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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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hatte Köne Wilkin von Torgau bezeichnet, als er Hedwig erzählte, warum ihr kleiner Bruder Dieter bei ihm als Page diente. Zu Hedwigs Glück hatte Köne sie nicht noch einmal gefragt, warum sie Wilkin aufgesucht hatte. Er war in dem Glauben geblieben, dass es ihr darum gegangen war, » die kleine Kröte« zu sehen, wie er Dieter nannte.
    Sie spürte, wie Irina einen Schritt näher zu ihr trat, zweifellos, um sie von neuen Dummheiten abzuhalten. Doch sie war ohnehin entschlossen, höflich zu sein. » Köne wird gleich zurückkehren. Er bereitet unsere Abreise vor. Wir reiten zurück nach Brandenburg. Ich soll bei unserer Tante Agnes bleiben, Köne zieht Onkel Johann nach.«
    Wilkin schüttelte den Kopf. » Ich fürchte, daraus wird nichts. Zumindest nicht für Köne. Der Kurfürst ruft uns nach Nürnberg.«
    Enttäuschung breitete sich in Hedwig aus. Gerade hatte sie Geschmack an der Aussicht gefunden, eine Weile mit ihrem Bruder zusammen zu sein und gemeinsam mit ihm ihrem Onkel und ihrer Tante zu begegnen. » Nun, dann… Dann reite ich wohl allein zur Plattenburg.«
    Er lächelte. » Wohl kaum. Ein Weib kann nicht so weit alleine reisen.«
    Hedwig wusste mittlerweile recht genau, dass daran etwas Wahres war, aber seine Art, es auszusprechen, ärgerte sie. » Da Ihr kein Weib seid, könnt Ihr es nicht versucht haben. Warum seid Ihr Euch so gewiss? Alleine wäre ich schnell und müsste nicht auffallen. Mein Pferd ist nicht schlecht, ich würde es schaffen.«
    Seine Miene wurde spöttisch. » Ein Pferd habt Ihr auch? Natürlich, wie konnte ich etwas anderes annehmen. Was ist es? Ein Streitross?«
    Hedwig verschränkte ihre Arme. » Es ist mir gleichgültig, was er ist. Er wird mich dorthin bringen, wohin ich muss. Allein so gut wie in Gesellschaft.«
    » Ein ER , ja? Wie konnte ich auch nur einen Moment lang annehmen, dass Ihr etwas anderes reiten würdet als einen Hengst, holde Jungfer. Dass solches für ein Weib, geschweige denn für eine Maid als unschön gilt, stört Euch wohl nicht?«
    Hedwig wurde heiß vor Ärger. » Das ist zweifellos von Männern erdacht, die es nicht ertragen, wenn ein Weib auch nur ein einziges männliches Wesen beherrscht. Nun, dann werde ich mich weiterhin damit abfinden müssen, nicht zu gefallen. Gehabt Euch wohl.« Entschlossen kehrte sie ihm den Rücken zu und zog sich in die aus Holz und Leinwand errichtete Unterkunft der Handwerker zurück, in der Köne ihr und den Spielleuten einen einigermaßen geziemenden Schlafplatz besorgt hatte. Auf einer Stange in der Ecke saß Isolde, die sich nach längerer Abwesenheit wieder bei ihr oder besser bei ihrem Hund und ihrem Pferd eingefunden hatte. Ausnahmsweise trug der Vogel eine Haube, damit er zur Ruhe kam.
    Zur Ruhe kommen musste auch sie selbst. Tief atmete sie durch. Es war besser, überhaupt nicht mit Richards unausstehlichem Sohn zu sprechen, als wieder in Wut zu geraten und die falschen Dinge auszuplappern.
    Irina folgte ihr, doch Adam blieb draußen auf seinem Schemel sitzen und wandte das Wort an den so unhöflich stehen gelassenen Ritter. Hedwig konnte hören, was er sagte.
    » Ihr müsst ihr verzeihen, hoher Herr. Die edle Jungfer hat kein leichtes Leben geführt, war aber große Freiheit gewöhnt. Und ich muss zu ihrer Verteidigung sagen: Besäße ich ihr Ross, ich gäbe es ebenso wenig her. Der Hengst mag ein wenig klapprig wirken, und sein Trab ist hart wie bei jedem Destrier, aber seine Anlagen… Ich habe ihn im Angriffsgalopp beobachtet. Würdet Ihr ihn gern einmal sehen?«
    Hedwig fuhr herum und stürmte wieder hinaus. » Adam, untersteh dich, ihm meinen Hengst schmackhaft zu machen. Er steht nicht zum Verkauf, begreif das endlich!«
    Der Spielmann hob beide Hände über seinen Kopf. » Bei meiner Ehre, so habe ich es nicht gemeint. Wie könnte ich es wagen?«
    Hedwig drohte ihm mit dem Zeigefinger, dann zeigte sie auf die Reihe Pferde, die an einem gespannten Seil angebunden dastanden. Ihr Hengst hatte besonders viel Raum zur Verfügung, damit er die anderen nicht biss und schlug. Seit sie unter so vielen Menschen und Pferden waren, ließ er nur noch die an sich heran, die er bereits vorher gekannt hatte. » Da steht er, es ist der Rappe. Ihr könnt ihn ansehen, aber nicht berühren. Er mag es nicht.«
    Bei allem Ärger konnte Hedwig es nicht lassen, Wilkin dabei zu beobachten, wie er neugierig zu den Pferden hinüberging. Er sah nicht nur aus wie Richard, er bewegte sich auch so. Wieder fühlte sie eine schmerzhafte und

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