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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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nun gebe ich dir noch einen guten Rat obendrein. Ganz gleich, wie dir zumute ist, du solltest jetzt nicht versuchen, sie…«
    » Den Hintern werde ich ihr versohlen«, sagte Köne, so laut, dass einige Leute sich kurz zu ihnen umwandten. Mit grimmiger Miene kam er auf Hedwig zu.
    Sie war nicht unvorbereitet. Inzwischen hatte sie gelernt, von allen Männern das Schlimmste zu erwarten, ihre Verwandten nicht ausgenommen. Längst lag ein Pfeil auf ihrer Sehne, und sie wich zur Seite aus, sodass sie all ihre Begleiter vor sich im Blickfeld hatte. Köne kam verdutzt zum Stillstand.
    Cord seufzte belustigt. » Du solltest mir zu Ende zuhören, mein Alter. Jetzt nicht versuchen, sie anzufassen, wollte ich sagen. Nun hast du sie wütend gemacht. Und wenn sie wütend ist, dann ist sie… schwierig.«
    Zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, sah Köne Hedwig in die Augen. Schweigend standen sie sich gegenüber, sie mit halb gespanntem Bogen und einem Pfeil darauf, der sein Bein treffen würde, falls er sie angriff. Eine Weile blieb seine Miene grimmig, dann entspannte er sich etwas. » Allmächtiger im Himmel. Du hast das Gesicht unserer Mutter, Gott hab sie selig, aber die Augen des alten Herrn. Und mit den Augen das Herz, wie es scheint. Dich hätte man beizeiten versohlen müssen.«
    Hedwig blieb auf der Hut und spannte ihren Bogen ein Stück weiter. » Und du hast nicht nur Vaters Gesicht und seine Augen, sondern auch sein Schwert, wie ich sehe. Außerdem ein Mundwerk, so groß wie ein Brunnenloch, und ich erinnere mich, wie man dich beizeiten versohlt hat. Es hat offenbar nichts geholfen.«
    Köne begann zu lächeln. » Kannst du mit deinem kleinen Bogen denn auch…«
    Cord schüttelte den Kopf. » Das solltest du sie nicht fragen, Köne, hörst du?«
    » …kannst du damit auch treffen?«, brachte Köne seinen Satz zu Ende.
    Hedwig drehte sich geschmeidig und schoss, bevor er vorausahnen konnte, dass sie es tun würde. Als ihr Pfeil die alte Krähe auf dem von Schwarzburgschen Zelt traf, zielte sie bereits wieder auf ihren Bruder. Ihr erstes Geschoss durchschlug den Vogelkörper und verschwand außer Sicht, während das tote Tier von der Fahnenstange fiel, ein Loch in das blau-weiße Zeltdach der erzbischöflichen Feldherrenunterkunft riss und im Inneren derselben landete.
    Einen Atemzug lang standen sie alle wie erstarrt, dann erwachten Cord und Köne gleichzeitig wieder zum Leben.
    » Weg mit dem Bogen!«, zischte Cord, der sich kaum das Lachen verbeißen konnte.
    Ihr Bruder wedelte wild mit den Händen, um ihr ebenfalls zu bedeuten, dass sie ihren Bogen verstecken sollte. Er war rot im Gesicht und hatte die Augen vor Überraschung weit aufgerissen. Hedwig brauchte den Hinweis der beiden nicht, um zu begreifen, dass sie sich wieder einmal in Schwierigkeiten gebracht hatte. Blitzschnell steckte sie den Pfeil zurück in den Köcher und versteckte den Bogen unter ihrem Mantel. Mit raschen Schritten verließen sie die Umgebung des beschädigten Zeltes und hörten gerade noch, wie darin ein lautes, ungeistliches Fluchen ausbrach.
    Den ganzen Weg bis zu dem Zelt, das ihr Bruder mit einigen anderen Männern teilte, zuckten Cord von seinem stummen Gelächter die Schultern. Köne dagegen konnte nicht aufhören, den Kopf zu schütteln.
    Hedwig war nicht glücklich über ihre unbedachte Tat, fühlte aber auch Trotz. Während sie mit Richard im Wald gelebt hatte, hatte sie sich weder aufbrausend noch unbedacht gefühlt. Es war auch die Schuld dieser unfreundlichen Welt, wenn sie immer wieder ihre Beherrschung verlor. Warum trieb man sie ständig in die Enge?
    Vor dem Eingang von Könes Zelt verabschiedeten Adam und Irina sich eilig. Köne zog Hedwig an der Hand hinein, setzte sie unsanft auf seine Pritsche und vergewisserte sich flink, dass außer einem schnarchenden Knappen niemand anwesend war. Drohend hob er anschließend den Finger und holte tief Luft.
    Cord warf sich neben Hedwig auf die Pritsche und lachte. Er schlug sich auf die Schenkel und hielt sich den Bauch. Prustend wehrte er Könes drohenden Finger mit einer ausgestreckten Hand ab. » Köne, halt die Luft an. Mach jetzt nicht noch mal den gleichen Fehler. Die Jungfer hat den längeren Atem, glaub mir.«
    Hedwig verschränkte die Arme und starrte ihren Bruder eisig an. » Das Zelt muss völlig morsch sein, wenn es vom Gewicht einer alten Krähe zerreißt. Und wie kann das Gefolge eines Bischofs so lästerlich fluchen?«
    Köne ließ den Arm sinken und atmete

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