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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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ausgerechnet nun, da sie endlich eine gemeinsame Hoffnung und Freude hatten, sollte er in einem Fluss ertrunken sein, mit dem er es in den vergangenen Jahren so oft zu tun gehabt hatte?
    Das kann doch nicht sein.
    Sie merkte erst, dass sie es laut ausgesprochen hatte, als der Bote betreten einen Schritt zurückwich und zu Boden sah. » Wilkin von Torgau war einer der tugendhaftesten jungen Ritter, die ich kannte. Kurfürst Friedrich wird für eine ehrenvolle Leichenfeier und Bestattung aufkommen, da bin ich sicher. Verzeiht mir, wenn ich nicht verweile, ich muss das königliche Gefolge wieder einholen. Wendet Euch für alles Weitere an des Königs Vertrauten hier in Nürnberg, Henmann Offenburg. Er wird Euch behilflich sein.«
    Mit einer tiefen Verbeugung verabschiedete er sich und eilte davon, die Kappe noch in der Hand, den Blick zu Boden gewandt.
    Hedwig stand regungslos, bis sie ihn zwischen Wasserträgern, Handwerkerweibern und einer Gruppe von Wandermönchen aus den Augen verlor. Hinter ihr kam Juli über den Flur getappt, mit ihren unregelmäßigen kleinen Schritten, und spähte an ihren Röcken vorbei auf die Straße. Sie hatte ihren Hund auf dem Arm.
    » Wer war das?«, fragte sie.
    Ein böser Geist, ein Alptraum, nichts, wollte Hedwig sagen, doch so, wie sie die Kleine nie belog, konnte sie auch sich selbst nicht länger belügen. » Es ist etwas Schlimmes geschehen.« Sie spürte, wie ihr die Stimme versagte. Wie ähnlich Juli und sie sich waren, dachte sie. Alle Menschen, die ihnen nahestanden, wurden ihnen genommen. Als hätte sie erst das Mitgefühl für ihre Ziehtochter gebraucht, begannen nun ihre Tränen zu fließen. » Wilkin ist gestorben.«

22
    Bitterer Triumph
    D er bleiche Tote, der in der Sebalduskirche aufgebahrt lag, trug Wilkins Züge und hatte dennoch keine Ähnlichkeit mehr mit dem Mann, den sie so gut gekannt hatte. Mit bitterem Kummer musste Hedwig feststellen, dass trotzdem auch der Abschied von dieser Hülle noch schmerzte. Von den Händen, die sie nie mehr berühren würden, den Lippen, die sie nie mehr küssen würde.
    Sie blieb an seiner Seite, als würde sie beten, und sprach in Gedanken doch kein Wort zum Allmächtigen, sondern nur zu ihrem Gemahl. Warum? Warum jetzt? Doch bald konnte sie sich die Antwort darauf so klar geben, wie Wilkin selbst sie ihr gegeben hätte. Keinen Tod wäre ich lieber gestorben, sagte er in ihren Gedanken: Ich habe meinen Auftrag ehrenhaft erfüllt.
    Sie musste durch ihre Tränen hindurch lächeln und führte weiter Gespräche mit ihm, alte und neue, die noch hätten geführt werden sollen.
    Hedwig wusste nicht, wie viel Zeit sie neben dem Toten in der halbrunden Nische am hinteren Ende der Kirche zugebracht hatte, doch die Glocken waren mehrfach geläutet worden. Es wurde allmählich dunkler vor den Fenstern, als drei Männer die Kirche betraten und zur Bahre kamen.
    Ein vorausgehender Diener trug ein Licht und beleuchtete eilfertig Wilkins Gesicht, damit die beiden Herren es betrachten konnten.
    Die Wut, die in Hedwig aufwallte, als sie den ersten Mann erkannte, hätte sie beinah zu einem der schweren Kerzenleuchter greifen lassen, um sich, damit bewaffnet, zwischen ihn und den Leichnam ihres Mannes zu werfen.
    » Mein Sohn«, sagte er mit weinerlicher Stimme. » Mein lieber Sohn. Kannst du mir verzeihen?«
    » Oh nein, das wird er nicht«, sagte sie mit so klarer Stimme, dass es sie selbst überraschte. » Im Gegenteil, er wird Euren Einzug in der Hölle gut vorbereiten.«
    Hans von Torgau sah sie an, und seine Augen blitzten vor Triumph und Hass, doch seine Stimme heuchelte weiter Kummer. » Meine Tochter, ich weiß, wie viel Unrecht ich euch getan habe. Ich bereue meine Irrtümer und meine fehlgeleiteten Taten. Von ganzem Herzen schwöre ich, dass ich das Unrecht, das zwischen Wilkin und mir stand, an dir wiedergutmachen werde. Hab Vertrauen, ich bitte dich.«
    Hedwig erwiderte seinen Blick mit einer Kälte, die aus Leid und Zorn zusammenfloss. » Wie zu einer Viper habe ich zu Euch Vertrauen. Zwischen Wilkin und Euch gab es keine Verwandtschaft. Er war wahrhaftig nicht von Eurer Art. Ihr solltet Euch schämen, hier…«
    » Nun, nun, edle Frau. Euer Schmerz lässt Euch unbedacht sprechen. Beruhigt Euch«, unterbrach der zweite Mann sie. » Wir sind uns nicht vorgestellt. Mein Name ist Henmann Offenburg, und ich genieße des Königs Vertrauen. So könnt auch Ihr mir vertrauen, wenn ich sage, dass Euer Schwiegervater voller Reue zu mir kam und mir

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