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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Silbergeschirr bestellt hat, das mit Natternzungen besetzt ist, die ihm Gift anzeigen sollen, wenn da welches ist?«
    » Aber gewiss. Seine Majestät hat großes Vertrauen in solche Wunderwerke.«
    Nachdem die Herren gegangen waren, besprachen die Frauen deren Benehmen, Beinlinge und Waden.
    Hedwig machte lächelnd gute Miene zu allem und gab sich große Mühe, die schwierigen Regeln zu begreifen und zu befolgen, die es in dieser Gesellschaft gab. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wie es in ihrer Kindheit auf Friesack zugegangen war, und kam zu dem Schluss, dass ihre Mutter sich nur selten mit den anderen Frauen abgesondert hatte. Wie ein Paradies erschien ihr die kleine Burg im Nachhinein, und sie wünschte sich sehnlichst, eines Tages mit Wilkin auf diese Art leben zu können.
    Sie hatte gehofft, dass sie wenigstens Köne in Ofen antreffen würde. Noch immer hätte sie sich darüber gefreut, ihren Bruder besser kennenzulernen. Doch Köne befand sich mit einem Kundschaftertrupp in der Walachei, um die Bewegungen des osmanischen Heeres im Auge zu behalten. Etliche Male waren am Hof schon Nachrichten von Kämpfen eingetroffen, in die er mit seinen Männern verwickelt gewesen war.
    So blieb Hedwig in der folgenden Zeit weitgehend allein und hatte Muße im Überfluss, um Irina und Hüx zu vermissen und sich um Irina zu sorgen. Ihr Gemahl tat sein Bestes, in Sigismunds Gefolge Fuß zu fassen, was zumeist bedeutete, dass er noch lange mit den königlichen Rittern aufblieb, wenn sie zu Bett ging.
    Oft lag sie dann wach auf dem mit Leinen und Brokat bedeckten Lager aus Stroh und Fellen, welches sie nicht bequemer fand als ihre Schlafstätten auf der Reise, wenn es auch kostbarer aussah. Flöhe und Wanzen gab es womöglich mehr darin. Besonders wenn sie so wachlag, dachte sie an Irina und fühlte sich schuldig. Sie stellte sich vor, wie ihre Freundin unter ärmlichsten Bedingungen ein Kind zur Welt bringen musste. Viel wusste sie nicht darüber, wie eine Geburt ablief, aber einiges hatte sie doch aufgeschnappt.
    Zwei Wochen lang hegte sie noch die Hoffnung, dass Wilkin eine Möglichkeit finden würde, Männer und vielleicht eine Hebamme zu entsenden, doch König Sigismund erwies sich ihm gegenüber bei aller Freundlichkeit finanziell nicht als großzügig. Seine Geste der Dankbarkeit für das erfolgreich überbrachte Geld bestand darin, Wilkin einen mit dem königlichen Wappen bestickten Wandbehang zu überreichen. Sie blieben daher überwiegend auf ihre eigenen Mittel angewiesen.
    Drei Mal noch fragte Hedwig Wilkin, ob er eine Möglichkeit gefunden hätte, Irina und Hüx zu helfen. Von Mal zu Mal verneinte er missmutiger, bis ihr schließlich die Geduld versagte. » Dann kehre ich jetzt selbst zurück«, sagte sie und schnürte in Gedanken bereits ihr Gepäck zusammen.
    » Das wirst du nicht. Mein Auftrag hier ist noch nicht ausgeführt.«
    » Du kannst bleiben. Ich gehe.«
    Sanft, aber bestimmt nahm er ihren Ellbogen, lenkte sie aus ihrer Unterkunft in der kleinen Halle hinaus und so lange durch die kühlen, langen Gänge, bis er einen menschenleeren Winkel gefunden hatte. Vor einer unbemannten Schießscharte, die durch den Ausbau der Burg überflüssig geworden war, wandte er sich Hedwig mit erhobenem Zeigefinger zu. » Du musst ein für alle Mal verstehen, dass du große Entscheidungen nicht mehr eigenmächtig und allein triffst. Du bringst dich damit nicht nur in Gefahr und zwingst mich, gegen mein besseres Wissen zu handeln, sondern du beschämst mich auch vor den Leuten. Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass du mir bei unserer Eheschließung Gehorsam gelobt hast?«
    Nicht zum ersten Mal stellte Hedwig fest, dass sie dieses Gelöbnis mit wenig Bedacht gesprochen hatte. Sie hätte es womöglich nicht getan, hätte sie geglaubt, dass Wilkin sich jemals ernsthaft darauf berufen würde. Wie üblich ließ ihre Zunge sich vom Zorn lenken, bevor sie weiter nachdenken konnte. » Da wird dir nur übrigbleiben, mir rasch deine Erlaubnis zu geben, bevor ich dir ungehorsam sein und dich beschämen muss. Ich werde nicht hier warten und Edelleuten bei ihren höfischen Spielen zusehen, während meine Freundin und ein guter Gefährte vielleicht hungern und leiden.«
    » Sie werden längst Hilfe gefunden haben, Hedwig. Du siehst es zu schwarz. In Wahrheit fühlst du dich hier nur ein wenig fremd und würdest gern davor fliehen, anstatt deinen Platz zu finden und dich einzurichten. Wenn dir etwas an meinem Wohl und unserer

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