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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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die traurige Geschichte Eures Zerwürfnisses berichtete. Ihr müsst gerade in Eurem Zustande erschöpft sein vor Leid, aber glaubt mir, Hans von Torgau meint es gut mit Euch und seinem ungeborenen Enkel. Er wird Euch in seine treusorgende Obhut nehmen. Das Beste ist, wenn Ihr nun geht und Kraft für die Beisetzung Eures Gemahls sammelt. Es ist mir gelungen, sie schon für übermorgen in allen Ehren anzuberaumen. Mein Diener wird Euch zu Eurem Haus geleiten.«
    Bei seinen Worten ergriff Hedwig ein würgendes Gefühl von Bedrohung. Um so rasch wie möglich von den beiden Männern fortzukommen, gehorchte sie sofort. Was führte Hans von Torgau im Schilde? Warum die Maskerade? Er wusste, dass ihr Kind nicht sein Enkel war, und er würde als Letztes im Sinn haben, für sie zu sorgen. Im Gegenteil hätte er froh sein müssen, sie loszuwerden.
    Sie loswerden. Die Erklärung sprang hervor. Wilkins Sohn würde seinen Titel erben, wenn von Torgau das Geheimnis nicht doch noch der Welt offenbarte. Wenn er hingegen das Kind beseitigte, war er frei, einen neuen, leiblichen Sohn zu zeugen, dem er alles vererben konnte.
    Ihre Wut flammte erneut auf. Sie hatte darin versagt, Richards Sohn Glück zu bringen, doch Wilkins Kind würde niemand ein Haar krümmen. Ein Heim wollte sie diesem Kind und auch Irinas Tochter schaffen, das den Angriffen aller von Torgaus der Welt standhalten würde.
    Mit langen Schritten stürmte sie zu ihrem gemieteten Haus zurück, sodass der Diener mit dem Licht atemlos neben ihr herhasten musste.
    Sobald er gegangen war, begann sie mit ihren Vorbereitungen, gab der Magd und einem herbeizitierten Knecht Anweisungen, packte Bündel und Körbe. Erst spät in der Nacht schlüpfte sie neben der verweinten, schlafenden Juli ins Bett und legte die Arme um sie.
    Inzwischen hatte sie eine klare Vorstellung davon, wie Hans von Torgau vorgehen würde, was sie betraf. Er würde sich die Vormundschaft über sie und seinen ungeborenen angeblichen Enkel verschaffen und sie an irgendeinen Ort bringen, wo er sie nach einer Weile unauffällig verschwinden lassen konnte. Sigismunds Familiaris Henmann Offenburg, der wusste, dass des Königs Kassen stets so leer waren, dass sich der Staub darin sammelte, würde der Letzte sein, der Einspruch erhob, wenn man ihm anbot, der königlichen Verantwortung eine Last abzunehmen.
    Nach einer schlaflosen Nacht erhob Hedwig sich noch vor der Zeit, die sie mit ihrer Nürnberger Magd vereinbart hatte. In der Dunkelheit zog sie sich die Reisekleidung an, die sie am Vortag bereitgelegt hatte. Anschließend weckte sie Juli und half dem von Schlaf und Trauer benommenen Kind beim Ankleiden. Der Magd blieb nur noch übrig, ihre abgelegten Kleidungsstücke in der Kammer einzusammeln und sie in eines der geschnürten Bündel zu stopfen, während Hedwig mit Juli in der Küche etwas Brot und Käse teilte.
    Wenig später hörten sie Pferde auf der Straße vor dem Haus näher kommen. Der Pferdeknecht, den Hedwig dafür gewonnen hatte, sie zu begleiten, führte Tiuvel und Irinas von Tiuvel tragende Schimmelstute an der Hand und ritt Wilkins altes Reitpferd, das einzige Tier, das dieser außer den beiden nicht mit auf die Reise nach Rom genommen hatte. Hedwig fragte sich, was aus Wilkins Pferden geworden war, die rechtmäßig nun ihr gehört hätten, doch nachzuforschen hatte sie keine Zeit.
    Die freundliche, tatkräftige Magd half ihnen, eilig, doch leise die Pferde zu beladen. Am Ende reichte sie Hedwig Juli in den Sattel, die unruhig überwacht hatte, dass auch ja der Deckelkorb auf dem Packsattel der Stute befestigt wurde, in dem sie den leise fiependen Drîbein für die Reise untergebracht hatten.
    » Gott schütze Euch«, sagte die Magd, und Hedwig dankte ihr in dem warmen Gefühl, dass ihre Freundlichkeit nicht den zurückgelassenen Gewändern und Dingen galt, die sie ihr geschenkt hatte.
    Die klappernden Hufe und das Schnauben der Pferde hallten laut in den Straßen der noch nächtlich stillen Stadt. Der Torwächter öffnete für sie zum ersten Mal an diesem Tag das Tor und schlurfte danach so träge aus dem Weg, dass der ungeduldige Tiuvel ihn beinah über den Haufen warf, als er antrabte.
    Hedwig kannte den Weg zur Cadolzburg noch gut genug, und sie kamen zügig voran. Wieder und wieder ging ihr währenddessen durch den Sinn, was sie dem Kurfürsten sagen wollte. Ihr habt mir meine Eltern genommen, meine Geschwister, mein Heim und nun meinen Mann. Gebt mir wenigstens das Heim zurück. Gebt mir

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