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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Hund auf dem Weg gegenübertrat. Der Mann ließ sein Messer sinken. » Eine Fee«, entfuhr es ihm. » Habe ich nicht gesagt, dass dies ein wundersamer Wald ist, Irina? Holde, hohe Frau, ich hoffe, Ihr wollt uns nichts Böses antun. Wir sind nur harmlose Spielleute und wollten Euren Frieden nicht stören.«
    Die Irina genannte, hübsche Frau warf ihm einen Blick zu, der ihn als Narren bezichtigte, starrte Hedwig dann jedoch selbst weiter an, als gleiche sie einem Geschöpf aus einer anderen Welt.
    Ausgerechnet jetzt erinnerte sich auch noch der Klepper daran, dass er von feurigem Geblüt war. Mit einem Ruck riss er sich los und strebte zu Irinas Schimmelstute hinüber. Im Nu bildete sich ein Pulk aus Pferden und Mauleseln, und die Stute quiekte schrill.
    » Adam! Halt ihn mir vom Leib«, schrie die Frau und versuchte vergeblich, Hedwigs aufdringlichen Hengst von ihrem Reittier abzuwehren.
    Erschrocken stürzte Hedwig sich ins Getümmel, doch der Hengst wich ihr aus, und sie erwischte seine Zügel nicht. Stattdessen trat ihr ein Maulesel auf den Fuß, und sie hatte Mühe, weitere Verletzungen zu vermeiden.
    Endlich hatte Adam, der Sänger, von seinem Pferd aus den Hengst erwischt und brachte ihn ihr.
    Sie nahm die Zügel an sich. » Ich danke Euch, mein Herr.«
    Die Augen des Sängers funkelten belustigt. » Es ist mir eine Ehre. Adam von Himmelsfels ist mein Name, und jenes gute Weib ist meine Gemahlin. Wir sind unterwegs nach Friesack, um dort unsere Künste darzubieten. Betrachtet mich als Euren untergebenen Diener, falls Ihr meiner Hilfe bedürft.«
    Hedwig hatte zwar das Gefühl, dass der Anfang ihrer Bekanntschaft mit dem Sängerpaar gründlich missraten war, wollte jedoch den Vorteil nutzen, jemandem begegnet zu sein, der sich offenbar in der Gegend auskannte. » Ich muss ebenfalls nach Friesack. Könntet Ihr mir den Weg weisen?«
    Adam von Himmelsfels musterte sie flüchtig und betrachtete dann mit neugierigem Blick ihr Pferd. » Wenn es Euch angenehm ist, dann begleitet uns. So verfehlt Ihr den Weg nicht.«
    » Adam!«, warf seine Frau ein.
    » Was, mein Turteltäubchen?«
    » Du bist ein unbedachter Holzkopf. Die Jungfer besitzt ein schnelles Pferd und hat keinen lahmen Maulesel zu führen. Sie wird sich nicht mit uns belasten wollen.«
    Hedwig seufzte und machte sich daran, auf ihr Pferd zu steigen, was sich mit dem umgehängten Pfeilköcher, den Bögen und Richards Schwert, die sie auf den Rücken geschnürt trug, stets etwas mühsam gestaltete. Der Hengst machte es ihr nicht leichter, sondern trat unruhig von einem Bein auf das andere. » Ein ungeheuerlicher Klepper ist dieses Tier. Ich werde nicht schneller vorankommen als Ihr und bin dankbar dafür, mich Euch anschließen zu dürfen.«
    Adam konnte den Blick kaum von ihrem Pferd losreißen. » Nun, schlecht in Form ist er, und er hat gewiss den hässlichsten Ramskopf, den ich je gesehen habe, aber ein Klepper? Nein, verehrte Jungfer, das ist er nicht. Etwas Pflege, gutes Futter, und dann… Wenn Ihr ihn verkaufen wollt, will ich Euch gern behilflich sein, einen…«
    Hedwig sah den Anflug von Gier in seiner Miene und beschloss, auf der Hut zu sein. » Nein, verkaufen will ich ihn vorerst nicht. Lasst uns aufbrechen.«
    Mit einer Handbewegung und einem leisen Befehl rief sie Tristan zu sich, und die kleine Reisegesellschaft setzte ihren Weg fort. Zu Hedwigs Erleichterung passte sich der Klepper dem Schritt der anderen an und benahm sich anständig, solange er an der Seite von Irinas Stute gehen durfte.
    Adam war es offensichtlich gewöhnt zu unterhalten, sobald er ein Publikum hatte. Er unterrichtete Hedwig auf kurzweilige Weise über die besonderen Geschehnisse in der Mittelmark und der Uckermark, in Tangermünde, Brandenburg und Magdeburg, erzählte, wie er vor einigen Jahren auf dem Konzil zu Konstanz gewesen sei und zugesehen habe, wie Markgraf Friedrich zum Kurfürsten eingesetzt worden war. Außerdem sprach er davon, dass die Böhmen König Sigismund als Herrscher abgesetzt hatten und dass dieser deshalb einen Feldzug gegen die böhmischen Hussiten, diese entrüstungswürdigen Ketzer, begonnen hatte. Hedwig nickte, lachte und tat, als ob ihr die Namen und Orte bekannt waren, die er nannte. Seine Laune wurde immer überschwänglicher, bis er schließlich wieder anfing zu singen, während seine Frau Irina zu allem lächelte, aber kaum ein Wort sagte. Immer wieder fühlte Hedwig den Blick ihrer sanften, dunklen Augen auf sich ruhen. Als nach Stunden

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