"Die Bombe is' eh im Koffer"
die Bundespolizei diese Kontrollen dann durchführen muss oder private Dienstleister damit betrauen darf, kann jedes Bundesland selbst bestimmen. Bayern, wo manches anders ist, hat eigens in einer staatlichen Firma Leute angestellt, die unter Aufsicht der Bundespolizei und der Regierung von Oberbayern kontrollieren. Darum sind diesen Angestellten Komfort und Zeit deutlich gleichgültiger, deren Priorität ist die Sicherheit. In Frankfurt (und den meisten anderen Flughäfen Deutschlands) sind die Kontrollen Sache eines privaten Dienstleisters, den die Bundespolizei ausgesucht hat. Und damit die Bundespolizei sich nicht zu sehr auf die Sicherheit konzentriert, sondern auch schön ans Geldsparen denkt, hat man das in einer Grundlagenvereinbarung 2009 sogar schriftlich festgehalten. Alle Beteiligten, nämlich Land, Polizei, Fraport und FraSec haben sich nicht nur für die Luftsicherheit verantwortlich erklärt, sondern auch für die Effizienz und die Wirtschaftlichkeit. Und daher vereinbart, dass die Bundespolizei die Fluglinien und den Flughafenbetreiber immer schön bei den Kontrollen mitreden lässt. Das ist ein bisschen, als müsste die Feuerwehr vor jedem Brand unterschreiben, dass sie zum Löschen ganz bestimmt nicht mehr Wasser nimmt als nötig und am besten zehn Prozent des Wassers durch eigene Spucke ersetzt. Und als dürften alle Hotels der Stadt mitbestimmen, wie stark beim Einsatz das Martinshorn aufgedreht wird, damit die Gäste nicht so behelligt werden. Also: Tatü-Tata auf Zimmerlautstärke. Und auch das ist in der Vereinbarung festgeschrieben: Künftig sollen » die Luftverkehrsgesellschaften… stärker als bisher Einfluss erhalten«. Nämlich, » um Komfort, Effizienz, Schnelligkeit und Kundenfreundlichkeit der Sicherheitskontrollen weiter zu steigern«. Es ist kein Zufall, dass in der Aufzählung genau das fehlt, was man eigentlich wirklich steigern sollte: die Sicherheit.
Dieser Geist weht selbstverständlich jetzt schon durch die Kontrollen in Frankfurt. Denn die Airlines machen das, was ihnen am meisten Passagiere bringt. Und die Passagiere sind wie alle Menschen, sobald sie in Massen auftreten, nicht immer vernünftig. Die wollen gerne schnell kontrolliert werden und großzügig, eben so, wie Leute, die keine Terroristen sind und auch nicht so aussehen. Wenn sich zu viele Passagiere beschweren, drohen Fluglinien abzuwandern. Internationale Airlines drohen damit, sich in Deutschland andere Ziele zu suchen. Nationale Linien drohen mit der Verlagerung des Schwerpunkts. Es stehen Jobs auf dem Spiel, Umsätze, Gewinne, Aktienkurse, weshalb die Flughäfen zu einem heiklen Eiertanz gezwungen sind: So viel Kontrolle, wie vom Gesetz vorgeschrieben, so viel Kontrolle, dass der Passagier sich sicher fühlt– aber eben auch nicht belästigt. Weshalb sich die Vorschriften auch immer wieder ändern. Kein Wunder, dass die Passagiere die ständigen Änderungen eher für Schikane halten als für eine sinnvolle, durchdachte Kontrolle.
Mein persönlicher Vorschlag: die Übernahme des Münchner Modells für ganz Deutschland. Die Sicherheit der Bürger kann man nicht vom wirtschaftlichen Wohlergehen des Flughafenbetreibers abhängig machen. Zu zufriedeneren Passagieren würde es ganz automatisch und nebenher führen, weil alle überall die gleiche Prozedur durchmachen müssten; nicht mehr heute so, morgen so und in Düsseldorf mit einer Pappnase.
Von einem, der auszog, dasKontrollierenzulernen
Als Luftsicherheitsassistent wird man nicht geboren. Früher war das vielleicht mal eine Lebensaufgabe, so wie Postbeamter oder Polizist. Früher gab’s sicher auch mal Luftsicherheitsassistenten so wie Sean Connery in » Die Unbestechlichen«. Mit einem einzigen Blick haben die praktisch die Koffer schon von außen durchleuchtet. Solche erfahrenen Mitarbeiter gibt’s heute nicht mehr. Leute, die so lange dabei sind, sind zu teuer. Die wollen womöglich Gehaltserhöhungen und was weiß ich noch alles. Nein, die mag kein Mensch mehr bezahlen. Wer heute am Frankfurter Flughafen Luftsicherheitsassistent ist, war das in den seltensten Fällen vor zwei Jahren auch schon, und vor fünf Jahren war er es erst recht nicht. Und obwohl ich langsam so auf die fünfzig zu altere, bin ich da auch keine Ausnahme gewesen. Ich bin so was wie ein beruflicher Rumtreiber. Man kann auch sagen: Vom Lebenslauf her bin ich meiner Zeit voraus.
Ich bin so flexibel, wie der Arbeitsmarkt noch gar nicht ist.
Gelernt habe ich Bäcker, in einer
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