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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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nicht so ein Spielverderber. Wir haben einen langen Abend vor uns. Mich vergnügt ein singender Spielmann mehr als ein hängender. Und eine hübsche, wenn auch schmutzige Jungfer neben mir an der Tafel ist angenehmer als ein kreischendes Weib im Kerker. Lasst uns das Urteil eine Weile aufschieben.«
    Von Schwarzburg wurde rot im Gesicht, als wolle er auffahren, doch er schwieg und nickte nur ruckartig.
    Die folgenden Stunden wurden für Hedwig ein seltsames Erlebnis. Sie saß zwischen Graf Ebeling von Krummensee und seinem Neffen Cord an der Tafel, Tristan zu ihren Füßen, und sah zu, wie Adam und Irina anfänglich etwas unsicher, doch zunehmend gelassen ihre Vorstellung gaben. Bis auf Gerhardt von Schwarzburg und seine zwei Begleiter schienen alle vergessen zu haben, dass die beiden Spielleute und die Jungfer an der Seite des Burgherrn kurz zuvor noch » Rosstäuscher und Wegelagerer« genannt worden waren.
    Hedwig wurde von den Herren zum ersten Mal in ihrem Leben so höflich bedient wie eine Frau von hohem Stand und konnte nicht deuten, ob sie sich damit über sie lustig machten. Sie blieb angespannt bis zu dem Moment, in dem Gerhardt von Schwarzburg die Halle verließ, vermutlich, um sich zu erleichtern.
    Graf Ebeling wandte sich ihr zu. » Hör jetzt zu, Kind. Ich kann und will mich nicht mit dem Erzbuschklepper von Magdeburg anlegen. Aber der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht dafür sorge, dass Dietrichs Tochter ein sicheres Dach über ihrem Kopf findet. Du kannst dich nicht an mich erinnern, aber ich habe dich gesehen, als du noch ein kleiner Hering warst. Sie haben alle gedacht, du wärst tot. Dein Onkel und dein Bruder werden dich erkennen, wenn sie dich sehen, und sich deiner annehmen. Um der alten Zeiten willen, in denen dein Vater und ich Seite an Seite unsere Freude hatten, will ich dafür sorgen, dass dich jemand zu ihnen geleitet. Cord, willst du das übernehmen?«
    » Wenn du ihr befiehlst, mir nicht wegzulaufen. Ich bin es nicht gewöhnt, Katzen zu hüten«, sagte Cord.
    Hedwig musterte den frohgesinnten Kriegsmann misstrauisch. Hatte er ihr wirklich vergeben, dass sie ihn verletzt hatte? Mit seinem unverschämten Kuss hatte er sie gewiss nur erniedrigen wollen. Ihr wurde heiß vor Scham, wenn sie daran dachte. » Was für einen Grund hätte ich, Euch zu vertrauen?«
    Cord zuckte mit den Schultern. » Sagt dir der Name Kaspar Gans zu Putlitz etwas?«
    Sie nickte. » Er war der beste Freund meines Vaters. Lebt er noch?«
    » In der Tat. Hat sich mit dem Kurfürsten ausgesöhnt, ficht und gedeiht noch immer prächtig. Und an manchen Tagen gibt der alte Schurke zu, dass er mein Vater ist.«
    » Oh.«
    Graf Ebeling klopfte mit zwei Fingern auf den Tisch, um ihre Aufmerksamkeit wiederzugewinnen. » Es ist nicht so, dass ich dich frage, ob es dir genehm ist, Mädchen. Du hast nur die eine Wahl. Wenn es dich beruhigt: Ich bürge für Cord. Er wird sich vorbildlich benehmen. Schließlich weiß er, dass am anderen Ende dein Onkel und dein Bruder auf ihn warten. Denen wird er Rechenschaft ablegen müssen.«
    Seine Art verärgerte Hedwig erneut. Auf diese Art klang sein Plan nicht anders, als wäre sie eine Gefangene. » Ich gehe nicht ohne die Spielleute. Außerdem will ich meine Messer und meinen Bogen zurück.«
    Cord prustete. » Dein Spielzeug, ja? Was willst du damit? Du wirst nur Ärger anziehen.«
    Hedwig sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an. » Mir scheint, mein Spielzeug ist geeignet, mir Ärgernisse wie Euch vom Hals zu halten. Nächstes Mal sollte ich aber wohl ein wenig tiefer stechen, damit die Wirkung länger anhält.«
    Er richtete sich auf. » Du glaubst doch wohl nicht, dass dein lächerliches kleines Messer mich an etwas gehindert hat. Hätte ich gewollt…«
    Graf Ebeling brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. » Schluss damit. Ich sehe, ihr werdet euch gut verstehen. Was die Spielleute angeht, muss ich dich enttäuschen. Wenn sie den Bischof tatsächlich um seine Pferde gebracht haben, dann kann ich sie nicht gehen lassen.«
    » Dann hört Adam wenigstens an. Lasst ihn die Sache erklären«, bat Hedwig. Sie wusste zwar nicht, ob der Spielmann schuldig war, wollte jedoch nicht, dass er schwer bestraft wurde. Mit seiner Redegewandtheit würde er es vielleicht zustande bringen, seine Schuld klein aussehen zu lassen.
    Der Burgherr wiegte sein Haupt und stimmte schließlich zu. Gerade als von Schwarzburg den Turm wieder betrat, begann Adam, seine Fassung der Geschichte vom

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