Die Bogenschützin: Roman (German Edition)
besann, wie wertvoll Friedrich ihm immer gewesen war, und Friedrich mit eiserner Geduld und unendlichem Pflichtbewusstsein dabei blieb, dem König zu dienen, den er selbst miterschaffen hatte, dann würde sich auch für Wilkin und sie alles zum Guten wenden.
Entzog Sigismund jedoch Friedrich endgültig seine Gunst, ließ Friedrich gar durchblicken, dass er anderen Allianzen mittlerweile mehr Wert zumaß, dann schwebte ihrer aller Leben am dünnen Seil über dem Abgrund.
Ihre Sorge wurde zerstreut, kaum dass sie den Thronsaal betraten. Der Kurfürst stand mit seinem Sohn Albrecht zur Seite würdevoll in nächster Nähe des Königs und blickte ihnen entgegen.
Sie schritten den Gang durch die Versammelten entlang bis vor den Thron, wo sie den König mit einem Kniefall und mit gesenkten Häuptern grüßten. Der Hofmeister hieß sie, sich zu erheben, woraus sie schlossen, dass Sigismund eine wohlwollende Geste gezeigt haben musste.
Einzig ein gnädiges Nicken seiner Majestät verriet ihnen anschließend, dass sie wieder in den Kreis des ehrbaren Hofstaats aufgenommen waren.
Hans von Torgau hingegen schien nicht nur den Hof, sondern auch die Stadt bereits verlassen zu haben. Er begegnete ihnen nicht mehr.
Auch in den darauffolgenden beiden Tagen blieb ihnen unklar, auf welche Weise dieses Mal die Differenzen zwischen Friedrich und dem König beigelegt worden waren, denn Friedrich war so sehr in Beratungen und vertrauliche Gespräche mit dem engen Kreis des königlichen Rates vertieft, dass er für Wilkin keine Zeit übrig hatte. Albrecht folgte seinem Vater auf Schritt und Tritt.
Am dritten Tag allerdings traf Hedwig ihn bei den Ställen, wo er auf sie zukam, als sie eben von einem Ausritt zurückgekehrt war und Tiuvel den Sattelgurt lösen wollte. Ritterlich beeilte er sich, ihr die Arbeit abzunehmen.
» Das ist doch nichts für Eure zarte Hand, edle Frau von Torgau, so tatkräftig wie Ihr auch sein mögt.« Als der zehn Jahre Jüngere hätte er mit seinen Worten leicht großspurig wirken können, doch er klang eher ein wenig verlegen, als wäre er es noch nicht gewöhnt, Edelfrauen seine Hilfe anzubieten.
Hedwig stellte fest, dass sie ihn gut leiden konnte, und fühlte sich wohl damit, sich von ihm helfen zu lassen, während seine Freunde höflich im Hintergrund warteten. » Das ist freundlich von Euch, Hochwohlgeboren«, sagte sie und lächelte ihn an.
Der junge Ritter blieb ernst. » Euch würde größere Ehre gebühren. Mein Vater hat mich dafür gelobt, dass ich so rasch einen Boten zu ihm sandte, und er bat mich, Euch seinen Dank auszurichten, falls ich vor ihm die Gelegenheit erhielte. Er ist zurzeit sehr beschäftigt.«
Hedwig kraulte Tiuvel, der seine Nüstern in ihrem Kleid vergrub und dabei misstrauisch gegen Albrecht mit den Ohren spielte, die Mähne. » Ich kann mir vorstellen, dass das Verhältnis zwischen Eurem Vater und dem König jetzt großer Aufmerksamkeit bedarf. Ich hoffe, alle Unstimmigkeiten werden bald ausgeräumt sein.«
Albrecht hatte sich von ihr abgewandt, um einen Stallknecht herbeizuwinken, der den Sattel abnehmen und forttragen sollte, und drehte sich nun überrascht wieder zu ihr um. » Oh, das sind sie längst. Das Mittel dazu war für uns kein Grund zur Freude, doch es erscheint wie ein Zeichen Gottes, dass es sich gerade zu diesem Zeitpunkt ergab. Hedwig von Polen, die Verlobte meines Bruders Friedrich, ist seit einer Weile schwer krank. Mein Vater hatte es soeben erfahren, als er meine Nachricht erhielt. Stirbt sie, ist die kleine Aussicht, die mein Bruder auf den Thron hatte, dahin. Dieser Umstand half gewaltig, Sigismund zu beschwichtigen. Als Euer angriffslustiger Schwiegervater Hans von Torgau spürte, wie die Stimmung umschlug, heuchelte er Bedauern über seinen Irrtum und nahm die Verleumdung zurück. Sigismund entließ ihn angewidert. Den Rest tat wie üblich Geld. Und das Versprechen meines Vaters, seine Majestät endlich aus vollen Kräften bei seinem Zug nach Rom zu unterstützen. Meiner Einschätzung nach wird es bis zum Aufbruch nicht mehr lange dauern, da mein Vater nun an der Planung beteiligt ist. Wie schnell die Kaiserkrönung folgen wird, bleibt abzuwarten. Der Papst und die Fürsten von Mailand und Venedig werden vielleicht zu verdutzt darüber sein, dass unser König tatsächlich erscheint. Doch ganz gleich, wie lange es noch dauert, ich werde dabei sein. Sigismunds Zug nach Rom lasse ich mir nicht entgehen.«
Doch wie stets sollte es vom Plan des Königs
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