steht. Gut, was? Sag's … Natürlich kannst du antworten. Brauchst ja nur zu nicken.«
    Doch sie nickte nicht.
    Die Augen aber waren wieder groß, Augen wie zwei Scheinwerfer, und daraus brachen, gleich grünen Laserstrahlen, ganze Bündel von Angst.
    Zu ihren knallengen Jeans trug sie ein einfaches rotes Sweatshirt – nein, eigentlich kein Rot, so eine Art Himbeerfarbe. Der Kragen der Bluse wiederum, der sich aus dem Ausschnitt herausschob, war weiß. Wie Himbeereis mit Sahne, dachte er verträumt und sagte: »›Pray‹ heißt beten. Englisch verstehst du ja sowieso. Du bist sogar 'ne feine Tante von 'nem feinen Pinkel … Was glaubst du, wie mir die Porschefahrer liegen! Und dazu noch die, die in 'nem schwarzen Porsche rumgurken …«
    Er setzte die gewölbte Schneide an. Er führte sie ganz sacht oberhalb ihres Knies über den Jeansstoff. Von links nach rechts.
    Sie stöhnte unterdrückt auf.
    »Nicht zucken. Wenn du glaubst, du müßtest hier rumhampeln, dann schneidest du dich nur selbst. Dann ist das deine Schuld. Ich will dir ja nur was zeigen.« Er kicherte, »'ne kleine Demonstration vom

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