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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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Cartier-Ohrringe Ihrer Frau in Wahrheit aus einem Kaugummiautomaten gezogen haben, sorgen Sie unauffällig dafür, dass die Gute die Teile ablegt, bevor sie durch die Torsonde geht. Wenn Sie Ihren Freundinnen vorgeschwindelt haben, Ihr Bijou-Brigitte-Armband sei von Armani, dann vor der Kontrolle runter damit!
    Meine Kollegin Judith suchte die Dame also nochmals mit der Handsonde ab und die bestätigte mit viel lautem Gejaule aufs Neue an jedem Schmuckstück exklusiv: echt Blech. Dann ging unser lackierter Augenstern vor zum Nachschautisch. Ich bestaunte das Schauspiel und hatte den Eindruck, dass irgendwas an der Zusammenstellung des Gesamtpakets anders war als vorher. Ich sah mich um und fragte:
    » Wo is’n der Hund?«
    Der Hund war nirgends zu sehen. Aber aus unserem Röntgengerät kam ein gedämpftes » Waffwaff«. Und Lady Mallorca wandte sich mit einem souveränen Abwinken zu mir um und meinte beiläufig: » Ach, den hab ich doch in den Koffer gesperrt. Der beißt nämlich gern ein bisschen.«
    Die Bleimanschetten des Durchleuchtungsgeräts wichen zur Seite, und ein Koffer kam langsam und dumpf bellend auf mich zugerollt. Ich machte ihn vorsichtig auf. Drinnen saß tatsächlich der Hund auf den Klamotten und glotzte hechelnd zu mir herauf. Ich sah mir das überreife Blondchen an, dann den Hund und überlegte, wer von beiden wohl verstrahlter war. Der Hund lag knapp vorne, nachdem das ganz offensichtlich nicht seine erste Reise durch das Röntgengerät gewesen zu sein schien. Die Dame nahm gelassen den Koffer mit dem Hund und stolzierte weiter zu ihrer Maschine.
    Komischerweise waren so ziemlich die einzigen Tiere, die ich selbst auf dem Monitor gesehen habe, quadratisch. Es war ein Transitflug, ich saß an der Transitkontrolle, und ich hielt die Tiere zunächst überhaupt nicht für Tiere. Es sah von der Größe her aus wie fünf Ritter-Sport-Schokoladentafeln übereinander, aber mit ganz präzisen Kanten und auf dem Monitor stockschwarz, also definitiv keine Schokolade, sondern irgendetwas aus sehr dichtem, anorganischem Material. Denn schwarz wird’s immer, wenn die Röntgenstrahlen kapitulieren. Also sagte ich zu Judith, die nach mir als Nachschaukraft an der Reihe war:
    » Schau dir das mal an… was ist das denn…?«
    Bedrohlich wirkte es vom Monitorbild her nicht, vielleicht war’s ja auch nur eine neue Form von Edel-Lego, Judith griff also zu, und ich wollte mich schon der nächsten Tasche widmen, als ich sie entsetzt aufschreien hörte. Dann ließ sie das Ding fallen und sprang panisch vom Nachschautisch zurück. Und wie ich die Lage einschätzte, hätte ich das an ihrer Stelle womöglich auch so gemacht.
    Die Tasche enthielt Mitbringsel aus Thailand. Vogelspinnen, tot und in Plexiglas gegossen. Ich brauch so was ja nicht auf dem Schreibtisch. Und diese hier würden auch nicht auf einem Schreibtisch enden, weil wir sie beschlagnahmen mussten. Vogelspinnen unterliegen dem Washingtoner Artenschutzabkommen. Nicht alle Arten sind wirklich gefährdet, aber wenn man sie ein- oder ausführen will– egal ob in lebendem oder totem Zustand–, muss man ihre Herkunft nachweisen und dass man mit ihrer Ausfuhr dem Bestand nicht schadet. Deswegen blieb auch der Kobraschnaps bei uns.
    Den gibt’s ja auf den Philippinen, in Südkorea, vor allem aber in Thailand, der gilt da als Medizin. Dabei wird der Schnaps nicht aus Kobras gemacht. Die brauen nämlich zuerst ihren Schnaps aus etwas anderem, anschließend wird die Kobra drin ersäuft oder woanders ersäuft und dann dazugesteckt. Die Schlange ist sozusagen als Würze drin oder als Gag. Und ein Schluck davon, das schwören eine Menge Menschen in Asien, macht Blinde sehend, Lahme gehend und hilft besser gegen Pickel als Clearasil. Aber nicht bei uns.
    Bei uns geht man so nicht mit Schlangen um, und mit Kobras schon gar nicht. Denn die sind ebenfalls geschützt. Und als mir dann tatsächlich mal so ein riesiges Fünf-Liter-Gurkenglas mit Kobra und Schnaps auf den Nachschautisch kam, hab ich dafür gesorgt, dass es aus dem Verkehr gezogen wurde.
    Andererseits darf man, wenn man tatsächlich einen Herkunftsnachweis vorlegen kann, die erstaunlichsten Dinge mitnehmen. Wir haben mal bei einem Passagier das Horn einer Oryx-Antilope gefunden, und wir reden hier nicht von einem Hörnchen, sondern von einem wirklich beeindruckenden Teil, knapp einen Meter lang. Wenn man einen Nordic-Walking-Stab in der Länge mitnähme, müsste man ihn bei uns abgeben, weil er bei

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