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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Turnschuhe anzuziehen, die mit den dünnen Sohlen.
    A LLES , WAS DU MIT WIRKLICHER F REUDE TUST , IST Z EN . Wenn du etwas mit Lust unternimmst, ohne dich von widrigen Gedanken ablenken zu lassen, übst du Religion aus … Buddha war dieser Ansicht. Z EN besteht in der höchsten Konzentration auf die einfachste Handlung.
    Honolka kicherte. Wattscheid hatte das gesagt, dieser beknackte Sozialarbeiter im Knast. Wattscheids Sprüche waren die besten. Und so gesehen hatte auch er es schon immer mit Buddha gehabt, oder? Der Macker von Mutti zum Beispiel – sechzehn warst du damals. Und du hast ihn mit solcher Lust und solcher Konzentration auseinandergenommen, daß er für ein Jahr ins Krankenhaus mußte. Auch die Weißkittel konnten ihm nicht helfen. Der ist noch heute Rollstuhlfahrer … Und dann, ja dann kamen all die andern …
    Wattscheid, dieser Vogel mit seinem Indianerband und der Goldbrille: T U ALLES MIT F REUDE , DAS IST R ELIGION . K ONZENTRIERE DICH .
    Er würde sich konzentrieren! An der Südseite kam man leicht hoch. Die Balkone waren durch eine eiserne Trägerkonstruktion verbunden. Ein Spaziergang. Und jetzt lag dort alles im Dunkeln.
    Er betrachtete das Würgeband. Es lag ganz friedlich auf der Küchenanrichte. Er steckte es ein und holte die Gesichtsmaske und die Handschuhe. Dann schloß er die Wohnwagentür ab und schlenderte an dem Grünstreifen entlang, der in einem sanften Bogen zur Hoteleinfahrt führte. Statt zu klettern, könnte er auch einfach rein durch die Haupttür. Mit der Garage war nichts anzufangen, die hatte eine elektrische Türsteuerung. Aber wenn er wie irgendein Gast in die Halle ging? Dort konnte er sich schnell verdrücken. Allerdings … irgendein Arsch würde ihn immer sehen …
    Und genau das hatte er nicht so gerne. Nein, das empfahl sich nicht, empfahl sich ganz und gar nicht.
    Moment mal …
    Honolka blieb stehen. Die Entfernung zur Hotelauffahrt betrug keine zwanzig Meter. Er stand, vor Blicken verborgen von einer mannshohen, riesigen Tonvase, aus der irgend etwas Kakteenartiges wuchs. Der Architekt fand das wohl besonders exotisch. Honolka war ihm dankbar dafür.
    Er sah sie aus dem Eingang kommen. Er sah ein Mädchen in Jeans und einem Pullover. Einem dunklen Pullover. Ein Mädchen mit einem herzförmigen Gesicht …
    Ein Page wollte eines der drei Taxis heranwinken, die in Lauerstellung warteten. Doch sie schüttelte nur den Kopf.
    Gut gemacht, Baby, dachte Honolka und spürte den Strom durch seine Adern fließen. Jetzt werden wir dem Wattscheid mal zeigen, was Z EN ist …
    Der Hund bellte noch immer. Hunde müssen das wohl. Vor allem bei Nacht. Entscheidend war: Das Bellen kam von sehr weit her. Es klang vom unteren Teil des Hanges zu ihnen hoch. Der Hund ärgerte sich vermutlich über eine Katze, mit Sicherheit nicht über die beiden Männer.
    Rio kauerte auf den Fersen hinter einem Busch. Vor ihm, etwas tiefer, lag die Rückwand der Garage. Zwischen Hang und Garagenbau zog sich eine Art betonierter Graben, ein Umlauf wohl, in dem sich auch die Drainage befand.
    An der Rückwand konnte man im Mondlicht zwei kleine Fenster entdecken. Sie waren beide mit Drahtglas gesichert. Bruno hatte es festgestellt. Und jetzt war Bruno dabei, sich das rechte der beiden Fenster vorzuknöpfen.
    Es war still. Nur ab und zu hörte man ein metallisches Knarren, dann wieder ein Geräusch, das sich wie ein Schaben oder das Splittern von Holz anhörte. Dazu gab es eine stetige Begleitung: Brunos schwerer, gepreßter Atem und seine heiseren, unterdrückten Flüche.
    »Gott verdamm mich … dieser Scheiß …«
    Genau wie früher, dachte Rio … Vor wie vielen Jahren? Er überlegte. Zwölf, nein, fünfzehn Jahre mußte das schon her sein … Damals war Rio noch Polizeireporter gewesen, sie arbeiteten beide für eine Illustrierte und fluchten unisono, als man ihnen in der Redaktion die Story erklärte: Versicherungsbetrug. Das war der Verdacht. Und es ging dabei um den reinsten Krimi: Eine Cessna war in Italien abgestürzt, eine deutsche Cessna. Die trauernde Witwe wollte kassieren, die Leiche wartete nach der Überführung in einer Friedhofskapelle auf die Bestattung – nur, leider, leider, Salvatore Darani, der Mailänder Korrespondent, hatte nach einigen Hinweisen von Seiten der Carabinieri einen ganz schlimmen Verdacht. Und so fuhren Rio und Bruno um zwei Uhr früh nach Oberbayern zu einer Friedhofskapelle. Bruno öffnete die Kapellentür mit so eleganter Fingerfertigkeit, als habe ihm

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