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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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als auf diese Weise zu gewinnen.
    Das Staunen stand ihren Zuschauern ins Gesicht geschrieben. Bei einigen von ihnen mischte sich deutlich Entrüstung darunter. Graf Ebeling jedoch lachte schallend. » Das besiegelt es. Mein Urteil ist gefällt. Ihr seht ein Weib von Stand vor Euch, meine Herren. Dietrich von Quitzows Tochter soll mein Gast sein, und die Spielleute gehören ihr. Verweil, solange du magst, holde Jungfer. Ich werde nicht noch einmal versuchen, dich Demut zu lehren.«
    Gerhardt von Schwarzburg verlor die Haltung und wurde laut. » Verflucht! Überlegt, was Ihr tut, Graf! Diese Schwindlerin maßt sich einen Stand an, der ihr in keiner Weise gebührt. Es wird Euch leidtun, wenn erst mein Bruder davon erfährt, wie Ihr Euch von ihr habt einwickeln lassen.«
    » Ich bin sicher, dass er an meiner Stelle nicht anders entscheiden würde«, erwiderte Graf Ebeling.
    Doch noch in der Nacht weckte der Graf in Cords Begleitung Hedwig und die Spielleute, die in seiner Halle schliefen. Verstohlen geleitete Cord sie aus der Burg zu einer Hecke, wo zwei Bauernjungen mit ihren Pferden, Mauleseln und dem Gepäck warteten. In den dunkelsten Stunden der Nacht ritten sie schweigend auf schmalen Pfaden, bis Saarmund weit hinter ihnen lag. Erst am Morgen ließ Cord sie an einem versteckten Ort rasten. Und erst hier sprachen sie offen miteinander.
    » Ein Rosstäuscher, ein Spielweib, die verwilderte Tochter eines einst geächteten Raubeins und ein Bastard von Putlitz. Mich dünkt, wir sind eine vortreffliche Gemeinschaft«, sagte der bartlose, doch unrasierte Ritter und grinste.
    Hedwig schüttelte müde den Kopf. Sie hatte seit Tagen zu wenig geschlafen. Selbst das Reisig für ein kleines Feuer aufzuschichten, strengte sie an. » Ihr scheint das leichtzunehmen, mein Herr. Ich dagegen hatte mir meine Reise anders vorgestellt.«
    Cord hockte sich an die noch kalte Feuerstelle und sah ihr zu. Die langen Spitzen seiner Schnabelstiefel stießen an das aufgeschichtete Holz. Er zog seine mit eisernen Ringen besetzten Lederhandschuhe aus und warf sie neben sich ins Moos. » Da du nun unter meinem Schutz stehst, wird es einfacher für dich werden. Du musst dich nur benehmen, wie es sich für ein Weib geziemt. Von wem hast du bloß diesen Gaul? Woher bist du gekommen? Nichts stimmt an dir. Hat dir niemand beigebracht, dass eine Jungfer kein Drache sein sollte?«
    Nun, da die Gefahr vorüber war, zweifelte Hedwig wieder einmal an sich selbst. Richard wäre nicht glücklich darüber gewesen, wie ihre Unvernunft immer wieder mit ihr durchging. Sie hatte sich von ihrem Stolz leiten lassen und damit sinnlos Aufsehen erregt. » Das Pferd ist das Ross meines toten Ziehvaters, und ich besitze kein anderes.«
    Cord zuckte mit den Schultern. » Ich werde das magere Riesenvieh verkaufen und ein braves kleines Pferdchen dafür erstehen, auf dem ein Weib gut aufgehoben ist. Den Bogen wirst du nicht mehr anfassen, und der Habicht gehört mir. Verstanden?«
    Hedwigs Reue verflüchtigte sich. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Adam und Irina, die noch dabei gewesen waren, die Maulesel von ihrer Last zu befreien, in ihren Bewegungen innehielten und sie beobachteten. Sie straffte ihre Schultern, behielt das letzte Stück Holz in der Hand wie einen Knüppel und stand auf. » Mein Pferd, mein Bogen und mein Habicht gehören mir. Und wenn du sie anfasst, Bastard von Putlitz, dann töte ich dich vielleicht im Schlaf.«
    Er blickte mit zusammengekniffenen Augen zu ihr auf. » Mein Gott, was für eine widerwärtige Beißzange«, sagte er. Doch in seinem Ton schwang ein Hauch von Anerkennung mit.
    Hedwig seufzte. » Ich will ja Frieden mit dir halten. Aber das wenige, das mir gehört, gebe ich nicht auf.«
    Er gab einen Laut von sich, als würde er verstehen, erhob sich und wandte sich ab. Erleichtert legte Hedwig den Holzklotz zu den anderen und kramte in ihrer Tasche nach der Zunderbüchse.
    Mit einem Satz, der das Eisen seiner Rüstung zum Scheppern brachte, schnellte Cord zu ihr, packte sie grob von hinten und legte ihr seinen Arm um den Hals. Die Glieder seines Kettenärmels pressten sich schmerzhaft in ihre Haut und drückten ihr die Luft ab. Ihr blieb nicht einmal Zeit, die Hände aus ihrer Tasche zu befreien. Sie hörte Irina und Adam aufschreien, und sie spürte Cords Atem an ihrem Ohr. » Droh niemals einem Mann wie mir damit, ihn im Schlaf zu töten, kleine Hexe«, sagte er. Dann ließ er sie los, und sie sank auf die Knie.
    » Fass«, sagte sie mit

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