Die Bogenschützin: Roman (German Edition)
unten sind, lassen wir die Pferde bis Teupitz laufen«, sagte er leise zu Jung-Friedrich.
Dessen seltsamer, großäugiger Blick hätte ihn warnen sollen, doch er hielt ihn schlicht für ein Zeichen von Aufregung und Angst. Erst als das Pferd des Jungen kurz vor seinem auf die Straße zurücksprang, musste er einsehen, dass er seinen Schützling falsch eingeschätzt hatte.
Jung-Friedrich zog sein Schwert. » Für Zollern«, schrie der zwölfjährige Knabe, riss sein Pferd herum und trieb es schneller in Richtung des Kampfes, als Cord ihn erwischen konnte.
» Jesus verdammt«, stieß er hervor und ritt hinter dem Jungen her, nur noch in der Hoffnung, das Schlimmste verhindern zu können.
Die Angreifer waren voll gerüstet und gut bewaffnet, jedoch nur zum Teil beritten und vor allem nicht zu erkennen. Ihre Rüstungen waren schlichte Ware ohne besondere Merkmale, und die geschlossenen Helme taten das ihre, um die Männer darin zu verbergen.
Bisher war niemand zu Boden gegangen, doch das war im Gedränge auf dem engen Hohlweg nur eine Frage der Zeit.
Wilkin hatte zwei Reiter gegen sich, und wie so oft verdankte er es dem geschmeidigen Umgang mit seinem Pferd, dass er sich noch behaupten konnte. Er tat sein Bestes, um Dieter zu schützen, der abgestiegen war und hinter ihm die Böschung erklomm. Offenbar war der Junge das Ziel mehrerer Angreifer, die ihn möglicherweise mit dem Sohn des Kurfürsten verwechselten.
Wilkin zu Hilfe zu eilen, wagte Cord nicht, denn Jung-Friedrich griff mit seinem kurzen Hauschwert den ersten Unberittenen von der Seite an, der ihm vor die Nase geriet. Immerhin lenkte er ihn damit von dessen bisherigem Gegner ab, sodass dieser den Feind mit einem Schlag und einem Hebelwurf auf den Rücken legen und töten konnte.
Cord hielt derweil mit seiner Keule einen der Reiter davon ab, sich mit einer Lanze auf den Jungen zu stürzen. Für eine Weile musste er sich ganz diesem einen Feind widmen, der seine Lanze fallen ließ und ein langes Schwert zog, um ihn zu stellen. Zu Cords Glück war der Mann ein schlechter Reiter und konnte sich für seine Stöße und Schläge nie in die beste Position bringen. Es gelang Cord, unter seinen Schwertarm zu tauchen, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und mit einem Keulenschlag aus dem Sattel zu werfen.
Der Kampf hatte ihn ein gutes Stück von seinem Schützling entfernt. Ein wenig außer Atem sah er sich nach ihm um. Jung-Friedrich war kurz davor, den Halt im Sattel zu verlieren. Einer der Kerle hing in den Zügeln seines Pferdes und drehte es so, dass der Junge sich gegen das Schwert eines weiteren Reiters kaum noch wehren konnte. Auch ohne diese Einmischung hätte Jung-Friedrich sich gegen den Älteren nicht lange halten können. Dennoch flammte Cords Wut auf, als er sah, wie der Junge gezwungen wurde, dem Angreifer seinen Rücken zuzuwenden und sich damit auszuliefern wie ein Schlachttier. Es war nicht misszuverstehen, dass die Verbrecher den Kleinen umbringen wollten.
» Hurensohn!«, brüllte er und tat das Einzige, was ihm aus der Entfernung übrigblieb. Er zielte mit seiner Keule auf den Kopf des Reiters und warf sie, während er sein Pferd antrieb, um an die Seite des Jungen zu gelangen. Die Keule traf mit einem metallischen Knall und stach mit einem ihrer Eisendornen durch den Visierschlitz in das Gesicht des Feindes, wie dessen Schrei bewies. Größeren Schaden richtete sie jedoch offenbar nicht an, denn der verletzte Wegelagerer erwischte sie mit der linken Hand, bevor sie herabfallen konnte, und war daher doppelt bewaffnet, als Cord mit ihm zusammenprallte.
Das kurze Schwert, welches Cord als ungeliebte zweite Waffe trug, setzte ihn diesem Gegner gegenüber deutlich in Nachteil. Sobald er mit dem Schwert des anderen anband, bedrohte der ihn mit der Keule. Blitzschnell entschlossen duckte er sich, um beiden Waffen zu entgehen, schwang sich von seinem Pferd, sprang das Ross des anderen an und trieb ihm sein Schwert mit aller Kraft in die Brust unter dem Halsansatz. Das Tier nahm sein Schwert mit sich, als es taumelte und schließlich mit seinem Reiter stürzte. Cord zog seinen Dolch und machte einen Satz auf den kurzzeitig Wehrlosen zu, sah jedoch gleichzeitig, dass auch Wilkin mitsamt seinem Pferd umgerissen worden war und sich nun in derselben gefährlichen Lage befand wie sein eigenes Opfer.
Im Vorüberstürmen entwand er dem seine Keule und rannte, wie er selten gerannt war, um sich zwischen seinen Freund und die Klinge des Feindes zu
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